Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Unsaubere Geschäfte im Rathaus (+2K) + Update!
Gewundert habe ich mich schon, als ich das Schild dort entdeckt habe, und zwar in der Toilette im Parterre des Ahrensburger Rathauses, wo zu lesen ist: „In dieser Toilette befindet sich eine versteckte Kamera“ – siehe Foto!
Da hat sich offensichtlich jemand einen Spaß gemacht, dachte ich bei mir. Doch vorsichtshalber ging ich dann doch lieber ins CCA, wo ja eine öffentliche Toilette ist – gleich neben dem Büro von Feljon. Und im CCA ist bestimmt keine Kamera versteckt, weil Lidl dort ja keine Filiale hat.
Vorsichtshalber habe ich anschließend aber im Rathaus angerufen, und mich bei Stadtjustiziar Thomas Reich erkundigt, ob er von dem Scherz im Klo wüsste. „Wieso Scherz?“ erkundigte sich Reich ziemlich unwirsch und klärte mich auf: „Wir machen hier keine Scherze. Die Kamera ist dort installiert worden, und zwar aus gutem Grund!“
Ich wollte wissen, welcher Grund das wohl sein könnte. Der Volljurist: „Die Stadt hat eine öffentliche Toilette von der Firma JCDecaux vor das Rathaus stellen lassen. Dafür mussten wir soviel Geld bezahlen, dass man davon auch eine Cafeteria in einer unserer Schulen hätte bauen können. Bei dieser öffentlichen Maßnahme haben wir jedoch mit einem Return on Investment gerechnet, was meint: Die kleinen und großen Geschäfte der Bürger sollen dazu beitragen, dass die Kosten für die öffentlicheToilette sich rechnen und möglichst auch noch Profit bringen für die Stadtkasse.“
Pecunia non olet, dachte ich bei mir. Und Reich erklärte: „Trotzdem gibt es immer noch Bürger in der Stadt, die lieber in die Rathaus-Toilette kommen, um das Eintrittsgeld für das Außenklo zu sparen. Und deshalb weisen wir darauf hin, dass alle diese Bürger dort von einer versteckten Kamera gefilmt werden.“
Ich wollte natürlich erfahren: Und was passiert mit den Filmen...?
Reich: „Die stellen wir ins Internet, und zwar auf die Homepage der Stadt!
So? Ist das denn erlaubt, ich meine, gesetzlich erlaubt, dass man Menschen heimlich filmt und öffentlich an den Pranger stellt?
Thomas Reich versuchte, mich zu beruhigen: „Selbstverständlich verpixeln wir auf den Bildern die Genitalien der Toiletten-Besucher!“
Und welchen Erfolg verspricht sich die Stadtverwaltung mit ihrem geheimen Dreh auf dem stillen Örtchen?
Reich: „Wir hoffen, dass die Leute sich von dem Schild abschrecken lassen und auf das Bezahl-Klo gehen.“
Ich wollte wissen: Was sagen denn unsere Stadtverordneten zu dieser Maßnahme der Stadtverwaltung?
Reich: „Die tangiert das wenig, denn die Damen und Herren sind eingeweiht und wissen demzufolge, wo die Kamera versteckt ist. Und als sie das erkannten, haben sie sich nass gemacht vor Begeisterung und zugestimmt. Sogar der König geht zu Fuß dort hin, nämlich Wolfgang von der WAB, der sich sonst über jeden Scheiß mokiert!“
Nun, liebe Mitbürger, im Grunde ist die Sache mit der versteckten Kamera ja noch ziemlich harmlos im Gegensatz zu den überall in der Stadt aufgestellten Parkautomaten, die leider nicht versteckt sind. Und deshalb sollten wir die Toilette im Rathaus einfach umgehen. Als Mann kann man seine kleinen Geschäfte ja auch hinterm Rathaus erledigen. Dort, im Unterstand für die Raucher, stinkt es ohnehin, wenn man daran vorbeigeht.
