Und wieder ist eine neue Ausgabe der „Bürgermeister-Werbe-Postille“ unter dem Namen “Rathaus Journal” erschienen, mit der sich eine Hamburger Agentur durch die darin massiv abgedruckte Werbung eine goldene Nase verdient. Das Blättchen (Druck: sh:z das Medienhaus, wo auch der MARKT erscheint) lag heute dem MARKT bei, was der Beliebtheit des Bürgermeisters im dortigen Verlag sicher keinen Abbruch tun wird. Und inhaltlich spottet die Postille mal wieder jeder Beschreibung.
Ich will hier nicht auf einzelne Beiträge eingehen, denn dort steht absolut nichts Wichtiges drin, was nicht schon vor Wochen in der Presse gestanden hat. An dieser Stelle bringe ich nur ein paar Highlights im negativen Sinne:
Auf der Titelseite wird angezeigt: „Lebenswertes Ahrensburg“ mit der Unterzeile: „Im neuen Baugebiet Erlenhof Süd rollen die Bagger“. Frage: Sind rollende Bagger wirklich das „Lebenswerte“ in Ahrensburg? Oder sind es die Wohnungspreise auf dem Erlenhof, die für viele Wohnungssuchende unbezahlbar sind…?
Zweites Thema auf der Titelseite: „Kommunalwahlen – Das sind die neuen Stadtverordneten – Seite 10“. (Wir erinnern uns: Die Wahl war im Juni dieses Jahres.) Und blättert man auf die angeführte Seite 10, dann ist dort gar nicht die Rede von Stadtverordneten, denn es ist eine Seite mit Schleichwerbung und einer Anzeige.
Ebenfalls auf der Titelseite zu lesen: „Ausgezeichnet – So gut kann Schule heute aussehen! Seite 14“. Allerdings: Auf der Seite 14 steht überhaupt nichts davon. Auf den Seiten 16 – 18 findet man allerdings einen Bericht über eine Schule, die „Vorbildfunktion“ hat und „zeigt wie gute Schule heute aussehen kann“. Diese vorbildliche Schule jedoch – halten Sie sich bitte fest, liebe Bürger von Ahrensburg! – gibt es gar nicht in der Stadt Ahrensburg, wo Schülerinnen und Schüler in der Selma-Lagerlöf-Schule in Winterjacken im Unterricht sitzen müssen, um nicht zu frieren. Sondern: Im „Rathaus Journal“ von Ahrensburg (!) wird auf drei Seiten (!) über eine Schule in – Bargteheide (!) berichtet…!
Wie schon in den vorangegangenen Ausgaben gehen redaktionelle Beiträge und Werbung im „Rathaus Journal“ auch in der neuen Ausgabe querbeet ineinander über, ohne dass Werbebeiträge ausdrücklich als „Anzeige“ gekennzeichnet werden. Womit die Leser verarscht werden, und weshalb das gem. Pressegesetz unlauter ist. Doch was kümmert es den Verwaltungschef, denn wo kein Kläger klagt, dort richtet auch kein Richter. Und der MARKT als direkter Wettbewerber vom “Rathaus Journal” wird aus bestimmten Gründen – siehe oben! – weggucken.
Der Bürgermeister ist viermal im Blatt abgebildet, wenn ich das richtig gezählt habe. Einmal hält er seinen Kopf sogar in einem Werbebeitrag hin. Auch der Comic „Unser Muschelmann“, mit dem der Bürgermeister bei den Bürgern um Sympathie für das blaue Plastik-Monstrum seiner Parteikollegin Pepper (SPD) werben will, ist ebenfalls wieder im Blatt. Und wenn ich schon beim letzten Mal gedacht hatte, dieser Strip ist an Primitivität kaum noch zu unterbieten, dann belehrt mich Herr Sarach schon wieder eines Schlechteren.
Das „Rathaus-Journal“ wird mitfinanziert von der Stadt, und zwar indirekt durch Anzeigen: Eine ganze Seite von den Stadtwerken. Und eine Viertelseite vom Peter-Rantzau-Haus. Und eine halbe Seite vom badlantic.
V.i.S.d.P. (verantwortlich im Sinne des Pressegesetztes) ist laut Impressum: „Der Bürgermeister der Stadt Ahrensburg Michael Sarach“. Ob der auch an der Hamburger Agentur, die das Objekt produziert und die Verlags- und Anzeigenleitung in Händen hat, beteiligt ist, vermag ich nicht zu sagen. Wundern aber täte es mich allmählich nicht mehr. Sie vielleicht…?
Habe ich nicht gehört, dass die Mitarbeiter im Rathaus völlig ausgelastet sind, so dass dort keine personellen Einsparungen mehr möglich sind, Herr Sarach? Dann frage ich mich doch, wieso einige von den Damen und Herren noch soviel Zeit haben, dieses Anzeigenblatt zu erstellen? Oder machen sie das in ihrer Freizeit?
Die Stadt hat eine Website. Dort können alle wichtigen Informationen für uns Bürger gegeben werden. Insofern schließe ich mich der Frage von Dzubilla an: Kunkelt da jemand mit Daniela N. Barth, die mit ihrer Agentur schon für Ex-Bürgemeister Pepper (SPD) tätig war wie auch für den Stadtkämmerer Kienel in Sachen Stadtwerke? (Man wird ja wohl mal fragen dürfen 😉 )
Fragen dürfen Sie, lieber Herr Behnemann, aber Antworten werden Sie nicht bekommen. Jedenfalls nicht vom Pressesprecher der Stadt Ahrensburg, geschweige denn vom Bürgermeister. Aber damit beantworten sich Ihre und meine Fragen ja möglicherweise schon von allein.
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