Kirsten Martensen ist tot. Ich habe zwei Tage gebraucht, um diese Nachricht zu begreifen und gedanklich zu verdauen. Ich hatte die Bargteheider Theaterchefin näher kennengelernt im Jahre 2001; und bald darauf hat sie mir das Du angeboten. Darauf war ich sehr stolz.
Im Januar 2002 habe ich einen eigenen Vortragsabend im „Kleinen Theater“ in Bargteheide gemacht. Im voll besetzten Foyer bei Speis’ und Trank und mit Sven Selle am Piano. Zum ersten Mal hatte ich vor Publikum gesungen, was mehr komisch als musikalisch gewesen ist, aber die Theater-Chefin erklärte mir: „Das war kabarettreif!“
Das komplette Eintrittsgeld habe ich Kirsten geschenkt für das Theater, das immer Geld gebraucht hat. Und bald darauf habe ich noch einmal im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung mit vielen Künstlern auf der Bühne gestanden zugunsten des Hauses. Und als Auktionator versteigerte ich Bilder und Sachen aus dem Fundus des Kleinen Theaters. Ich habe damals eine sehr glückliche Kirstin Martensen erlebt.
Nein, ich will nicht zuviel über mich berichten, sondern nur erklären, dass mich viel mit Kirsten Martensen verbunden hat. Leider sahen wir uns später nur noch selten. Um die Weihnachtszeit habe ich zweimal die „hauseigenen“ Kinder-Vorstellungen besucht. Und La-Le-Lu. Und das Oldie-Kabarett, natürlich. Und ich habe Kirsten erklärt: „Wenn ich auch so alt bin wie Deine Mama, dann komme ich zu Euch auf die Bühne und mache mit bei Deinem Oldie-Kabarett!“ Kirsten guckte mich über den Rand ihrer Brille an und sprach: „Aber Dir ist klar, dass Du dich dort unterordnen musst…?!“
Das war mir klar: Texte verändern und improvisieren – ne, das gab’s bei Theaterchefin Martensen nicht! Disziplin war angesagt, wenn man bei ihr zwecks Karriere auf die Bretter wollte, die die Welt bedeuten.
Bei meinem letzten Besuch in Bargteheide habe ich ihr das komplette Dutzend Hörspiele vom Ahrensburger Schlossgespenst „Schubiduu…uh“ mitgebracht und ihr gesagt, sie könne daraus was für ihre Kinderbühne machen. Sie wollte darüber nachdenken. Aber ich habe ihr Misstrauen gespürt, denn sie hat mir offensichtlich nicht abgenommen, dass ich ihr textlich und dramaturgisch völlig freie Hand gelassen hätte. Das brauchte sie einfach für ihre Arbeit, denn sie war nicht nur Theaterchefin und Regisseurin, sondern auch Autorin und Dramaturgin in einer Person. Immerhin hat sie mir abgenommen, dass ich keine Lizenzen von ihr verlangt hätte.
Nun ist Kirsten Martensen nicht mehr bei uns. Sie ist von der Bühne des Lebens abgetreten und sitzt nun ganz hoch droben in der himmlischen Loge. Sie, die so voller Elan und Lebensfreude gewesen ist, dass jeder gedacht hat, sie würde ewig leben. Aber sie ist jung gestorben. Viel zu jung. Sicher kann jemand das Kleine Theater weiterführen, aber ersetzen kann sie niemand. Und ich bin traurig und fühle mich tief unwohl, weil ich in den letzten Jahren viel zu wenig in Kirstens Kleinem Theater in Bargteheide gewesen bin.
Gedanklich bin ich bei Ihnen!
Frau Martensen war so prägend für das Kleine Theater wie Ida Ehre für die Kammerspiele – tröstlich, dass es die noch gibt.
Ida Ehre ist 1989 gestorben.
Das “die” bezieht sich auf die Kammerspiele, nicht auf Ida Ehre.
Tröstlich finde ich, dass das Theater die Prinzipalin überlebt hat.
Es ist sehr tragisch :'( meine aller liebste Theaterlehrerin ist TOT ich weis noch nicht wie ich damit umgehen soll 🙁 sie war wie eine 2. Oma 🙁
Ich vermisse dich Kirsten