Wenn Sie gern Fahrrad fahren, dann sollten Sie auf Grün setzen. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch gedacht. Weil Sie nämlich ein Fahrrad bekommen können, und zwar vom grünen Hamburger Abendblatt “für jeden neuen Leser” – siehe die Abbildung!
Das bedeutet: “Empfehlen Sie Deutschlands beste Lokalzeitung weiter”, und Sie können Fahrrad fahren. Welche Zeitung das ist, wird in dem Flyer vom Hamburger Abendblatt zwar nicht direkt gesagt, ich vermute aber, dass damit das Hamburger Abendblatt gemeint sein soll. Und wenn Sie einen neuen Abonnenten geworben haben, dann bekommen Sie dafür einen Gutschein über 400 (in Buchstaben: vierhundert) Euro für einen Drahtesel.
Ich weiß nicht, womit der Werbetexter den Superlativ “Deutschlands beste Lokalzeitung” begründet. Zumal das Hamburger Abendblatt gar keine Lokalzeitung ist, sondern eine Regionalzeitung. Als Lokalzeitung könnte man allenfalls die Stormarn-Beilage bezeichnen, die aus der Ahrensburger Zeitung hervorgegangen ist, die früher mal eine Lokalzeitung gewesen ist.
Die Stormarn-Beilage indes wird heute von Praktikanten gemacht. Was tagtäglich aus der Zeitung abzulesen ist, die viele Meldungen abdruckt, ohne diese auch nur im Ansatz zu hinterfragen bzw. kritisch zu kommentieren. Das ist für mich vergleichbar mit einem Anzeigenblatt, das hauptsächlich Sonnenschein-Berichte veröffentlicht und seine Inserenten streichelt.
Der Misserfolg der Stormarn-Beilage gibt mir Recht in meiner Beurteilung: Im 1. Quartal 2015 sank die Auflage im Vergleich zum 1. Quartal 2014 um 1.348 Exemplare. Was bedeutet: Innerhalb eines Jahres haben sich 1.348 Leser verabschiedet – tägliche Leser, sprich: Abonnenten. Wenn das in diesem Tempo so weitergeht, dann gute Nacht, Herr Redaktionsleiter!
Nicht zu vergessen: Die Stormarn-Beilage wird im gesamten Kreis Stormarn verbreitet; wieviel Exemplare davon in Ahrensburg verkauft werden, bleibt das Redaktionsgeheimnis des Verlages. Oder wissen Sie es vielleicht…?
Nein, ich empfinde darüber weder Schadenfreude noch Genugtuung, denn ich habe das Hamburger Abendblatt schließlich nicht ohne Grund abonniert. Und meine erste Stelle in meiner beruflichen Ausbildung war bei eben dieser Zeitung. Was ich empfinde, liebe Mitbürger, das ist Sprachlosigkeit über den Praktikanten-Betrieb und den Gefälligkeitsjournalismus, der speziell für Ahrensburger Kulturbereich getrieben wird, wo Hurz & Filz stattfinden. Oder sehen Sie das anders…?
Bitte kommentieren Sie – auch wenn Sie Praktikant sind bei der Stormarn-Beilage!
Kann man so einen Fahrrad-Gutschein auch in Ahrensburg einlösen?
“Deutschlands beste Lokalzeitung” ? O je – wie mag dann erst die schlechteste aussehen?
Wenn ich mir das Abendblatt und die Stormarnbeilage heute ansehe, werde ich zornig und traurig zugleich! Früher – es ist leider schon eine Weile her – hatte sowohl das HA als auch die Ahrensburger Zeitung ein höheres Niveau; man merkte, dass die Zeitungen durchweg von Redakteuren gemacht wurden, die etwas von ihrem Beruf verstanden, der deutschen Sprache und Rechtschreibung mächtig waren und die auch kritische Texte verfasst haben. Es wurde nachgehakt und nachgefragt.
Als Leser kam ich mir nicht vor wie ein Versuchskaninchen für Redaktionslehrlinge, die offensichtlich noch nicht einmal beaufsichtigt bzw. helfend unterstützt werden, wie das in jedem Handwerksberuf der Fall ist.
Regionalzeitungen mit einer wesentlich geringeren Auflage (z.B. zuvörderst die Kieler Nachrichten, aber auch die Lübecker Nachrichten oder die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung – um nur einige zu nennen) haben ein deutlich höheres Niveau und sind auch in ihrem Internetauftritt meist aktueller und informieren umfassender.
Das Abendblatt wird systematisch gegen die Wand gefahren – die Stormarnbeilage ist da schon angekommen. Ein Trauerspiel! Schade drum!
Ich frage mich nur, wie es so weit kommen konnte. Wurden die erfahrenen “alten Hasen” fast alle systematisch abgesägt, wie es ja heute überall gang und gäbe ist?
Neue Leser – möchte ich den für die Werbekampagne Verantwortlichen zurufen – gewinnt Ihr nicht durch Aussetzen einer Prämie in Form eines Fahrrades, sondern dauerhaft nur durch eine Rückkehr zur Qualität!