Die Bochumer Firma Euromint stellt Medaillen her, um damit Geld zu verdienen. Nun entstand auch eine Medaille mit dem Wappen von Ahrensburg, erhältlich sowohl in Silber als auch in Gold. Wer die städtische Genehmigung dafür gegeben hat, das Ahrensburger Stadtwappen kommerziell zu nutzen, weiß ich nicht. Genauso wenig weiß ich, wieviel Geld an Lizenzgebühr dafür pro verkauftem Exemplar in die Stadtkasse von Ahrensburg fließt. Aber das werden Kienel & Zimmermann uns bestimmt mitteilen, bevor ich den Bürgermeister in der nächsten Einwohner-Fragestunde danach fragen muss.
Die Praktikanten von der Stormarn-Beilage schreiben allen Ernstes, dass es sich bei den Medaillen von Euromint um “Münzen” handelt! Das ist genauso, würde man einen Offsetdruck als Lithographie verkaufen. Zur Information der Praktikanten:
Eine Münze ist in jedem Fall ein offizielles Zahlungsmittel, das einen aufgeprägten Nennwert trägt und offiziell vom Staat herausgegeben wird. Damit kann man jederzeit und überall für den Nennwert in jedem Laden einkaufen, wo die Münze als Landeswährung gültig ist.
Medaillen dagegen sind keine offiziellen Zahlungsmittel, weil sie keinen aufgeprägten Wert haben. Es sind Souvenirs, die von privater Seite hergestellt und in den Verkauf gebracht werden. Deshalb kann man damit auch nicht einkaufen gehen, sondern man kann die Medaille nur als solche verkaufen, und zwar zum Silber- oder Goldwert. Und auch auch als Schmuckstück zum Liebhaberpreis, wenn man einen Liebhaber dafür findet.
Und nun, wie gesagt, preist Michael Sarach in seiner Eigenschaft als Bürgermeister die Medaille als bare Münze zum Kauf an. Und die Stormarn-Redaktion erklärt, zu welchen Preisen man die Silber- und Goldstücke in der Sparkasse Holstein erwerben kann.
Die gleiche Werbeveranstaltung auch im Werbe- und Pressemitteilungs-Portal ahrensburg24, wo die Medaillen ebenfalls als “Münzen” bejubelt werden. Und wie es sich für ein Werbeportal gehört, wird dort auch noch was von “polierter Platte” erzählt und vom einem “Schmucketui”.
Bemerkenswertes Zitat aus ahrensburg24: “‘Es ist eine sehr hochwertige und exklusive Münze zum Gedenken an den Geburtstag unserer Stadt’, betont Bürgermeister Sarach.” Und mit diesem betonten Testimonial auf seinen bewegten Lippen präsentiert der Ahrensburger Bürgermeister die Medaille im Rahmen der Euromit-Promotion. Na ja, wenn unser Schweriner Gastarbeiter nichts Wichtigeres zu tun hat, dann soll er doch den Reklamehansel machen.
Frage: Wenn Delikatessen-Boy morgen einen Sekt mit dem Ahrensburger Stadtwappen und dem Hinweis auf den 700. Geburtstag der Stadt ins Angebot bringt, stellt sich der Bürgermeister dann auch vor die Kameras der Fotografen mit dem Ehepaar Boy vor das Schaufenster und preist den Sekt an als “hochwertigen und exklusiven Champagner zum Gedenken an den Geburtstag unserer Stadt”…? Oder macht Herr Sarach einen Unterschied zwischen geprägtem Metall und einem Flaschenetikett, sprich zwischen Euromint und Deli-Boy…?
Hallo Herr Dzubilla,
zu den Ahrensburg-Münzen hat der Bürgermeister den Bildungs-, Kultur und Sportausschuss um seine Meinung gebeten. Dieser hat sich dafür ausgesprochen. Daraufhin wurde der Firma die Genehmigung für die Prägung gegeben. Die Stadt selbst bekommt keinen Cent vom Erlös. Aber ein kleiner Anteil kommt dem Schloss zu Gute. Deshalb ist es für mich verständlich, wenn der Bürgermeister, der Kraft seines Amtes gleichzeitig Vorsitender der Schlossstiftung ist, für jede Aktion wirbt, die dem Schlosse Geld bringt.
