Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Tobias Koch hat sich verrechnet (+1K)
Ich weiß nicht, ob sich noch jemand von Ihnen an die Grafen von Schauenburg erinnert, liebe Mitbürger. Das waren die Adligen, die damals das Dorf Woldenhorn gegründet haben, aus dem später die Stadt Ahrensburg wurde. Und weil das Dorf Woldenhorn, also die Wiege des heutigen Ahrensburg, erstmals im Jahr 1314 urkundlich erwähnt wurde, ist dieses Jahr auch das Geburtsjahr der Stadt Ahrensburg.
Wer rechnen kann, der kommt sogar ohne die Hilfe eines Taschenrechners zum Resultat, dass Ahrensburg im übernächsten Jahr seinen 700. Geburtstag feiern wird. Viele Menschen wissen das schon, weshalb einige von ihnen sich vermutlich bereits heute Gedanken machen, was denn nun passieren soll zum Geburtstag unserer Stadt.
Ein Bürger jedoch rechnet anders, nämlich Tobias Koch, Fraktionsvorsitzender der örtlichen Ahrensburger CDU und gleichzeitig auch noch Mitglied des Landtages. Der Stadtverordnete rechnet mit seiner Stadt ab und verkündet im MARKT: „Ahrensburg feiert im kommenden Jahr sein 700-jähriges Bestehen – da mag es auf den ersten Blick befremdlich anmuten...“
Nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch auf den zweiten mutet das befremdlich an, Herr Koch. Und es zeigt, dass Rechnen nicht Ihre starke Seite ist, weshalb Sie ja auch Banker geworden sind, wo Ihre Kunden immer mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Im kommenden Jahr nämlich feiert Ahrensburg erst seinen 699. Geburtstag. Und wenn Sie in das 700. Geburtsjahr hinein feiern wollen, dann können Sie es auch schon an diesem Wochenende tun. Denn jetzt ist Weinfest in Woldenhorn Ahrensburg. Aber wie ich Sie einschätze, trinken Sie als nüchterner Mensch vermutlich nur Kalte Ente mit Zitrone. Oder darf ich Sie zu einem Glas Rotwein einladen...?
By the way: Im Jahre 1314 wurde ebenso Brektehegel zum ersten Male „aktenkundig“ erwähnt. Was bedeutet: Auch Bargteheide feiert im übernächsten Jahr seinen 700. Geburtstag. Und da wollen wir doch mal beobachten, welches der beiden Geburtstagskinder die geilere Party veranstalten wird...!
Leserkommentar
am 10. Juli 2012 per E-Mail:
Hallo, Herr Dzubilla,
schön, dass Sie mit Herrn Koch für die 700-Jahr-Feier Woldenhorns/Ahrensburgs werben.
Hoffentlich leisten alle Beteiligten mindestens so viel, wie sie 1995 zur 800-Jahr-Feier Arnesveldes (Ahrensfeldes) geleistet haben. Arnesvelde ist 119 Jahre früher als Woldenhorn urkundlich erwähnt worden. Ich freue mich wieder auf das prächtige Feuerwerk wie 1995. Schließlich hat die von den Arnesveldern errichtete mächtige und seinerzeit wohl die nördlichste Wasserburg der Welt , Burg Arnesvelde, aus ihren Ruinen das Herrenhaus Peter Rantzaus, „die neue Ahrensburg“, begründet. Die Arnesvelder haben ca. 5.000 Granitquader und hunderttausende gebrannter Ziegel zu Rantzaus Herrenhaus-Ensemble geschleppt. Die Burg Arnesvelde ist damit Stifterin und Namensgeberin unserer Stadt.
Woldenhorn mag wohl schon unter den Billungern, unter den Franken oder noch früher gegründet worden sein. War es, wie beschrieben, ein Wehrdorf während der 300 Jahre Wendenkriege mit eigener Befestigungsanlage im Eilshorst? Ist Woldenhorn wie Arnesvelde gar sächsischen Ursprungs? Und lag Woldenhorn 1314 schon auf dem heutigen Ahrensburger Gebiet? Die Lage der Vogtei der Reinfelder Mönche um 1500 bei Vierbergen am Aalfang und am Manhagen deutet auf eine ganz andere Lage des Dorfes hin. Abseits wie Arnesvelde tendierte sie wohl mehr zum Eilshorst nach Großhansdorf. Erst Graf Schimmelmann hat die Bauern des Dorfes Woldenhorn zu sich in seine neue Parkanlage an der Großen Straße zwangsumgesiedelt. Die Bauern haben ihren Ortsnamen mitgenommen. Und wo befand sich dann das namensgebende Woldenhorn=Waldhorn (eine ins Freie ragende Waldzunge)? Gar auf Großhansdorfer Gebiet?
Und wozu dient dieser urkundliche Schnickschnack? Um alle 50 Jahre die schriftliche Erwähnung zu feiern? So wie hier 1895, 1914, 1945, 1964 und 1995 ebenfalls groß gefeiert wurde? Die Hamburger feiern jedes Jahr ihren Hafen. Unsere Historie ist durchgehend älter. Unser Gebiet war nachweisbar ab der Jungsteinzeit über die Epochen bewohnt. Arnesvelde hat ein eigenes Gräberfeld vom ca. 5. Jahrhundert und eine uralte Burg aus der schriftlosen Zeit. Woldenhorn hat keinerlei Relikte. Und das Festjahr 2000 haben wir gründlich versaubeutelt. Hoffentlich haben die alten Woldenhorner nichts am Stecken.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang König
Donnerstag, 5. Juli 2012