Wie jeder normale Mensch, so müssen auch die Ahrensburger Stadtverordneten ihr tägliches Brot verdienen, denn von den minimalen Sitzungsgeldern aus ihrer politischen Tätigkeit können sie nicht leben – mit Ausnahme von Tobias Koch (CDU), der ja nicht nur neben-, sondern auch hauptberuflich Politiker ist. Und auch die Damen und Herren Stadtverordneten, die Renten und Pensionen beziehen, müssen in der Regel nicht noch einen Job ausüben.
Job & Politik – das kann mitunter delikat werden. Zum Beispiel bei Rolf Griesenberg (SPD): Der Mann ist Architekt in Ahrensburg und hat hier lange Zeit im Bau- und Planungsausschuss gesessen, wo er heute immer noch sitzt, allerdings nur noch als Vertreter der Stadtverordneten Haase und Möller, beide SPD. Und immer, wenn es um ein Bauthema in Ahrensburg ging, in das der Architekt Griesenberg involviert war, dann musste er bei der Abstimmung raus vor die Tür gehen. Aber: Der Mann war über alles Bauliche in Ahrensburg informiert, auch aus nicht öffentlicher Sitzung. Was seine Wettbewerber vermutlich nicht als sonderlich prickelnd empfunden haben.
Im Ahrensburger Bau- und Planungsausschuss sitzt zur Zeit auch Susanne Philipp, vormals Philipp-Richter (CDU). Diese freundliche Dame verdient ihren Unterhalt nicht nur in der freien Wirtschaft und mit dem kleinen Zubrot als Stadtverordnete, sondern Frau Philipp ist auch Stellvertretende Bürgermeisterin von Ahrensburg. Was bedeutet: Immer, wenn Bürgermeister Michael Sarach in Urlaub oder krank oder geschäftlich abwesend ist, dann übernimmt Susanne Philipp dieses Amt im Rathaus und rechnet ihre Arbeitszeit mit der Stadt ab. Ein hübsches Urlaubsgeld.
Wer mehr über Susanne Philipp wissen will, der gucke auf die Seite von P&B Bau Consulting. Das ist eine Firma in Ahrensburg, die nach eigenen Angaben auch für zwei Bauprojekte in unserer schönen Stadt zuständig ist. Zum Beispiel für das Projekt Hamburger Straße 25, den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Gastronomie (Café Zeitlos) im Erdgeschoss und mit 30 Tiefgaragenstellplätzen – siehe Abbildung unten!* Ich denke mal, dass dieses Objekt auch durch den Bau- und Planungsausschuss gegangen ist, vermute aber, dass die Stellvertretende Bürgermeister im Falle einer möglichen Abstimmung vor die Tür gegangen ist.
Jetzt kommt mir ein abwegiger Gedanke in den Kopf, den ich einfach mal als Frage in den Raum stelle: Warum engagiert sich Tobias Koch (CDU und Vertretungs-Mitglied im Bau- und Planungsausschuss) so auffällig stark für ein Kino auf der Alten Reitbahn und lässt erkennen, dass er laut Stormarn-Beilage (“‘Das Projekt hat Hand und Fuß’, sagt CDU-Fraktionschef Tobias Koch, ‘wir müssen diese Chance nutzen.'” ) bereits mit einem Projektplaner für dieses Projekt gesprochen hat, dessen Namen ihm aber nicht über die Zunge gekommen ist? (Stormarn-Beilage: “Auch der Projektplaner möchte bis zu den offiziellen Beschlüssen der Politik nicht genannt werden.”)
Höre ich da womöglich ein Klüngelglöckchen läuten…? Ich bitte um Aufklärung per Kommentar!
*Update 19. Mai 2014: Bei dem Grundstück ist mir ein Fehler bei der Hausnummer unterlaufen. Es handelt sich nicht um die Neubau-Planung mit dem Café Zeitlos, sondern um ein Projekt schräg gegenüber in der Hamburger Straße, nämlich dort am AOK-Kreisel gegenüber der Senioren-Residenz, wo der Parkplatz mit Feldsteinen versperrt ist. (Dort wollten Ärzte mal eine Klinik errichten, was aber im Ahensburger Treibsande verlaufen ist.)
Lieber Herr Dzubilla,
Wer Frau Philipps öffentliche Äußerungen aus der letzten Zeit verfolgt hat, weiß, aus welcher Ecke die Musik kommt.Frau Philipp sorgte sich sehr darum, dass der Rathausplatz womöglich nicht mehr (mit einer so genannten Markthalle o. ä.) bebaut werden kann, wenn das Rathaus unter Denkmalschutz gestellt wird.
Früher gingen die Investoren zu Bauamtsleiter Thiele, wenn sie ihre Interessen dursetzen wollten, heute gehen sie anscheinend zu Tobias Koch, Frau Philipp oder, wenn der Weg über die SPD näher ist, immer noch zu Architekt Griesenberg. Alle diese Herrschaften stehen dafür ein, dass bestimmte Investoren in Ahrensburg zu günstigen Konditionen zum Zuge kommen. Tobias Koch hat entscheidend dazu beigetragen, dass die LEG beim Erlenhof zum Zuge kam, und das Büro Griesenberg sorgt dafür, dass bei dem ehemaligen Klinikgelände an der Manhagener Allee eine enorme Bauverdichtung stattfinden kann. Und jetzt mischt auch noch Frau Philipp in dieser Preisklasse mit.
Wenn Frau Philipp im Bauausschuss sitzt, dann findet – wie bei Architekt Griesenberg – eine beabsichtigte Vermischung von beruflichen und öffentlichen Interessen statt. Würden diese Herrschaften tatsächlich zum Wohle aller Bürger in den Ausschüssen sitzen, würden sie freiwillig auf einen Sitz im Bauausschuss verzichten, um auf diesem Weg zu signalisieren, dass sie zwischen ihren beruflichen Interessen und den Anforderungen des Amtes im Sinne des Gemeinwohls unterscheiden können. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Das Amt des stellvertretendes Bürgermeisters / der stellvertretenden Bürgermeisterin sollte nicht mit einer Person besetzt sein, die gleichzeitig Interessenvertreterin der Immobilienwirtschaft ist, die hier in Ahrensburg auch noch ihre Bauprojekte umsetzt und damit hier ihre Gewinne einfährt.
Viele Grüße
Ferdinand H.