Szene Ahrensburg

 

Nachschub für die blaue Tonne (+1K)

 

Eigentlich wollte ich das „Rathaus Journal“, das dem heutigen MARKT beilag, schon mitsamt der anderen Prospekte entsorgen, nachdem ich ins Impressum geguckt und festgestellt hatte: Wie bei der ersten Ausgabe stammen „Konzept“ und „Vermarktung“ auch dieses Mal wieder von derselben Werbeagentur (!), nämlich: „Barth Werbetechnik & Design GmbH“, eine Agentur, die offensichtlich über ausgezeichnete soziale Kontakte zur Ahrensburger Verwaltung verfügt. Von einer öffentlichen Ausschreibung für dieses Projekt ist mir nichts bekannt geworden.


Dann habe ich dieses bunte Werbe- und Anzeigenblatt trotzdem durchgeblättert. Von den 32 Seiten sind 14 Seiten Anzeigen, von denen die meisten genauso gestaltet sind wie der redaktionelle Teil, was ich als eine Unverschämtheit gegenüber dem Leser empfinde! Außerdem verstößt es gegen das Landespressegesetz, wonach eine deutliche (!) Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und Anzeigenteil erkennbar sein muss. Das bedingt auch eine andere Typographie für Anzeigen, die hier nicht vorhanden ist, sondern im Gegenteil: Werbung und Redaktion wurden bewusst im gleichen Stil gestaltet. Außerdem steht im „Rathaus Journal“ nicht einmal das Wörtchen „Anzeige“ über einer Reihe von Anzeigen – siehe z. B. die „Kolumne“ auf Seite 17, die Seite 22, die rechte Seite 24 und die Seite 27, was ebenfalls ein klarer Verstoß gegen das Pressegesetz ist. Und gegen die guten Sitten sowieso – aber das ist ja in Ahrensburg nicht nur gang, sondern auch gäbe.


Auf den Inhalt des Anzeigen- und Werbeblattes will ich nicht näher eingehen. Dazu müsste ich die Seiten lesen, wozu ich bereits nach den Überschriften nicht die geringste Lust verspüre, denn all das verspricht nichts Neues. Und dass dieses Ahrensburger Journal wiederum in 19243 Wittenberge gedruckt worden ist, wirft für mich erneut eine alte Frage auf: Gibt es in Ahrensburg bzw. im gesamten Kreis Stormarn keine Druckerei, die das hätte erledigen können? (Selbst wenn Wittenberge billiger drucken sollte, so zahlt diese Druckerei keine Gewerbesteuern hier! Und der längere Transportweg ist überdies eine Umweltbelastung.)


Der absolute Tiefpunkt steht am Ende des Blattes. Es ist dieses ein Strip von einem „Muschelmann“ (!) der behauptet, auf einem „Rondell“ (!) in Ahrensburg wurde der Freundschaftsvertrag mit Feldenkirchen geschlossen. (Hoffentlich lesen unsere Freunde in der Partnerstadt das nicht!) Und der Inhalt dieses Bilderstreifens ist an Primitivität kaum noch zu unterbieten; der Strip würde bei jeder Schülerzeitung durchfallen. Das sage ich nicht, weil ich den „Blaumann“ verabscheue, der hier von der Stadtverwaltung bewusst hochgejubelt wird (Zwischenfrage: Möchte sich der Bürgermeister damit vielleicht als Mitglied bei den Rotariern bewerben...?), sondern weil mir da wohl niemand widersprechen wird, der diesen Schwachsinn gesehen hat.


Herr Bürgermeister, wenn ich Ihnen sage, dass dieses Blatt eine Geldverschwendung ist, dann werden Sie mir möglicherweise entgegenhalten, dass die Stadt dafür kein Bares in die Hand nehmen musste, weil Frau Barth sich am Anzeigengeschäft dumm und dusslig verdient hat. Insofern meine Frage: Was hat die Stadt mit dem Blatt verdient –außer Prügel von mir...?


Und warum nehmen Sie sich kein Beispiel an der Ahrensburger Kirche?! Die evangelisch-lutherische gibt am selben Tage die Ausgabe 75 vom „Kirchenblatt“ heraus, wo die Gemeindemitglieder auf zehn Seiten über alles Wesentliche aus der Kirche informiert werden. Ohne vierfarbige Bilder, ohne Schickimicki und schräge Werbung. Und ohne Werbeagentur. Gedruckt  wird das Blatt bei Hinkelmann am Rondell Rondeel und finanziert durch Kleinanzeigen von Ahrensburger Firmen.


