Szene Ahrensburg

 

Warum gibt es in Ahrensburg nicht so etwas wie ein familiäres Wir-Gefühl? (+2K)

 

In Ahrensburg gibt es eine Reihe großer und bekannter Unternehmen, die hier im Industriegebiet ihren Firmensitz haben. Wie zum Beispiel Acer, Axel Springer AG, Basler AG, Clariant, Edding International GmbH, E.ON Hanse AG, Hasselblad, Hela-Gewürzwerk Hermann Laue, Kroschke Unternehmensgruppe, Plustek Technologie GmbH, Prinovis, Sanyo Video Vertrieb AG, Stern-Wywiol Gruppe, Vivanco und einige andere. Und ich bin sicher: Die meisten Bürger der Stadt wissen gar nicht, dass all diese Firmen in Ahrensburg ansässig sind.


Ich habe mal darüber nachgedacht, woher dieses Nichtwissen kommt. Meine Erkenntnis: Diese großen Unternehmen fühlen sich mit der Stadt Ahrensburg gar nicht „wärmstens“ verbunden. Womit ich meine: Haben Sie mal gehört, dass eines dieser großen Unternehmen etwas für Ahrensburg getan hat – mit Ausnahme regelmäßiger Steuerzahlungen? Mit ist nicht bekannt, dass sich ein Unternehmen in der Stadt sozial engagiert oder gar durch eine größere Spende aufgefallen ist, wobei die eine oder andere Ausnahme  nur die Regel bestätigt.


Mir kam dieser Gedanke wieder einmal, als ich an die vier Wappen unserer Partnerstädte gedacht habe, die 16.000 Euro kosten. Warum wird so etwas nicht gesponsert von einem oder mehreren Unternehmen der Stadt? (Natürlich gehören die Wappen nicht auf die Straße, damit die Leute darauf rumtrampeln, sondern sie gehören an die Wand vor dem Rathaus, wo schon seit Wochen die Farbe abblättert.) Außerdem: Warum schenkt eine Ahrensburger Firma den Bürgern der Stadt nicht zu Weihnachten die Lichterkrone über dem Rondeel? Warum übernimmt keine Firma die Patenschaft für eine Schule, einen Kindergarten oder andere soziale Einrichtung der Stadt? Warum hört man nie etwas von einer größeren Spende für Verschönerungen von Ahrensburg – siehe die verwilderten Beete auf dem Rathausplatz! Und warum engagieren sich die Unternehmen nicht beim Stadtfest oder in den Vereinen wie z. B. den Bürgerverein? Oder machen die das alles heimlich und wollen nicht genannt werden...?


Fragen über Fragen. Die Antwort gebe ich mir selber: Vermutlich tun diese Firmen das alles nicht, weil kein offizieller Vertreter der Stadt sie darauf angesprochen hat. Außerdem: Ahrensburg ist keine große Familie, die zusammenhält, sondern Ahrensburg ist ein Sammellbecken von vielen Egoisten, die nur bis zu ihrer eigenen Fußmatte denken und am Abend vor der Glotze sitzen und danach schlafengehen. Gemeinwohl ist den meisten Bürgern genauso egal wie die Sklaverei eines Herrn Schimmelmann oder das blaue Monstrum auf dem Rondeel. Und in die Stadtverordneten-Versammlungen kommen sie nur, wenn vor ihrer Haustür ein Baum gefällt oder eine Straße gebaut werden soll, um zu protestieren. Allgemeine Belange der Stadt interessieren den Großteil der Ahrensburger Bürger genauso wie der Wetterbericht aus vorangegangener Woche.


Der Bürgermeister erzählte mir, dass er in seiner Amtszeit schon über 150 Firmen besucht und mit den Inhabern gesprochen hat – hoffentlich auch über die Firmen! Ob Michael Sarach all diese Firmen aber auch direkt und persönlich angesprochen hat, damit sie vielleicht eine soziale Aufgabe in der Stadt übernehmen, sich bei den Bürgern positiv in Szene setzen...?


Hätte Ahrensburg einen Fachmann für das Marketing der Stadt, dann würde dieser dem Bürgermeister ein Konzept erarbeiten, wie die Stadt einen besseren Kontakt zu ihren ansässigen Unternehmen gestalten könnte. So, wie eine Bank ihre wichtigen Kunden zu exklusiven Veranstaltungen einlädt, genauso müsste das der Bürgermeister auch mit den „Großkunden“ der Stadt tun. Zum Beispiel mit Events im Parkhotel, wo mal ein namhafter Wirtschaftsfachmann einen Vortrag zu einem aktuellen Thema halten könnte, das jeden dieser Unternehmer brennend interessieren würde. Und den weiteren Abend verschönt eine Sängerin mit Chansons. Oder ein bekannter Autor liest aus seinem Werk. Oder, oder, oder. Und der Bürgermeister und einige der Stadtverordnete könnten an so einem Abend auch mal die Probleme der Stadt erläutern und mit den Firmen darüber „im Gespräch bleiben“ unter dem Stichwort: Social Community.


