Es gibt verschiede Arten von Malern. Der eine malt die Wände weiß und die Türen grün an, der andere malt Bilder auf Leinwand. Und dann gibt es die Abmaler. Das sind Maler ohne Phantasie, geschweige denn Kreativität, sondern es sind Kopisten. Wie zum Beispiel Konrad Kujau einer gewesen ist, der auch bekannt geworden war als Urheber der „Hitler-Tagebücher“ im „stern“: Er hat große Meister gefälscht abgemalt.
Ein Abmaler, dessen Bilder bereits zweimal im Ahrensburger Rathaus ausgestellt worden sind, wird jetzt auch noch nebenan im Peter-Rantzau-Haus ausstellen, nämlich Jürgen Koch aus Siek, bekannt unter dem Pseudonym „Bogomil“ (= “begünstigt durch Gott”). Koch ist ein begnadeter PR-Mann in eigener Sache und machte sich einen Namen, indem er große Vorbilder abgemalt hat. Das ist gesetzlich erlaubt, wenn das Signum des Original-Malers nicht ebenfalls gefälscht wird und außerdem auf der Leinwand deutlich erkennbar vermerkt ist, dass es sich bei dem Bild um eine Kopie und nicht etwa um das Originalwerk handelt.
Bilder solcher Art werden in Asien am Fließband hergestellt und in Europa für wenig Geld verkauft. Mit Kunst hat das nur indirekt zu tun, weshalb die Kopisten sich auch nicht als Künstler bezeichnen und in Wahrheit eher Handwerker sind, die namentlich nirgendwo eine Erwähnung finden.
Bogomil Koch geht seit einigen Jahren einen neuen Weg: Er kopiert nicht mehr fremde Bilder aus Galerien, sondern er malt “Gottes Werke” ab, nämlich die Natur, indem er Blätter von Bäumen unter ein Mikroskop legt und vergrößerte Ausschnitte davon abmalt. Und neuerdings vergrößert er nicht nur Blattausschnitte und auch Teile von Steinen, sondern er lädt Fotos davon in seinen Computer, verändert sie technisch und – pinselt sie anschließend ab. So jedenfalls habe ich es voller Verwunderung vernommen – glaube es allerdings immer noch nicht, denn es würde bedeuten:
Bogomil überträgt Drucke aus seinem Computer mit Pinsel und Farbe auf Leinwand.
Solche reproduzierten Bilder haben zwar keinen künstlerischen Wert, aber immerhin sind sie originell. Warum Bogomil so etwas per Hand fabriziert, weiß ich allerdings nicht, denn man könnte die Bilder aus dem Computer auch direkt mittels Drucker auf Leinwand drucken und dadurch Zeit sparen. Was allerdings den Nachteil hätte: Bogomil könnte dann nicht mehr soviel Geld für seine Produkte verlangen, weil Ausdrucke und das Material ja nicht so viel kosten.
Bogomils Bilder lassen mich ein bisschen denken an „Malen nach Zahlen“. Aber ich hoffe, dass viele Menschen dem freundlichen alten Herrn ein Bild abkaufen, denn die Hälfte seiner Erlöse will der “durch Gott Begünstigte” der Ahrensburger Tafel spenden. Außerdem: Dr. Heike Liesebach vom Großhansdorfer Institut für Forstgenetik (!) wird zur Eröffnung am 4. Mai 2014 eine Laudatio auf Bogomil halten. Und die Frau Doktor wird das bestimmt sehr viel kunstvoller tun, als ich alter Kunstbanause es hier in meiner nüchternen Art zu tun vermocht habe.
Wir haben in der Schule in Kunst auch Blätter gezeichnet. Aber ohne Mikroskop und ohne Computer. Verdient Bogomil eigentlich Geld damit? Kleiner Tipp: Man könnte auch Blätter sammeln und sie als Collage auf eine Leinwand kleben! Was muss man eigentlich tun, um im Peter-Rantzau-Haus eigene Bilder an die Wände zu hängen? Genügt es, alt zu sein? Oder muss man was dafür bezahlen, also die Wandflächen mieten (“Rent a wall”)? Ich frage das, weil meine Großtante väterlicherseits auch Bilder macht, und zwar streicht sie – der sie ein Fan ist von Joseph Beuys – Butter und Marmelade mit einem Spachtel auf Leinwände und bestreut es dann mit bunten Zuckerstreuseln, grünem Pfeffer oder Kokosraspeln. Das sieht viel lustiger aus, als Blätter oder Steine. Es würde mich freuen, wenn sie ihre Bilder mal im Peter-Rantzau-Haus ausstellen dürfte. Die Laudatio könnte dann ja Herr Dzubilla sprechen.