Die BürgerStiftung möchte “Vorlesestunden in Kindertagesstätten und Grundschulen in der Region Ahrensburg” fördern. Dazu gehören ehrenamtliche Vorlesepaten und entsprechende Einrichtungen in Kindertagesstätten und Grundschulen. Das ist eine genauso lobens- wie ehrenwerte Tätigkeit.
Gerade fand ich einen kleinen Prospekt der BürgerStiftung zum oben genannten Thema. Und hier las ich das Wort “Lesespaß wie folgt gedruckt: “LeseSPAß”. Und weil SPA für Gesundheits- und Wellnesseinrichtungen steht, passt der Begriff durchaus im Zusammenhang mit Lesen, denn Lesen sorgt für einen gesunden Geist, der in einem gesunden Körper stecken soll.
Mit Blick auf das Faltblatt könnte nun jemand kommen und sagen: “Dzubilla, Sie sehen wohl nicht richtig! Dort geht es nicht um SPA, sondern das Wort ‘Lesespaß’ ist einfach nur typografisch getrennt nach “Lese” und ‘Spaß’!”
Das ist wohl richtig. Und trotzdem falsch. Denn ein ß in Versalbuchstaben gibt es nicht, es wird dort als SS geschrieben, also: LeseSPASS.
Und warum ist es so beim ß, dem deutschen Buchstaben? Ich erkläre es Ihnen an einem genauso plastischen wie realen Beispiel. Neulich, am Valentinstag, gab es im Alstertal-Einkaufszentrum eine “TULPEN-VERSCHENKAKTION”, und zwar eine “GROBE” – wenn Sie sich das Schuld dort im Tulpenbeet bitte mal anschauen wollen!
Natürlich steht dort nicht “GROBE”, sondern “GROßE”, was “GROSSE” meint. Aber der flüchtige Leser liest im Vorbeigehen eben “GROBE”.
Noch einmal zurück zur Aktion der Bürgerstiftung. Ich lese: “Über 50 Menschen engagieren sich aktuell ehrenamtlich im Rahmen der Stiftung”. Was meint: Sie arbeiten gratis und bekommen dafür leuchtende Kinderaugen als Geschenk. Aber: Wenn ein Kinderbuchautor eine Lesestunde macht, dann kostet das lese und staune: 500 Euro!
Dabei sind Kinderbuchautoren die einzigen Beteiligten (mal abgesehen von den Kindern), die etwas von ihrer Arbeit haben, nämlich: Werbung für sich und ihre Bücher. Und sie merken beim Vorlesen, auf welche Stellen die Kids besonders abfahren, sodass der Autor für sein nächstes Buch wichtige Erkenntnisse bekommt aus seinen Lesungen vor seiner Zielgruppe. Dafür müsste der Kinderbuchautor eigentlich an die BürgerStiftung zahlen und nicht umgekehrt.
Hallo, Herr Dzubilla,
das “ß” ist schon ein sonderbarer Buchstabe. Er heiszt “Eszett” und ich habe ihn auch schon oft so als “sz” geschrieben gesehen. So ist er auch für die Groszschreibung geeignet.
Die deutsche Rechtschreibkommission wurde im letzten Jahrhundert oft und lange angefeindet und hat offenbar keine Rechtsberatung in Anspruch genommen, denn sonst wäre das ß durch SZ ersetzt worden.
Die BürgerStiftung hat rechtlich korrekt gehandelt und in “Spaß” das Eszett nicht mit diesen beiden gleichartigen Buchstaben geschrieben wie Sie. In Östereich und in der Schweiz und überall im Ausland kann man Spasz mit diesen beiden gleichen Buchstaben schreiben. Hier in Deutschland ist das möglicherweise strafbar. Da hört der Spasz auf.
Sehen Sie hierzu StGB § 86 und § 86 a (ff).
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang König