Im Fußgängertunnel in der Manhagener Allee sind die Namen von 39 Frauen verewigt worden, die eine besondere Biographie haben und deshalb im Gedächtnis der Ahrensburger Bürger bleiben sollen. Hier sind die Namen dieser ungewöhnlichen Frauen:
Maja Nonne, Mitbegründerin der Mütterberatung (1902-1987), Dorle Rath, singende Ambulatoriumsleiterin (1921-1989), Else Mehlis, Leiterin der Stormarnschule (1876-1968), Lina Reinecke, Gründerin des Landfrauenvereins (1894-1958), Rosa Stoppel, Professorin für Botanik (1874-1970), Elly Frenzel, Bibliothekarin (1893-1973), Käthe Hamann, Gemeindeschwester (1889-1979), Martha Mortz, Totenfrau (1889-1984), Elise Hohn, mit Heilkraft begabte Tagelöhnerin (1852-1936), Julia Reventlow, Förderin von Kunst und Kultur im Emkendorfer Kreis (1763-1816), Margarethe Rantzau, De Dull Margret (?-1629), Anna Mehlert, Begründerin des Schülerausstausches in Ahrensburg (1896-1968), Veronika Rath, Wohltäterin (1883-1938), Ella Hensel, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (1905-1985), Grete Duchow, Sportlerin (1896-1977), Olita Schwarz, wissenschaftliche Fotografin (1899-?), Ortrud Ottmüller, Mitbegründerin des Ahrensburger Kinderschutzbundes (1925-1988), Helmine Grone, Kuratorin der Grone-Schule (1892-1981), Marie Puls, Brotausträgerin (1869-1956), Gertrud Skorsetz, Schlosskastellanin (1908-1967), Adelaide Schimmelmann, Gründerin des Vaterländischen Frauenvereins (1823-1890), Henny Florczik, Torpedobauerin (1918-1977), Herta Schüttpelz, die Seele des Deutschen Roten Kreuzes (1905-1975), Anna Böttger, niederdeutsche Schauspielerin (1883-1974), Ella Fischer, B.A.T.-Arbeiterin, Charlotte Kuckuk, Ballettmeisterin (1905-1985), Berta Hartung, Bäuerin (1891-1977), Dora Stapelfeldt, Hebamme (1888-1973), Erika Keck, Ahrensburger Bürgermeisterin (1900-1990), Emilie Trittau, Muse (1808-1835), Martha Lehmann, sozial engagierte Unternehmerin (1884-1958), Martha Ziese, Souffleuse der Stormarner Speeldeel, Maria Ahlers, Original und Kinoplatzanweiserin (1872-1949), Olga Dwenger, Zeitungsfrau (1906-1987), Metta Schadendorff, Kochkünstlerin, Gertrud Eickhorst, Apothekerin (1896-1973), Minna Schnoor, Mittagstisch-Köchin (1873-1949), Ellen Grützner, Stadtverordnete (1901-1976), Olga Kuncite, Malerin (1910-1982).
Außerdem befinden sich im Tunnel diverse Mosaikarbeiten des Künstlers Rolf Laute (1940-2013). Und im vergangenen Jahr war die Witwe Lautes an die Stadt herangetreten mit dem Wunsch, dass zwei weitere Mosaiken dort angebracht werden sollen, die der Künstler noch selber entworfen hatte. Das sollte uns 6000 Euro kosten, die von den Stadtverordneten auch genehmigt wurden, denn es bestanden Absprachen mit dem Künstler aus der Vergangenheit. So weit, so gut.
Nun wurden die beiden Mosaiken angebracht von der Witwe des Künstlers und ihrem Mann. Und ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können: Es wurden mit den Mosaiken fünf weitere Namen von Frauen im Tunnel an die Wand gebracht, und zwar Namen der Familie Laute – siehe die Abbildung!
Frage an den Bürgermeister: Wussten Sie davon? Und falls ja: Warum haben Sie dem zugestimmt? Und falls nein, warum haben Sie sich die Entwürfe nicht vorher angesehen?
Wenn der Name eines Künstlers an seinem Werk angebracht ist, dann ist das okay. Aber wenn zu den 39 Frauennamen jetzt fünf weitere an die öffentliche Wand gebracht wurden, weil Familie Laute sich hier selber verewigen wollte, dann frage ich: Wann, Herr Bürgermeister, wird diese familiäre Selbstdarstellung wieder entfernt? Oder müssen wir Bürger nun damit rechnen, dass dort demnächst auch noch Ursula Pepper und Sabine Sarach auf Kosten der Bürger an der Wand verewigt werden…?
