Wer von uns möchte nicht mehr Geld haben?! Auch der Verein Kulturzentrum Marstall möchte, und zwar statt der bisher jährlichen 80.000 € nunmehr 84.000 €, was meint: so viel, wie er bereits in 2010 und 2011 bekommen hat, bevor die Stadt zum Sparen aufgerufen hatte. Und so soll es am kommenden Montag in der Versammlung der Stadtverordneten beschlossen werden. Und angesichts allgemeiner Preissteigerungen scheint die Rechnung nachvollziehbar zu sein.
Eines jedoch ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie ich noch schwach in Erinnerung habe, sollte der Verein zur eigenen Kostenreduzierung beitragen, bzw. Mehrerlöse erwirtschaften. Und so wollte der Verein denn auch den Marstall für Veranstaltungen vermieten, die mit Kultur nichts zu tun haben. Jedenfalls nicht mit schöngeistiger. Auch ist für mich nicht erkennbar, dass sich aus dem Bühnen-Programm des Marstalls sichtbare Mehrerlöse ergeben haben, obwohl man doch immer wieder von ausverkauften Vorstellungen hört.
Aber wir wissen ja: Bei Kunst und Kultur zahlt immer irgendwer drauf. Und bei Theatern auch derjenige, der dort gar nicht hineingeht – wenn wir uns die städtischen Bühnen der Freien und Hansestadt Hamburg mal vor Augen führen. Warum also sollte es da beim Marstall anders sein, zumal die aufregendsten Vorstellungen dort kostenlos für die Zuschauer sind, nämlich die Meetings der Stadtverordneten plus Verwaltung.
Aber schauen wir auf die Freie und Geisterstadt Ahrensburg! Der eigentliche Grund für diesen Blog-Eintrag ist der Passus in der STV-Beschlussvorlage des Bürgermeisters und also lautend:
„Der Verein übernimmt im Gegensatz zu anderen Kulturvereinen – wie z. B. Theater und Musik in Ahrensburg e. V. oder der Niederdeutschen Bühne „Stormarner Speeldeel“ – neben der Programmplanung und Ensemblearbeit auch die Durchführung der Veranstaltungen (z. B. inklusive Bühnentechnik, Hausmeister, Reinigung etc.) und bewirtschaftet die überlassene Liegenschaft (Reithalle, Foyer, Remise, Nebengelasse und Mehrzweckplatz) ganzjährig.“
Hierzu meine Anmerkungen als Bürger: Während die genannten anderen Vereine einen ehrenamtlichen Leiter haben, beschäftigt der Kulturverein Marstall einen Programmmanager, der dort meines Wissens nach hauptberuflich arbeitet und vermutlich auch entsprechend bezahlt wird. Und wenn man das Jahresgehalt des Mannes schätzt inkl. der steuerlichen Abzüge etc., dann sieht man auch, wo ein erheblicher Teil der fehlenden 84.000 € bleibt – ich meine zum Vergleich mit den anderen Vereinen, die sich nicht die riesige Blow-up-Werbung an der Stadtbücherei leisten können.
Und noch etwas: Der Verein bewirtschaftet auch die Remise, die sie im vergangenen Jahr zum Freundschaftspreis von der Stadt angemietet hat. Frage: Erwirtschaftet der Verein damit kein Geld?
Und noch etwas bewirtschaftet der Verein, nämlich den Veranstaltungsplatz, der im Antrag des Bürgermeisters als “Mehrzweckplatz” ausgewiesen wird. Für Nichteingeweihte: Das ist der Parkplatz hinter dem Marstall, der offiziell nicht Parkplatz genannt werden darf, weil Zuschüsse des Landes dieses untersagen. Und wie bewirtschaftet der Kulturverein Marstall den Mehrzweckplatz? Okay, bei Veranstaltungen parken dort Autos auf der Luxusfläche. Allerdings nicht nur die Autos von Besuchern des Marstalls, sondern auch die Autos von Gästen des Park Hotels. (Frage: Kassiert der Bewirtschafter dafür beim Hotel?)
Und ansonsten? Warum passiert sonst nix auf dem Mehrzweckplatz? Lässt sich der nicht vermieten – zum Beispiel für kommerzielle Flohmärkte? Oder für Veranstaltungen á la Weinfest und Oktoberfest oder zum Beispiel Frühlingsfest? Oder für Kinderfeste? Oder für einen Kunstmarkt, der dort zweimal im Jahr open air stattfinden könnte. Genauso wie ein Markt für Kleiderstoffe, wie es den zum Beispiel in Hamburg unter freiem Himmel gibt, und zwar genauso gut betucht wie besucht.
Ich vermute, dass eine solche Bewirtschaftung für den Programmmanager unter seinem eigenen Niveau ist. Aber Geld verdienen lässt sich damit in jedem Fall, denke ich. Und dieses Geld könnte man beim Zuschuss sparen und für andere soziale und kulturelle Zwecke ausgeben.
Oder mache ich einen Gedankenfehler? Was denken denn Sie…?
Hallo Herr Dzubilla,
kann es sein, dass Sie in dieser ach so närrischen Zeit die Veranstaltung verwechseln ?
Ich weß, dass Ihr Stadtparlament nicht im Rathaus, sondern in einer ehemaligen Reithalle parliert.
Und ein Parlament tagt immer in Sichtweite des Versammlungsplatzes aller Bürger und Demokraten. Somit ist der von Ihnen als “Mehrzweckplatz” bezeichnete Platz eigentlich ein “Rathausplatz”. Und in dem Reithallenhaus erhalten alle Bürger den gewünschten Rat.