Vielleicht kennen sich die Firmen-Chefs der Ahrensburger Unternehmen untereinander gar nicht persönlich und würden auf diese Weise einen Kontakt miteinander finden. Das führt zu weiteren Gesprächen über mögliche Probleme und Vorstellungen über die Zukunft, die man gemeinsam besprechen könnte.


All dieses ist nicht ohne zeitlichen und geldlichen Aufwand zu machen. Aber ich halte das für sehr viel sinnvoller als unsinnige Wettbewerbe zwecks Rathausplatz-Gestaltung durchzuführen oder sich für den Kauf eines alten Plüschsessels für das Schloss zu engagieren, als hinge davon die Zukunft unserer Stadt ab.


Und eines sollten Sie sich mal vor Augen führen, verehrter Herr Sarach: Hätten Sie zur Abstimmung über die Nordtangente ein paar der genannten Firmen-Vertreter in den Marstall eingeladen, und drei von jenen hätten dort das Wort ergriffen, warum sie möglicherweise diese Straße benötigen, dann hätten die Stadtverordneten höchstwahrscheinlich anders votiert. Aber nicht einer – nicht ein einziger! – von diesen für Ahrensburg so wichtigen Steuerzahler hat sich dort blicken lassen. Warum nicht? Vielleicht, weil niemand ein Interesse an einer Nordtangente hat? Oder bloß, weil niemand diese Leute persönlich eingeladen hat...?


Man spricht bei leitenden Mitgliedern einer Stadtverwaltung von den „Stadtvätern“. Und Väter haben die Aufgabe, für das Wohl der Familie zu sorgen. Und zu dieser Familie gehören nicht nur die Ladenbesitzer in der Innenstadt, sondern einfache Bürger genauso wie Vereinsmitglieder und Firmenchefs. Ob der Bürgermeister die Chefs der 150 Ahrensburger Unternehmen, die er persönlich kennengelernt hat, wenigstens zur Eröffnung des diesjährigen Stadtfestes einlädt...?


Leserkommentar

am 11. Mai 2012 per E-Mail:


Lieber Herr Dzubilla,

 

bitte zwei kleine Anmerkungen. Ahrensburg hat eine Dame, die die Unternehmen betreuen soll. Tut sie das? Kennen die Firmen den Namen dieser Mitarbeiterin? Und nun machen Sie nicht alle Firmen schlecht. Die Firma Acer hat vor nicht so langer Zeit einem Gymnasium in Bargteheide (!!!) eine Reihe Notebooks geschenkt. Ist das nichts? Also - die Ahrensburger Stadtverwaltung sollte einmal in Bargteheide nachfragen, wie es zu dieser Großzügigkeit gekommen ist.

 

Viele Grüße

Uwe John


Unsere Stiftung "www.Förderung-der-Jugendmusik.de"  unterstützt sozial benachteiligte Kinder.

Auch sie sollen ein Instrument erlernen.


Harald Dzubilla antwortet: Eben. Aber die Betreuung der Firmen muss Chefsache sein und nicht von einer Sachbearbeiterin nebenbei erledigt werden – wenn überhaupt.


Und die Acer-Spende für eine Bargteheider Schule – genau das ist das Thema meines Blog-Eintrages!




Am 11. Mai 2012 per E-Mail:


Lieber Herr Dzubilla,


Andere Städte machen vor, wie man eine erfolgreiche Standortpolitik macht. Beispiel Norderstedt: Dort macht der Oberbürgermeister die Ansiedlung von neuen Firmen zur Chefsache – in Kooperation mit dem Bauamtsleiter der Stadt.  Interessierte Firmen können dort beim  Bürgermeister direkt anrufen und ihre Anliegen vortragen. Auf diese Weise ist es z.B.  gelungen, die Firma Tesa über die Stadtgrenze nach Norderstedt zu ziehen – mit mehreren  hundert Arbeitsplätzen. Dass der Norderstedter Bürgermeister sich über diesen Schachzug außerordentlich gefreut hat, war vor einigen Wochen im Abendblatt zu lesen.


Viele Grüße

Anne Frey



Harald Dzubilla anwortet: Tja, leider haben wir keinen Oberbürgermeister...!

Freitag, 11. Mai 2012

 
 
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