Statt Dekorations-Artikel nun Särge am Rondeel

Wenn man von der Schlossseite nach Ahrensburg kommt, dann sieht man an der ersten Ortsampel einen Laden, der nicht einladend wirkt, nämlich einen Sargladen. BeerdigungenDurch das Schaufenster können wir unsere letzte Ruhestätte sogar von innen anschauen und uns dabei fragen, ob es in den Särgen wohl Wilan einen USB-Anschluss gibt für den Fall der Fälle.

Und nun kommt noch ein Sargladen ins absolute Zentrum der Innenstadt., nämlich ans Rondeel. Das entnahm ich einem Kommentar von Leser “Lohengrien”, der uns berichtet: “Wahrscheinlich ist vielen Mitbürgern entgangen, dass es in der Ahrensburger Innenstadt demnächst eine Verschönerungsaktion am Rondeel geben wird, die alles bisher Geleistete in den Schatten stellt. Da verkündet doch Bestattungsunternehmer Wulf, dass er umzieht: und zwar ins Rondeel Nr. 7. In diesem Geschäft gab es bis vor kurzem jedweden Schnickschnack unter der Adresse ‘Samt und Sonders’. Zwischen ‘Casa Rossa’ und Bäckerei Junge ein Bestattungsinstitut! Mit direkter Sicht auf Särge! Da kommt Freude auf!
Mit lebendigen Grüßen für ein lebendiges Ahrensburg – Lohengrien”

Die Bestattungsunternehmer Wulf sind heute in der Straße ansässig, wo unser Rathaus steht. Vermutlich gehen dort nicht so viele Leute spazieren, um einen Blick ins Schaufenster zu werfen, sodass man sich entschlossen hat, ins Herz der City zu ziehen, wo ja wenige Schritte weiter am Tunnel in der Manhagener Allee ein weiterer Sargladen zu finden ist. Und bei Samt & Sonders, wo schon seit Wochen eine Totenstille im Laden herrscht, wird es jetzt auch so bleiben.

Ich weiß nicht, ob es jedem Geschäftsinhaber gestattet ist, an jeder Stelle der Stadt einen Laden nach eigenem Gutdünken zu eröffnen. Zum Beispiel Beate Uhse am Rathausplatz neben dem Spielzeugladen. Oder ein öffentliches Pissoir auf dem Rondeel zwischen den Stühlen und Tischen. Ich weiß aber, dass ein Sarggeschäft nicht unbedingt ans Rondeel gehört – es sei denn, der Blaumann findet dort seine letzte Ruhestätte im Schaufenster.

Postskriptum: Das Einzige, was mich noch ein wenig hoffen lässt, das ist das Datum der Neueröffnung…! 😉

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 9. März 2014

14 Gedanken zu „Statt Dekorations-Artikel nun Särge am Rondeel

  1. Wolfgang Schrimpff

    Lieber Herr Dzubilla,
    was haben Sie nur immer gegen das vermutlich zweitälteste Gewerbe dieser Welt?
    Statt sich darüber zu freuen, dass diese zentrale Ladenfläche nicht von jahrelangem Leerstand wie manch anderes Ladenlokal betroffen ist, und sich darüber zu freuen, dass endlich mal nicht noch ein Bäcker, Friseur, oder Telefonladen das innenstadtrelevante Sortiment ergänzt, macht Sie die Eröffnung einer Boutique für Bestattungsdienstleistungen in zentraler Lage betroffen.
    Dabei ist dieses ein ebenso todsicheres wie hart umkämpftes Business, das schon lange mit einer immer weiter um sich greifenden Abkehr von pompösen Bestattungsritualen genauso zu kämpfen hat wie mit dem bereits auch in diesen Bereich vorgedrungenen Online-Handel (Särge z.B. ab 790 EUR inkl. MwSt. versandkostenfrei innerhalb von 2-3 Werktagen zum Besteller nach Hause!). Und diese Unternehmen sind möglichweise tatsächlich keiner Niederlassungsbeschränkung unterworfen und inzwischen von einem Geschäftslokal in „guter Lauflage“ abhängig.
    Warum also nicht beim Cappuccino in der Sonne auf dem Rondeel sitzen und sich schon mal Gedanken um das Unvermeidliche machen. Mal abwarten, möglicherweise gibt es bei dem neuen Shop sogar einen echten Eröffnungsknaller oder einen Frühbucherrabatt für Schnellentschlossene.
    Mit nachbarlichen Grüßen
    Wolfgang Schrimpff

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Als Fachmann für Werbung mache ich den Vorschlag, dass am Tage der Eröffnung ein Mann mit Sense vor dem Laden auf und ab geht und Glückspilze an die Passanten verteilt.