Sie wissen doch noch, dass der Parkplatz gegenüber Ihrem Rathaus früher einmal Rathausplatz genannt wurde ? In unseren modernen Zeiten parken auf derartigen Plätzen immer Automobile – egal, ob sie in Ahrensburg auf einem Mehrzweckplatz oder einem Rathausplatz stehen.
Was sollen da auch Bürger rumstehen ? Ein “Maidan” wird im ach so demokratischen Ahrensburg doch nun wirklich nicht benötigt – oder ?
Hermann Jochen Lange, Ammersbek
Lieber Herr Dzubilla,
Der Bau dieses so genannten Mehrzweckparkplatzes kostete 800 000 Euro! Eine klare Verschwendung von Steuergeldern!
Gruß
Thomas A.
Was ist eigentlich genau aus der Remise geworden ? Früher, so meine ich mich zu erinnern, gab es dort ein kleines Lokal mit überschaubarer Speisekarte und sehr überschaubaren Gästezahlen, so mein Eindruck. Irgendwann wurde dann umgebaut, und nun sieht dort nichts mehr nach Lokal aus, die Fenster sind mit Gardinen verhangen. Was befindet sich dort nun ? Abstellräume ? Büros ? Vermutlich nichts, mit dem sich Geld erwirtschaften läßt.
http://www.szene-ahrensburg.de/2013/06/stuhle-spenden-fur-den-marstall/
Hallo Herr Dzubilla,
Ich glaube, ich habe mich zum Thema Veranstaltungsplatz hinter dem Marstall schon mehrfach auch bei Ihnen geäußert. Ich tue es gerne noch einmal. Der Umbau des Platzes wurde gegen die Stimmen von Bündnis 90 / Die Grünen beschlossen. Ein Hauptargument waren mal wieder Fördergelder. Ich kann mich erinnern, dass mal zu einer Fußball-WM (wahrscheinlich 2006) dort auch Public Viewing stattfand. Ein Anwohner beschwerte sich und bekam gerichtlich Recht. Seitdem dürfen dort keine Veranstaltungen mehr stattfinden.
Bündnis 90/Die Grünen hatten die Verwaltung angefragt, warum denn nicht wenigstens eine Parkschranke gebaut werden kann, damit zumindest Parkeinnahmen generiert werden können und somit der Multifunktionsplatz nicht zum kostenlosen Zweitparkplatz für benachbarte Hotels degradiert wird. Die Antwort war: Man könne das nicht tun, weil dann die Fördergelder zurückgezahlt werden müssten.
Der Multifunktionsplatz ist somit ein Rohrkrepierer und kann in keiner Weise zur Kostendeckung dienen. Leider!
Lieber Herr Schubbert – vielen Dank für Ihre Hinweise, die mir in der Sachlage bekannt sind. Aber genau wie der Marstall vom Kulturverein bewirtschaftet wird, genauso muss (!) der Verein auch den Platz bewirtschaften – allerdings nicht als kostenlosen Parkplatz. Was spricht gegen Flohmärkte, Kunstmärkte, Automärkte, Weihnachtsmärkte, Kinderfeste etc., wo die Standgebühren zur Kostendeckung in den Marstall fließen? Wenn Abendveranstaltungen wegen Lärmbelästigung nicht möglich sind, dann muss man eben über Tagesveranstaltungen nachdenken. Aber gar nicht drüber nachdenken, ist meiner Meinung nach eine Veruntreuung von Steuergeldern, die in diesen Platz geflossen sind. Leider!
Ja, und wenn der Marstall-Verein nicht in der Lage ist, den Veranstaltungsplatz mit Veranstaltungen zu bewirtschaften – wozu hat die Stadt dem Verein denn diesen Platz überhaupt überlassen…?
In der Vorlage des Bürgermeisters zur Stadtverordnetenversammlung – federführend Frau Haebenbrock-Sommer – ist zu lesen: “Der Verein … bewirtschaftet die überlassene Liegenschaft Mehrzweckplatz ganzjährig”. Da könnte der eine oder andere Stadtverordnete sich durchaus erkundigen, was diese Bewirtschaftung an Erlösen bringt.
Lassen sich diese 800.000 Euro belegen? Die Rendite dafür ist ohnehin verloren.
Wenn der Platz geschlossen und nur zu StVV sowie einnahmeträchtigen Sonderveranstaltungen geöffnet wird, ließen sich möglicherweise Instandsetzungs- und ggf Beleuchtungskosten einsparen. Mal schau`n, wer dann kommt und muckt.
Wolfgang König
Dabei fällt mir ein: Das Krankenhaus Großhansdorf wird wohl für das Fällen von drei mächtigen Buchen ohne Genehmigung Ersatz beschaffen müssen. Die Stormarnbeilage berichtete, dass dort drei gleichwertige (große) Buchen gepflanzt werden sollen. Was ist eigentlich mit den Bäumen, die links neben dem Marstall ebenfalls ohne Genehmigung gefällt wurden? Ist Verzicht auf Ersatz ebenfalls ein Geschenk der Stadtverwaltung?
Hallo, Herr König,
Die Kosten für diesen Parkplatz liefen auf im Rahmen der so genannten Stadterneuerung, initiiert und durchgeboxt durch den damaligen Bauamtsleiter und weitgehend “abgenickt” durch die Stadtverordneten. Im gleichen Zug wären zu nennen: mehr als 2,5 Millionen Euro für die “Erneuerung” der Großen Straße , dazu zusätzlich 400 000 Euro für die Versetzung eines Brunnens in der Großen Straße , usw. usf.
Wenn Sie die Zahlen nicht kennen, fragen Sie doch Ihre Fraktionskollegen oder schauen Sie nach in den Sitzungsunterlagen in der Stadtbücherei.
Viele Grüße
Thomas A.