Jedes andere Wirtschaftsunternehmen hätte die Möglichkeit, den gleichen Weg zu gehen. Im 700-Jahre-Jahr hat zudem jeder auch die Möglichkeit, das Logo 700 Jahre kostenlos zu verwenden. Es kann also Sekt bedruckt werden…
sonnige Grüße
Ihr
Christian Schubbert
Lieber Christian Schubbert –
wenn der Bürgermeister zur Prägung von “Ahrensburg-Münzen” angefragt hat, dann wissen Sie nun: Es wurden gar keine Münzen produziert, sondern Medaillen. (Dadurch, dass sie das Stadtwappen tragen, wirken sie natürlich “offiziell amtlich”.) Warum soll der Bürger nicht durch den Bürgermeister erfahren, dass ein “kleiner Anteil” vom Verkaufspreis dem Schloss zugute kommt? Warum wird nicht bekanntgegeben, wie hoch dieser “kleine Anteil” in Euro und Cent ist?
Frage an den Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss: Wenn ich Klopapier mit Ahrensburger Stadtwappen und 700-Jahrfeier-Logo bedrucken lasse, stellt sich der Bürgermeister dann damit auch auf das Rondeel und preist das Produkt zum Verkauf an, wenn ich vom Erlös ein paar Cent ans Schloss stifte oder ein paar Rollen für die Rathaus-Toilette?
Mit grinsenden Grüßen
Ihr Harald Dzubilla
Habe ich es richtig verstanden, Herr Schubbert: Die Firma in Bochum durfte das Ahrensburger Stadtwappen kostenlos und unbeanstandet für die Produktion eines Souvenirs verwenden, das nun als “Münze” in Verkehr gebracht wird…? Ist das denn rechtlich abgesichert, Herr Reich? Und wieso bekomme ich die Medaille nur bei der Sparkasse Stormarn und nicht bei der Hamburger Sparkasse oder der Deutschen Bank…?
Könnte es sein, dass die Idee mit dem kleinen Spendenanteil ganz spontan entstanden ist …
…nachdem Dzubilla das Thema auf Szene Ahrensburg dramatisiert hat?
(Ich weiß es ja nicht, ich frage ja bloß 😉 )
Nein 😉
Hallo, Herr Dzubilla,
auch ich als Münzsammler war verblüfft: Eine Gold-Münze als Sonderprägung (in Abstimmung mit der Bundesbank?) für eine 700-Jahr-Feier eines Dorfes in Feingold wie der Krüger-Rand mit polierter Platte in Hart-Plastik eingeschweißt? Und der Verkauf erfolgt durch die honorige Sparkasse! Zu welchem Nennwert? 500 Euro, 700 Euro oder gar 1000 Euro? Ich war schon dabei, die 8,5 Gramm Feingold (bei drei Zentimetern Durchmesser dünn wie Blech) über den Tageswert des Goldes umzurechnen, als mir einfiel, dass man derzeit für die alten 10-DM-Olympia-Münzen aus Feinsilber keine sechs Euro erhält. Da beißt sich der Preis mit den 35 Euro für den Silberling. Wieviel Gramm Feingold enthält die Medaille tatsächlich? Das ist wichtig für die Ermittlung des Marktwertes gegenüber dem Verkaufspreis.
Beim ersten Blick auf die hingehaltene Sonderprägung dachte ich zuerst an einen lächelnden Smily und damit an einen verspäteten Aprilscherz. Aber warum nicht: Viele Städte und Gemeinden haben sich in Zeiten der trabenden Inflation eine eigene Not-Währung in Papiergeld gedruckt. Warum nicht stadteigenes Notgeld in Hartgeld?
Mit numismatischen Grüßen
Wolfgang König
Lieber Herr Dzubilla, Ihre Idee mit dem Klopapier ist ausgezeichnet. Ich würde es einmal versuchen. Stellen Sie sich einmal die Werbung vor: “Ahrensburg in deutschen Klos”. Grüße Uwe John