Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Reiter auf hohem Ross
Gestern machte die Stormarn-Beilage auf mit der Überschrift: „Reiter fordern besseres Wegenetz“. Nein, nicht: Reiter wünschen sich besseres Wegenetz, sondern sie fordern ein solches. Mit welchem Recht eigentlich...?
Wer ein eigenes Pferd hat, ist bestimmt kein Empfänger von Hartz IV. Denn Arbeitslose werden selten reiten, sondern eher mit dem Fahrrad fahren. Stormarns Reiter hingegen wollen ihr 3000 Kilometer langes Wegenetz um 1000 Kilometer erweitern, berichtet die Stormarn-Beilage, und sie sollen die Kosten dafür selber übernehmen. Das aber wollen sie nicht, sprich: Die Allgemeinheit soll für ihr Hobby zahlen.
Zwischen den Absätzen eine Frage: Das heutige Wegenetz ist tatsächlich 3000 Kilometer lang...?
Witziger noch: Für einen neuen Reitweg, der durch den Wald in Jersbek führen sollte, wollte der dortige Förster für die notwendige Sicherung der Wege pro Monat 100 Euro haben. Das lehnten die 30 Reiter aber ab. Was meint: Rund 3 (drei) Euro pro Monat waren den Pferdehaltern zuviel. Die Stormarn-Beilage: „Sonja Lorberg bestätigt das. ,Für viele Reiter würden diese Kosten bedeuten, dass sie ihr Pferd abschaffen müssten‘, sagt die Bargteheiderin, die mehrmals pro Woche mit ihrem Pferd Lulu, das in der Reitanlage Jersbek steht, ausreitet. Gern ist sie im Rader Forst bei Tangstedt unterwegs. ,Dort gibt es sehr schöne Reitwege. Im Jersbeker Forst dagegen gibt es erst seit kurzem einen Weg, der in Ordnung ist.‘"
Also: Es gibt viele und schöne Reitwege, aber das genügt den paar Reitersleuten nicht, sie wollen mehr. Und dann setzt Sonja Lorberg noch was oben drauf, erklärt gegenüber der Stormarn-Beilage allen Ernstes: “,Wir werden zum Teil wie Aussätzige behandelt, dabei bilden wir Reiter einen wichtigen Wirtschaftszweig. Wir sind verantwortlich für die Existenz der Reitställe, der Tierärzte, Hufschmiede und vieles mehr. Und die sind als Steuerzahler für die Gemeinden wichtig. Doch das wird leider kaum berücksichtigt.‘"
Wie sollen wir das verstehen? Hundebesitzer zahlen Hundesteuer und müssen den Hundekot von öffentlichen Wegen selber entsorgen. Und Pferdebesitzer? Die beseitigen ihre Pferdeäpfel nicht, so dass man als Radfahrer diesem Mist ausweichen muss. Aber sie sorgen dafür, dass Tierärzte, Hufschmiede und Reitstallbesitzer auch Steuern zahlen. Das ist natürlich ein Argument. Ähnlich dem: Ich arbeite als Ladendieb. Denn ohne Ladendiebe wären Warenhaus-Detektive, die Steuern zahlen, arbeitslos. Und ich fahre immer schwarz mit der Bahn, damit die Kontrolleure ihren Arbeitsplatz behalten. Und parken tue ich auch nur im Halteverbot, weil ich damit für Einnahmen der Stadt sorge. Und ich bezahle Hundesteuer und sorge dafür, dass auch der Tierarzt seine Steuern zahlt. Darum will ich auch viele Grünflächen in der Innenstadt, wo mein Hund ohne Leine nach Herzenslust herumtollen darf!
Und morgen kommen die Golfer und fordern, dass der Bauhof ihren Rasen kostenlos mäht, weil das Golfen dazu beiträgt, dass viele Golfer aus allen Teilen des Landes nach Ahrensburg kommen.
PS: Ich liebe Pferde und würde gern ein Ross haben, kann es mir aber leider nicht leisten.
Donnerstag, 16. August 2012