Wann werden Schloss und Stadt endlich “entschlammt”…?

Bildschirmfoto 2013-09-02 um 22.21.45Gestern berichtete die Stormarn-Beilage darüber, dass unsere Stadtverordneten noch schnell mal 620.000 Euro locker machen sollen, damit Schlossherrin Dr. Ceynowa keine feuchten Füsse bekommt. Was meint: Der Schlossgraben soll entschlammt werden, da sonst die Pfähle, auf denen das Gebäude im Wasser steht, faulen könnten und das Schloss im Schlamm “versinken” würde.

Hiermit appelliere ich an die Stadtverordneten: Bitte, bewilligen Sie diesen Betrag nicht ohne Gegenleistung! Sondern stellen Sie eine Forderung an den Schloss-Verein, und zwar: Das Schloss muss innen auch entschlammt werden! Womit ich sagen will: Das Bild von Heinrich Carl von Schimmelmann muss umgehend entfernt werden!

Und dann sollte die Stadtverordneten-Versammlung einstimmig den Beschluss fassen, dass die Schimmelmannstraße in Ahrensburg so schnell wie möglich umbenannt wird, damit nichts mehr in der Stadt Ahrensburg an den Namensgeber erinnern soll!

Unbenannt-6Diese Forderung stelle ich nicht zum ersten Mal. Und jeder Ahrensburger, der etwas Anstand im Leibe hat, wird mir dabei zustimmen. Hierzu ein Hinweis, der gestern im Hamburger Abendblatt gestanden hat in einem Beitrag, wo es um „Menschenschinder als Namensgeber für Straßen“ geht und um eine Ausstellung im Hamburger Kusthaus, die sich mit gewalttätigen Kolonialherren beschäftigt – siehe den nebenstehenden Auszug!

Nach dem Kriege wurde in Ahrensburg die “Adolf-Hitler-Allee” umbenannt in “Große Straße”. Frage an Politik und Verwaltung: Warum trägt die “Schimmelmannstraße” bis heute immer noch den Namen eines Unmenschen, dessen Bild zudem in einem öffentlichen Gebäude hängt, das er mit Geld gekauft hat, das aus Sklavenhandel, Kinderarbeit und Waffengeschäften stammt? (Hängt dort vielleicht auch noch irgendwo ein Hitler-Bild, Frau Dr. Ceynowa…?)

Mich kotzt es schon lange an, in der Schimmelmannstraße zu wohnen. Und meinetwegen sollten die Grundfesten des Schlosses morsch werden und das Gebäude einfallen, als dass einem Mann gehuldigt wird, der ein ganz übler Verbrecher gewesen ist.

220px-Heinrich_Schimmelmann KopieÜber unserem Schloss, liebe Mitbürger, liegen dunkle Schatten. Die darf man nicht unter den Teppich kehren, wie viele das gern tun mit der Floskel: “Es waren damals eben andere Zeiten. Und die können wir nicht mit heutigen Augen betrachten.” Dem entgegne ich: Was für ein Unsinn! Mir solchen Argumenten lassen sich alle Taten von Gewaltherrschern und Tyrannen und anderen Verbrechern aus allen Epochen entschuldigen. Nein, liebe Leser, Schimmelmann war damals wie heute ein ganz übler Patron. Punkt.

Bitte, meine Damen und Herren Stadtverordnete: Zeigen Sie endlich Rückgrad und stimmen Sie gegen die Entschlammung des Grabens, bevor nicht das Schloss von Schimmelmann entschlammt wird und die Stadt von der Schimmelmannstraße! Vielleicht denken Sie daran: Mit 620.000 Euro könnte man auch Gutes tun für arme Menschen in der Schlosstadt, die sich nicht mal einen Besuch in diesem Schloss leisten können!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 2. September 2013

9 Gedanken zu „Wann werden Schloss und Stadt endlich “entschlammt”…?

  1. Observator

    Die Sparkassen-Stiftung will doch einen Teil vom Forst Hagen kaufen. Warum verkauft die Stadt Ahrensburg nicht stattdessen ihre Anteile am Schloss an die Sparkassen-Stiftung? Auf diese Weise würde sich am Schloss selber nichts ändern, wohl aber in der städtischen Kasse, denn aus der müssten wir dann dieses “Fass ohne Boden” (Tobias Koch) nicht mehr finanzieren mit dem Geld, das wir doch gar nicht haben! Und mit den Erlösen aus den verkauften Schloss-Anteilen könnte man prima Schulden tilgen.

  2. Behnemann

    Das Schlimme ist: Alle wissen, mit welchen Geldern der Herr Schimmelmann das Schloss vom verarmten Grafen Rantzau gekauft hat. Und trotzdem wird dem Sklavenhändler Schimmelmann mit der Benennung der Straße ein Denkmal gesetzt. Wie töricht und ungebildet müssen die Leute sein, die das entschieden haben. Und wie dickfellig sind diejenigen, die das nicht korrigieren wollen!!!

