Liebe Praktikanten der Stormarn-Beilage! Heute habt ihr mich aber wieder mal erschreckt. Mit eurem Aufmacher: “Todesangst im Traumurlaub”. Da habe ich mich spontan gefragt: Oh je, was ist passiert im Kreise Stormarn? Hat hier jemand Urlaub gemacht und ist von einem Raubmörder überfallen worden? Oder umzingelt von wilden Bestien, wie zum Beispiel den Wölfen, die durch unsere Heimat schleichen und Jagd machen auf Urlauber…?
Dann fällt mein Blick auf das Foto, das von Zerstörung zeigt. Um der Unterzeile entnehme ich, dass es sich hier um ein Hotel handelt, das von einem Tornado zerstört wurde.
Eine Tornado im Kreis Stormarn? In dieser Woche…? Davon habe ich gar nichts mitbekommen! Aber nein, nicht über Ahrensburg tobte dieser Wirbelsturm, sondern in der fernen Türkei war das. Mit anderen Worten: Hier wird im Aufmacher (!) der Stormarn-Beilage über ein Ereignis berichtet, das in der Türkei stattgefunden hat. Am 17. Oktober, also vor gut einer Woche! Und warum steht dieser Bericht heute als Aufmacher (!!!) der Regionalbeilage Stormarn im Hamburger Abendblatt…? Ganz einfach: Unter den zahlreichen Gästen in dem Hotel in der Türkei waren zufälligerweise auch drei Personen, die im Kreis Stormarn wohnen. Und die haben nach der Katastrophe nur noch ein Ziel: Nach ihrer Todesangst stellen sie Regressansprüche, und zwar wegen schlechterer Ersatzunterkunft für die restlichen Tage ihres Urlaubs nach dem Tornado! Und sie können nun den Bericht der Stormarn-Beilage an die TUI schicken als Beweis für ihre Forderungen.
Liebe Praktikanten, hat Euch denn niemand erzählt, was eine Regional-Beilage (nicht: Regionalzeitung!) ist? Eine Regional-Beilage berichtet aus der Region, aus der sie kommt. In diesem Falle aus dem Kreise Stormarn. Und wenn morgen in China eine Reisschaufel umfällt und genau auf die Füße der Urlauberin Emma Pachulke aus Witzhave, die daraufhin Ersatzansprüche bei der Chinesischen Botschaft in Deutschland stellt, weil sie eine Tube Schmerzsalbe hatte kaufen müssen, dann ist das eine Woche später kein Aufmacher für eine Regional-Beilage für den Kreis Stormarn, die sich vielmehr um regionale Belange aus der Redaktion kümmern sollte.
Klar ist ein Tornado in der Türkei ein Ereignis. Aber die deutschen Urlauber sind unverletzt geblieben. Und darüber hätte keine einzige Silbe in der Stormarn-Beilage gestanden, wenn die drei Urlauber nicht zufällig aus Stormarn gekommen wären. Und wenn wieder mal was Ähnliches passiert, dann bitte im Innenteil und erheblich schmaler, denn in dem riesigen Bericht steht eigentlich nur Blabla über Menschen, die auch aus Hamburg hätten kommen können. Oder Reinbek.
Mit freundlichen Grüßen vom Hamburger Abendblatt-Leser Dzubilla
Die Redaktion hat den Tornado auch zum Anlass genommen, in den “Kinder-Nachrichten” über einen Tornado zu informieren.
Was wiederum nachvollziehbar ist, da ein Tornado für kleine Kinder interessanter ist als “Regressansprüche”! 😉