Bilder von der versteckten Kamera auf der offiziellen Homepage der Stadt Ahrensburg, Kreis Stormarn
(Bilder auf Echtheit geprüft und freigegeben von Landrat Klaus Plöger)
Leserkommentar
am 1. April 2012 per E-Mail:
Hallo, Herr Dzubilla,
eigentlich sollte die beschlossene Kamera-Überwachung der Rathaus-Toiletten rechtzeitig in der Presse veröffentlicht werden - und danach die Ergebnisse auch. Aber Verwaltungsakte dauern. Das gibt sicher Protest. So manch einer regt sich wegen jedem Fliegenschiss künstlich auf.
Ich bin zum Glück nicht in die Foto-Falle getappt, weil ich das unüberwachte WC auf der 6. Etage benutze (so hoch kommt kaum ein Bürger) und über eine Nessler-Kundenkarte verfüge. Ansonsten gibt es noch das moderne, saubere, öffentliche und kostenfreie WC im Bahnhofspark am ZOB. Dort soll ebenfalls eine Kamera installiert werden, um zu überprüfen, ob die Mitarbeiter ihre Geschäftsgänge im Rathaus erledigen und nicht am Bahnhof.
Beim öffentlichen Gang zum ovalen Abort vor dem Rathaus fühlen sich viele Bürger beobachtet. Es ist ihnen peinlich. Da verkneifen sie es sich oder es vergeht ihnen alles. Meist fehlt wie vor den Parkautomaten auch das nötige Kleingeld. Es gibt noch keine Notfalltaste. Bislang fühlten sich die Bürger dann im Rathaus geborgen und entspannt. Nun wird der notleidende Bürger auch von dort bewusst wegen des geldwerten Vorteils abgeschreckt. Für jede Leistung der Stadt muss nach Satzung auch bezahlt werden. Dem Bürger bleibt damit nur noch ein Ausweg: sich in die Büsche um das Rathaus zu schlagen. Aber auch diese Flächen werden bald kameraüberwacht, um unerlaubte Geschäfte zu unterbinden. Die Damen von der Verkehrsaufsicht haben es dann nicht weit vom Monitor bis zum Tatort.
Herr Bürgermeister Sarach soll demnächst für sich und seine Gäste eine Nass-Zelle in seinem großen Büroraum eingebaut bekommen.
Stimmt es, dass in allen öffentlichen Gebäuden, in Geschäften, Restaurants usw. auch Nicht-Kunden im Notfall Zugang zu Toiletten gewährt werden muss? Und jedem Bürger soll im Falle einer Notdurft in jedem Haus Zugang zur Toilette gewährt werden müssen?
Ihr unterstes Bild gibt mir zu denken: Sind das wissende Mitarbeiter, die sich so profilieren wollen, oder ist das etwa Schleich-Werbung für Ihre angekündigte Erotik-Messe im Rathaus?
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang König
Am 1. April 2012 per E-Mail:
Herr Dzubilla,
nimmt die Kamera auch die Adressen der Objekte auf? Ich hätte da bei einigen doch Interesse!
Mit freundlichen Grüßen
Uwe John
Harald Dzubilla antwortet: Die Adressen der Objekte finden Sie hier: Objekte!
Update
am 2. April 2012:
Gerade werde ich von einem Leser darauf aufmerksam gemacht, dass es besser wäre, hier eine Richtigstellung vorzunehmen, damit ich nicht juristisch gezwungen werde, das richtig zu stellen. Also:
Es handelt sich hier um einen April-Scherz. Weder hängt das Schild auf der Toilette im Rathaus, noch habe ich darüber mit Stadtjustiziar Thomas Reich gesprochen. Und die Personen auf der Homepage der Stadt gibt es auch nicht, so dass ich sie alle vollkommen unkenntlich gemacht habe.
Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass dieses der einzige April-Scherz auf SZENE AHRENSBURG ist, und bitte alle, die darauf reingefallen sind, um Entschuldigung und verspreche, dass ich bis zum nächsten 1. April in meinem Blog keine Scherze mehr machen werde.
Bilder von der versteckten Kamera auf der offiziellen Homepage der Stadt Ahrensburg, Kreis Stormarn
(Bilder auf Echtheit geprüft und freigegeben von Landrat Klaus Plöger))
Sonntag, 1. April 2012