Niemand wird mir nachsagen können, dass ich unseren städtischen Politikern immer mit bedingungslosem Respekt begegnet bin. Aber ich habe Respekt vor den Damen und Herren, die sich an ihrem Feierabend in die Ausschüsse und Versammlungen der Stadtverordneten setzen und bis in die Nacht hinein über das Wohl und Wehe unserer Stadt nachdenken, verhandeln und entscheiden. Und alles ohne eine angemessene Entlohnung.
Zum Beispiel gestern Abend im Bau- und Planungsausschuss. Der begann sein Meeting im Rathaus zeitgleich mit dem Anstich des Bierfasses auf dem Ahrensburger Oktoberfest. Und sicher wären die meisten der Ausschuss-Mitglieder viel lieber zum Bier ins Festzelt gegangen wie Bürgermeister Michael Sarach, statt im 6. Stock des Verwaltungsgebäudes bei Wasser zu sitzen und über die Probleme der Stadt zu debattieren. Und so mussten die Damen und Herren sich im Rathaus einen Vortrag über “Stadtverkehr Ahrensburg” (Linienbus) anhören mit der Vorstellung einer gutachterlichen Stellungnahme und Festlegen der Linienführungen.
Ich selber habe bei diesem Vortrag hauptsächlich Bahnhof verstanden und u. a. erfahren, dass der Bus vom Gartenholz zum badlantic an einer möglichen “Rendezvous-Anlage am Rathaus” halten soll, wo die Fahrgäste dann umsteigen müssten in einen anderen Bus oder – besser gleich mit dem Fahrrad hätten fahren sollen. Aber ich muss das alles ja auch gar nicht verstehen. Und die Damen und Herren im Ausschuss haben das sicher auch nicht in toto verstanden und müssen nun noch einmal in Ruhe darüber in den Fraktionen nachdenken. Entscheiden dürfen die Mitglieder ohnehin nicht; ihre Beschlüsse sollen aber die Verwaltung dazu veranlassen, auf die Entscheidungen des Kreises einzuwirken.
In der Einwohner-Fragestunde hat der Einwohner Dzubilla gefragt: “Ist das Grundstück, wo früher mal das Hotel Lindenhof gestanden hat, schon verkauft? Und falls nein: Was kostet das?”
Aus den zögerlichen Antworten hat sich herauskristallisiert: Nein, es ist noch kein Kaufvertrag unterschrieben. Und den Verkaufspreis konnte oder wollte mir auch keiner verraten, aber im Finanzausschuss wäre die Summe sicher bekannt. Und dort werden laut Aussage von Bauamtsleiterin Andres zur Zeit auch “die Verträge diskutiert”.
Und damit zum Beschlussvorschlag “Lindenhof”, der gestern auf der Tagesordnung stand. Der Vorsitzende Hartmut Möller (SPD) stellte die Eingangsfrage: “Warum verhandeln wir das, obwohl noch kein Kaufvertrag vorliegt?” Antwort von Tobias Koch (CDU): “Es ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass wir nicht beraten können, bevor ein Kaufvertrag vorliegt.” Und so gingen die Ausschuss-Mitglieder denn in die Beratungsverhandlung.
Ich will jetzt nicht versuchen, die stundenlange Diskussion wiederzugeben, sondern berichte kurz: Änderungsanträge der FDP wurden mit Abstrichen angenommen. Rafael Haase (SPD), einer der wortgewaltigsten Stadtverordneten von Ahrensburg, wiederholte noch einmal vehement, was alle schon mehrfach von ihm gehört haben: Bei allem Streben nach Gewinn solle die Stadt ihre Hand auf dem Lindenhof-Grundstück behalten, weil die Verkehrssituation am Bahnhof (Stichwort: Zentraler Omnibus-Bahnhof) für die kommenden Jahre noch gar nicht überschaubar ist. Und: Alle Vorgaben der Stadt würden den Investor in eine Zwangslage versetzen. Kurzum: Der Beschlussvorschlag der Verwaltung sei, so Rafael Haase: “grober Unfug zur jetzigen Zeit.” Weiterlesen