  3. Martens

    Gehört das Gewässer der Stadt? Und falls ja: Warum verkauft sie es dann nicht an die Sparkassen-Stiftung, denn die ist doch flüssig, oder?! 😉

  4. Horst Hilt

    Hallo Herr Dzubilla,

    da Sie in Ihrem Blog so manches Mal Wörter auf die Goldwaage legen, erlaube ich mir diese – nicht böse gemeinte – Anmerkung:

    Wenn Sie die Stadtverordneten auffordern, “Rückgrad” zu zeigen, dann werden Sie unter Umständen einen Effekt erzielen, den Sie so garnicht gewollt haben: Oder wollen Sie wirklich, dass sich die Stadtverordneten zu Kaltblütern entwickeln? Wozu Wikipedia wie folgt ausführt: “Als Kaltblüter bezeichnet man wechselwarme Tiere, also solche, die keine konstante Körpertemperatur aufweisen. Ihre Körpertemperatur entspricht nahezu der Temperatur der Umgebung. Sie sind bei Kälte weniger aktiv als bei Wärme”.

    Wobei man, nebenbei gesagt, durchaus den Eindruck haben kann, dass unsere Stadtverordneten vorwiegend im Kalten aktiv sind und sich schon dementsprechend entwickelt haben: Wenn ich da z.B. nur an die unendliche Geschichte von der “Befreiung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr” denke …

    Mit freundlichem Gruß

  5. Pingback: Schloss online: mit der Kreativität einer Heckenschere | Szene Ahrensburg

  6. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    Kaufmann Schimmelmann war kein Nazi (Überprüfung der Ahrensburger Straßennahmen im Rust – Jahr) und Sklavenhandel war schon seit Jahrtausenden weltweites Gewohnheitsrecht (ist so in etwa auch einmal von der Stadt zur Schimmelmannfeier gesagt worden, wodurch Schimmelmann geehrt blieb). Viele Menschen begaben sich für Schutz, Kleidung und Brot freiwillig in die Sklaverei wie sich viele Chinesen freiwillig die Testikel abtrennen ließen, um an den Kaiserhof in Lohn und Brot zu kommen.
    Die Verschlammung des Schlossgrabens ist erst erkannt worden, als die teure Fischtreppe (keine Sohlgleite) um 30 Zentimeter zu tief eingebaut wurde. Sicherlich wird nun die Fischtreppe angepasst. Wieviele Fische gelangen täglich über das Geröllfeld und über die hohen Stufen gegen die Strömung in den Schlossteich? Null! Und dann dieses hässliche Betriebshäuschen………..
    Nach dem Gutachten ist davon auszugehen, dass keine höheren Kosten als 620.000 Euro durch Kontaminierung (Sondermüllentsorgung) entstehen. Diese Kosten beziehen sich auf den Bereich des Schlossgrabens im Süden, Westen und Norden und ein Drittel des Schlossteiches im Osten (Eigentum des Schlossvereins – die Stadt macht`s) ). Die Entsorgungskosten für die gleich große Restmenge an Schlamm im Schlossteich betragen dann noch einmal rund 600.000 Euro. Wer trägt diese Kosten? Der Sclossverein als Eigentümer? Oder soll dieser Schlamm verbleiben?
    Und der Gewässerpflegeverband übernimmt künftig die Mehrkosten für die Schlossgraben- und Schlossteichpflege sowie den Betrieb der zusätzlichen Anlagen ohne Kostenerhöhung für Ahrensburg? Wir alle haben diesen Verein erlebt, als er mit Herrn Plöger uns Bürgern sehr tief in die Taschen greifen wollte.
    Mit vertraglichen Grüßen
    Wolfgang König

  7. Wolfgang König

    Hallo, Dzubilla,
    nicht dass Sie denken, dass ich für Sklaverei bin. Schimmelmann gehört ebensowenig in unser Straßenbild wie in Wandsbek. Mit der Aussage der Verwaltung über Schimmelmann war ich nicht einverstanden.
    In einer historischen Info-Sendung wurde berichtet, dass die Großreiche bis hin zu den fernen Inkas ohne Sklaven nicht hätten existieren können. Die Bewohner Roms waren zu 80 % Sklaven. Die Hilfstruppen der Legionen bestanden aus Sklaven. Selbst der Vatikan hielt Sklaven. Kastrierte Knaben mussten in Kirchen singen. Die Griechen hatten versklavte Knaben im Bett.
    Damals hat sich keiner über diese soziale Lage Gedanken gemacht. Das war damals natürlich. Aber da muss man heute keine schützende Beschönigungen darüber decken.
    Ich bin einmal mit einem Kollegen aus Afganistan (eingebürgert) zu einen Lehrgang gefahren. Auf den Weg habe ich ihm erzählt, dass er ein moderner Sklave sei. Fassungslosigkeit. Er steht früh mit Wecker auf, ist pünklich, schuftet den ganzen Tag, muss Leistung bringen, macht freiwillige Überstunden, bekommt eine knappe Belohnung. Was unterscheidet ihn von einem römischen Haussklaven? Das er Geld für Wohnraum, Kleidung und Ernährung bekommt statt Zuweisungen oder Lebensmittelkarten? Jahresurlaub? Man hat ihn nur in den Glauben versetzt, dass er das alles freiwillig tut. Nur Pensionäre sind einigermaßen frei.
    Und was ist mit unseren vielen Zeit- und Leiharbeitern, die im Akkord für ein paar Euro zehn Stunden schuften, in Massenunterkünften leben und sich keinen Arzt leisen können? Die denken, dass sie das alles freiwillig tun, um zu überleben. Das ist moderne Sklaverei. Wir haben noch immer Schimmelmänner.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang König

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Und das Brenneisen von Schimmelmann ertrugen die Sklaven mit Wonne, weil es alles Masochisten waren? Und das Auseinanderreißen von Eltern und Kindern vergleichen Sie mit Leiharbeitern…?

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