  2. Observator

    Ah – jetzt ist mir auch klar, warum des Nachts so viele Rabenvögel in den Bäumen der Ahrensburger City sitzen und auf den Gehweg kacken: Raben sind die Maskottchen der Beerdigungsunternehmer!

    Wie heißt es doch so passend? Es heißt:

    “Wenn Scheiße auf den Gehweg fällt,
    bringt das den Läden ganz viel Geld!”

  3. NicoleC.

    Dass hier so eine Empörung auftritt, bestätigt leider, dass vor der natürlichen Sache Tod gerne die Augen verschlossen werden. Dabei gehört das ebenso zum alltäglichen (Geschäfts-)Leben dazu wie der lebensfrohe(re) Konsum rund ums Rondel. Im wahrsten Sinne des Wortes.

  4. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    wie wäre es einmal mit Preisvergleichen zwischen den Anbietern? Da ist einer dabei, der weit überteuert ist und mit Wahrheiten gegenüber den Kunden pietätlos zurückhält.
    Aber es werden selten am Rondeel schwarze Fahrzeuge vorgefahren kommen. Dort wird nur Verpackung in der Ausstellung, Verpackungen per Katalog und Dienstleistungen angeboten (siehe auch 1-Euro-Shop, links). Es ist bei unserer persönlichen Endverpackung allerdings sehr pietätlos, dies mitten in der Innenstadt zu veranstalten – direkt vor den Kuchen-Tischen auf dem Rondeel. Da könnte einem der Bissen im Hals stecken bleiben. Die Verwaltung hat dem offenbar pietätvoll zugestimmt. Nun weiß ich auch, weshalb vor ca drei Wochen fünf Herren in Schwarz Samt&Sonders betreten hatten: der Chef und seine Sargträger.
    Auch so kann man dem Leerstand in der Innenstadt begegnen.
    Aber unser Pferdeschlachter ist von Reitern und Tierfreunden auch weggeekelt worden (Wieso wird eigentlich noch Fleisch und Wurst auf dem Markt, in Schlachereien und in Supermärkten verkauft? Diese süßen, kuscheligen Ferkel, Lämmer, Kälber, Kaninchen usw..)
    Es ist kein teuerer Aprilscherz das Bestatters.
    Mit pietätvollen Grüßen
    Wolfgang König

  5. Der Spatz vom Rathausdach

    Wie ich soeben gehört habe, liegt im Rathaus ein Antrag vom horizontalen Gewerbe auf dem Tisch des Bürgermeisters, dass die Damen und Strichjungen jetzt auch rund ums Rondeel stehen möchten. Klar, das älteste Gewerbe gehört zum Leben, während das zweitälteste das Ende vom Leben bedeutet, und zwar samt und sonders. Und der Blaumann, der alte Loddel, wird seinen Spaß dran haben, wenn wieder Verkehr auf dem Rondeel herrscht ohne störende Aus-puff-gase.

    Aber mal im Ernst: Ein Bestattungsladen, wo Särge im Schaufenster stehen, gehört genauso wenig an diesen Ort wie der Laden eines Proktologen mit Behandlungsfotos im Schaufenster.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Stimmt es, dass in den leerstehenden Laden neben dem Eispavillon in der Hagener Allee demnächst ein Krematorium einziehen wird? Eis & heiß würden dort ja passen. 😉

  6. Martens

    Hallo Frau Link von der Ahrensburger Wirtschaftsförderung! Das ist doch ein tolles Thema für Ihre nächste Ausgabe vom Infoletter ahrensburg360 Grad Celsius! Überschrift: “Neues Leben zieht ein am alten Rondeel!” 😉

  7. Sabine Heinrich

    Wenn ich einen Trauerfall zu beklagen hätte, würde ich es mir nicht antun, unter den Augen von (fröhlichen) Passanten und Cafebesuchern ein Bestattungsinstitut aufzusuchen, dessen Besitzer auch noch so pietätlos sind, es genau dort – am Rondeel – zu eröffnen.
    Ich hoffe, dass die Hinterbliebenen mit den Füßen abstimmen und die Räumlichkeiten bald erneut zu vermieten sind.

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