Heute informiert auch die Stormarn-Redaktion vom Hamburger Abendblatt über das bevorstehende Oktoberfest in Ahrensburg, wo wir erfahren, dass es “in der Innenstadt Buden, Jahrmarktattraktionen und ein Festzelt mit Live-Musik und deftigen Spezialitäten” gibt. Und obwohl es erst das 3. Ahrensburger Oktoberfest ist, bezeichnet die Stormarn-Redaktion es bereits als “Tradition”.
Dann folgt ein Archivfoto, auf dem wir mehrere Maß Bier sehen. Und damit wir auch erkennen, dass auf dem Tresen mehrere Maß Bier stehen, wird in der Bildunterzeile noch einmal deutlich erklärt: “Gehört zum Oktoberfest, (wieso Komma?) wie die Brezel: Auf einem Tresen stehen mehrere Maß Bier” – siehe die Abbildung!
Mal ehrlich, liebe Leser: Hätten Sie auch erkannt, dass auf dem Tresen mehrere Maß Bier stehen, wenn es in der Unterzeile nicht noch einmal ausdrücklich beschrieben wäre? Es hätten ja schließlich auch mehrere Uringläser sein können, die dort überschäumen.
Außerdem erfahren wir, dass es “etliche Buden” gibt, wo man bayrische Spezialitäten bekommt “von der Haxe bis zur Brezel”. Und im Biergarten? Was gibt es im Biergarten? Die Stormarn-Beilage weiß es und verrät es uns: “Im Biergarten gibt es Getränke” – g’suffa!
Und dann werden auch die “Jahrmarktattraktionen” genannt. Es sind dieses “unter anderem … ein Kettenkarussell und ein Kinderkarussell”.
Und am Samstag, so die Stormarn-Redaktion, spielt die “Band Bertels Buben”, die allerdings Bertls Buben heißt – siehe Pressefoto!
Ach ja, und nicht zu vergessen: Eintrittskarten kann man unter einer “Tickettelefonnummer” (korrekt: Ticket-Telefonnummer) bestellen.
Last but not least eine besondere Information der Stormarn-Beilage, die wir in der Überschrift zu den “Kinder-Nachrichten” auf der Titelseite des gedruckten Blattes finden, nämlich die redaktionelle Erkenntnis: “Frauenzimmer können auch Menschen sein”.
Oder mit anderen Worten: Frauen könnte man auch als Menschen bezeichnen.
Hallo, Herr Dzubilla,
in unserer kurzlebigen Zeit hat unser Ahrensburger Orktoberfest (nicht das schwächelnde Bierfest von Sky) schon Tradition. Viele Ahrensburger sind scharf auf dieses Oktoberfest und scheuen sich nicht, 138 Euro pro Acht-Personen-Tisch auszugeben. Selbst ich Geizhals habe mich beteiligt.
Die dargestellten Bierhumpen sind wohl Archivfotos der Stormarnbeilage von der Einweihung der neuen Räumlichkeiten an der Großen Straße. Bretzeln, Weißwurst, Haxen usw. gab es da ja nicht.
Mit dürstenden Grüßen
Wolfgang König
Hallo, Herr Dzubilla,
mit bajuwarischer Brauchtumspflege in Deutschlands Norden und beispielweise auch Ahrensburg habe ich persönlich so mein Problem. Es wirkt auf mich mit Verlaub doch wenig urtümlich und fast schon wie Disneyland. Ähnlich ist es übrigens mit den beharrlichen Versuchen, den Karneval in unserer Region zu etablieren.
Wer aber unbedingt das mühsame Kopieren eines Oktoberfestes für sinnvoll hält, sollte sich zumindest sprachlich korrekt verhalten und nicht von „mehrere Maß Bier“ sprechen oder schreiben. Da Bayern lachen wieder einmal mehr laut über uns „Saupreißn“, denn dort heißt es „mehrere Massen Bier“.
Überhaupt denke ich, machen wir uns mit derartigen Veranstaltungen in den Ursprungsregionen eher lächerlich. Mir ist zumindest nicht bekannt, dass im Gegenzug Veranstaltungen wie zum Beispiel Heringstage südlich des Weißwurstäquators zelebriert werden.
Wäre es nicht schöner, wenn sich jede Region nachdrücklich auf ihre eigenen, echten Traditionen konzentrieren würde und sich damit eine originäre Vielfalt erhalten bliebe?
Mich treffen Sie daher an dem besagten Wochenende nicht in Ahrensburg dafür aber absehbar auf der Münchner Wies’n bei einer oder vielleicht sogar mehreren Massen Bier.
Prosit!
Wolfgang Schrimpff
Lieber Herr Dr. Schrimpff –
vielen Dank für Ihren Hinweis! Aber: Wenn die Bayern es selber nicht wissen, dann müssen wir Nordlichter es auch nicht: http://www.oktoberfest.de/de/article/Gaudi/Gaudi/Promille-Rechner/1175/ 😉
G’suffa übern Gartenzaun!
Harald Dzubilla
Hallo, Herr Schrimpff,
hoffentlich liegen Sie bei Ihren mehreren Massen Paulanerbräu nicht unter dem Tisch. Ich glaube kaum, dass Sie sich ein einziges Maß über mehrere Tage zurückstellen lassen können. Oder wollen sie nur für zwei Stunden auf der Wies`n bleiben?
Nun haben wir hier bei einigen unserer norddeutschen Discountern auch Bayern- /Oktobertage: köstliche Weißwurst, Bayerische Semmelnknödeln, Obatzter, Landjäger, Leber- sowie Blutwurst, Leberkäse mit Varianten, süßen Senf usw.. Die bayerische Haxe haben wir ja schon neben unserem Eisbein eingebürgert. Nehmen Sie unseren nordischen Matjes in diverser Art, Rollmöpse, Bismarckheringe, Bückling, Lapskaus, schwedischen Sild, Surströminge usw. zum Kosten mit nach München? Da käme dort Freude auf und Sie würden echt gut für unseren skandinavischen Norden werben. Sonst kommen die Bayern noch darauf, sich wegen des extremen Kapital- und Sozialgefälles ab dem Main von uns Nordgermanen loszusagen. Die Bayern sind ja ohnehin keltisch durchzogen. Was bei uns das Mitsommernachtsfeuer ist, ist bei denen das Böllern und Alphornblasen (müsste eigentlich Albhorn geschrieben werden, weil das von Albdruck kommt). Ich würde auch hier gerne böllern und Blasen.
Schöne Grüße an München
und glückliches Liegen
Wolfgang König
In diesem Zusammenhang, lieber Herr König: Erinnern Sie mich rechtzeitig daran, dass ich Ihnen zu Weihnachten einen Duden schenke! 😉