Thomas Bellizzi (FDP): Abrissbirne im Sommerloch (+ Update)

Im Jahre 1970 wurde das Ahrensburger Rathaus eingeweiht, und aus den Reihen der Bürger gab es damals Begeisterung und keinen Protest gegen die Architektur wie zum Beispiel nach der Einweihung vom City Center Ahrensburg, das im Jahre 2009 eröffnet wurde. Und Thomas Bellizzi (FDP) ist im Jahre 1982 geboren, also zwölf Jahre nach dem Bau des Rathauses und 27 Jahre vor dem Bau des CCA.

IMG_1841Wir schreiben das Jahr 2013. Es ist Sommer. Und im Sommer gibt es ein Loch in Sachen Nachrichten, welches man das Sommerloch nennt. Was hauptsächlich daran liegt, dass Urlaubszeit ist und die Politiker irgendwo am Strande oder im Garten liegen und nur “Familienpolitik” machen. Oder in Ahrensburg am Stammtisch sitzen und gesponserten Wein trinken.

In dieser Zeit der sauren Gurken hat ein Politiker, der in die Öffentlichkeit geht, die Medien-Bühne quasi für sich allein. Wie zum Beispiel der eingangs erwähnte Thomas Bellizzi. Und der nutzt die Zeit, um für sich und seine erklärte Absicht kräftig Werbung zu machen. Das Thema: Unser Rathaus darf auf keinen Fall unter Denkmalschutz gestellt werden, sondern es soll abgerissen werden (können), basta! Und er meint: Der Bürgerentscheid soll sich an den Bürgermeister richten. Und Michael Sarach soll die mehrheitliche Meinung der Bürger in die Tat umsetzen, wenngleich er selber heute bekundet, dass er für Denkmalschutz ist. (Und er muss es ja beurteilen können, der Herr Bürgermeister, denn er arbeitet schließlich in dem Gebäude.)

Thomas Bellizzi in der Stormarn-Beilage: “Uns ist natürlich klar, dass wir in Ahrensburg nicht direkt über den Denkmalschutz abstimmen können. Aber wir könnten die Verwaltung beauftragen, sich mit allen vorhandenen Mitteln dagegen zu wehren, etwa auf dem Rechtsweg. Es wäre außerdem ein starkes Signal an die Kieler Behörde, wenn sich eine breite Mehrheit in Ahrensburg gegen die Unterschutzstellung aussprechen würde.”

(Zwischen den Absätzen fällt mir ein: In Sachen Erlenhof hat Herr Bellizzi das Wort „Bürgerentscheid“ nicht in den Mund genommen! Und: Der Blaumann steht immer noch auf dem Rondeel!)

Die Stormarn-Beilage, deren Redaktion auch vehement für einen Abriss, bzw. gegen einen Denkmalschutz votiert, muss ich heute trotzdem loben. Denn sie zitiert immerhin auch eine Fachfrau, nämlich unsere Schlossherrin Tajana Ceynowa und berichtet: “Ein Denkmal in Ahrensburg ist das Schloss, es ist im Denkmalbuch des Landes Schleswig-Holstein eingetragen und auch als sogenanntes Denkmal von nationaler Bedeutung klassifiziert. Nach Aussage von Tatjana Ceynowa, der Geschäftsführerin der Schloss-Stiftung, floss in den vergangenen Jahren durchaus Fördergeld, sowohl von der Landes- als auch von der Bundesebene. Unter anderem ging das Geld in die Fassadensanierung und in den Brandschutz. Tatjana Ceynowa betont auch, dass ihre Erfahrung mit den Kieler Denkmalschützern sehr gut sei. ‘Ich habe die immer als sehr aufgeschlossen empfunden und nie als Verhinderer.'”

Diese Aussage passt dem Schreiber der Stormarn-Belage ganz und gar nicht. Und sogleich setzt er ein Fragezeichen dahinter: „Fraglich bleibt, ob es für das Rathaus vergleichbare Fördermöglichkeiten gäbe wie für den Renaissance-Bau.“ Eine Frage, die der Redakteur möglicherweise mit einem einfachen Telefonat nach Kiel hätte klären können. Statt dessen zitiert man den Glauben, und zwar wieder den von Thomas Bellizzi, der glaubt: „…wir glauben nicht, dass es Fördergeld geben würde, wenn etwas saniert oder umgebaut werden muss.” Und so hat dann die FDP nach Kiel geschrieben und Fragen gestellt. Und wir dürfen gespannt sein auf die Antworten.

Und was machen wir Bürger nun, die wir in alten Häusern wohnen, die einigen neuen Nachbarn nicht mehr gefallen und die auch noch saniert werden müssen? Klar: Wir reißen die Häuser ab und bauen neue! Das hat man in Ahrensburg schließlich immer so gemacht, wo viele alte Häuser unter die Abrissbirne gekommen sind. Heute haben wir stattdessen CCA inklusive Terrakottaklotz und freuen uns, dass beide Gebäude – zumindest vorerst – nicht unter Denkmalschutz gestellt werden.

Postskriptum: Dieser Beitrag wurde nach Erscheinen noch einmal redigiert, da mir glaubhaft versichert wurde, dass die Darstellung in der Stormarn-Beilage so, wie sie dort steht, nicht ganz korrekt ist.

 

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 3. Juli 2013

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