Hallo, Herr Dzubilla,
da haben Sie aber sehr viel Mühe und Herzblut in diesen Blog gesteckt. Die Stadtverordneten haben sicherlich gelesen, was auf den Mosaiken steht, sich Gedanken gemacht und nachgefragt, wer all diese Damen sind, die die Stadt mit 6.000 Euro (pro Stück?) anbringen lassen sollte. Sind es Plagiate oder Kunstwerke, die die Kinder von Frau Laute oder Herrn Laute im Schulfach “Kunst” angefertigt haben? Auch ich habe auf der Alfred-Rust-Schule aus Kachelspittern hervorragende Mosaike gefertigt.
Frau Pepper wird mit Sicherheit auch an der Kachelwand angeschrieben werden. Sie hat sich ja in Ahrensburg viel geleistet. Fragen Sie einmal die SPD, die Presse, die Damen und die Frauen unserer Gemeinde. Schließlich ist es ihr gelungen, an der erstaunten Politik vorbei mit ihrem Baumeister Thiele im Kunstausschuss den Muschelläufer auf das Rondeel zu stellen.
Und wer ist Sabine Sarach?
Sicherlich wird nun unsere Gleichstellungsbeauftragte anregen, dass auf den anderen Freiflächen des Tunnels verdiente Männer unserer Stadt verewigt werden. Da es davon so viele gibt, erhält jeder seine eigene gebrannte Kachel. Harald Dzubilla belegt Reihe drei Nummer vier von links.
Mit glasierten Grüßen
Wolfgang König
Vielen Dank, Herr Dzubilla, dass Sie es uns mittels Ihres Fotos ermöglichen, endlich einmal diese Namen der bedeutenden Frauen lesen zu können – was im Tunnel selbst nur sehr schwer möglich ist.
Über die Auswahl der geehrten Frauen schweige ich; darüber, dass verdiente Männer wieder einmal völlig ignoriert wurden, auch. Ich würde sonst wohl zu bissig werden und die Rolle der Gleichstellungsbeamtin der Stadt – Frau Fricke – erneut in Frage stellen.
Dass sich die Lautes auf Kosten der Steuerzahler selbst ein Denkmal setzen, ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten!!! Hat das wirklich niemand im Rathaus gewusst?
Ich habe nun keinerlei Zweifel daran, dass sowohl Frau Pepper, Frau Fricke und auch Frau Sarach demnächst ihre “mosaikale” Würdigung erfahren werden.
Noch etwas. In Ahrensburg wurde und wird ja seit Jahren von gewissen Leuten versucht, Alfred Rust und Waldemar Bonsels zu demontieren, weil sie während der Nazidiktatur keinen Widerstand geleistet und sich distanziert haben. (Schön, dass dies heute selbstverständlich jeder der Kritiker der Beiden mutig in dieser Situation tun würde!)
Hat man denn die im Tunnel verewigten gewürdigten Frauen – viel von ihnen haben ja während der Nazizeit gewirkt – genau auf ihre Vergangenheit hin untersucht? Hat wirklich keine von ihnen den rechten Arm zu jenem berüchtigten Gruß erhoben, ist im “Bund deutscher Mädchen” mitmarschiert, hat sich nicht daran gehalten, bei Juden nichts zu kaufen usw. ? Ich habe da viele Fragen. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn man keiner von ihnen mehr vorwerfen kann als Alfred Rust und Waldemar Bonsels.
Schön auch, dass Sie denen, die den Tunnel nur selten benutzen, den chaotischen Zustand vor Augen führen! Man muss wirklich schon sehr blind sein, um das auszublenden!
6000€! Warum fällt mir da bloß wieder das Schulschiff “Jonathan” ein? Oder die Bänke auf dem Rathausplatz, für die von Seiten der Stadt kein Geld zur Verfügung gestanden hat?
Übrigens – die Fahrstühle in der Manhagener Allee ruckeln z.Zt. ganz beängstigend – vielleicht bleibt demnächst einer auf der Tunnelebene mit verschlossenen Türen stecken und ermöglicht so den Benutzern endlich einen stundenlangen ungestörten, meditativen Blick auf die Mosaike.