Auch den Ahrensburger Bürgerverein können Sie sich als Vorbild nehmen: Mit der „Bagatelle“ erscheint dort ein zwölfseitiges Journal, wo „mehr“ drinsteht als in Ihrem bunten Reklameblatt „Rathaus Journal“.


Okay, wenn Sie ein PR-Blatt für sich und die Verwaltung verbreiten wollen, dann sind „Kirchenblatt“ und „Bagatelle“ in ihrer Ausstattung natürlich viel zu bescheiden. Aber wenn ich Ihnen einen guten Tipp geben darf: Mit persönlicher Bescheidenheit kommen Sie bei uns Bürgern schneller ans Ziel als mit Hilfe Ihrer hauseigenen Reklamefirma. Diese auffallend innige Partnerschaft sorgt für Gschmäckle – und das nicht nur bei mir.


Leserkommentar

am 1. April 2012 per E-Mail:


Lieber Herr Dzubilla,


auch mir ging es ähnlich, als ich die neue Rathaus/Barth- Postille in den Händen hielt.


Doch von Neugierde getrieben, habe ich angefangen zu lesen. Herr Sarach verweist in seinem Vorwort auf die Kibek-Ansiedlung und deren Wichtigkeit für Ahrensburg. Im Gutachten und auch schon durch die lokale Presse hervorgehoben, die Problematik der gleichzeitigen Ansiedlung eines Elektro Großmarktes für Ahrensburger Händler in der Innenstadt. Für mich ist das der blanke Hohn, denn schauen Sie mal auf Seite 11: Firma Stolle sitzt in FARMSEN, einem Hamburger Stadtteil. Auf Seite 11 die Hamburger Sparkasse lasse ich  mit der Filiale in Ahrensburg ja gelten, auf die "Kolumne" haben Sie ja auch schon hingewiesen. Mal ganz davon abgesehen, dass das einzige Thema Finanzen in der Postille eigentlich dem Stadthaushalt hätte gelten sollen.


Auf Seite 21 das Kulturzentrum Marstall mit „Anzeige“ gekennzeichnet. Stellt sich hier die Frage, welcher finanzielle Beitrag der Stadt hierfür verwendet wurde. Ebenso die Musiknacht. Was wird von Feljon für die Anzeige gezahlt? Genauso viel oder wenig, wie für die Nutzung des Rathauses? Mit Betten-Hunteburg aus dem schönen RAHLSTEDT, ebenso nicht Ahrensburg, sondern Hamburg. hat man auch wieder im Sinne der Ahrensburger Einzelhändler akquiriert. Wurde Betten Bubert, das Dänische Bettenlager oder Matrazen-Concord überhaupt gefragt? Welche Einzelhändler sind überhaupt angesprochen worden und wie?


Auf Seite 26 folgt dann unser CCA als Anzeige gekennzeichnet, die auf Seite 27 folgenden Empfehlungen jedoch nicht. Hundetrainer Kreutz wirbt auf der Homepage mit Hamburg und Sylt, sitzt in Lasbek Dorf. Betten-Huntenburg scheint neben Rahlstedt auch noch im AEZ zu residieren, und die Lust auf ein gutes Steak und Meeres Köstlichkeiten ist mir danach gründlich vergangen. Was muss man tun, um auf diese Empfehlungsseite zu kommen? Und wer empfiehlt hier überhaupt – Herr Sarach?


Der Artikel über den Bauhof hätte ja nicht "emotionaler" sein können. Ein journalistisches Meisterstück!


Über den Blaumann Strip ist bereits alles gesagt.


Mit dem Artikel zur Parksituation in Ahrensburg wollte wohl jemand positive Presse machen. Aus meiner Sicht absolut missglückt. Da sei nur die Frage gestellt, ob nicht ein streng kontrolliertes Parkscheibensystem und höhere Gewerbesteuern besser für Ahrensburg wären. Eine Frage ist mir das wert.


Auf Ihre Frage, ob es nicht auch entsprechende Druckereien in Ahrensburg gibt. Eindeutig ja! Jedoch ist das Druckhaus

in Wittenburg das, welches auch den Markt produziert, dem die Postille beiliegt. Daher kann ich es nachvollziehen, das in einem Druckhaus zusammen zu erledigen und somit auch Wege zu sparen.


Zum Erlenhof Artikel fiel mir noch auf, dass dort geschrieben steht: „... nördlich des Rosenhofes werden ... und ein Supermarkt errichtet. Der Discounter soll nicht nur die Bewohner....“ Der Verfasser des Artikels scheint nicht zu wissen, dass es einen Unterschied zwischen Supermarkt und Discounter gibt. Einen Supermarkt, z. B. Edeka, in der Nähe als Nahversorger zu haben, kann Vorteile haben. Einen Discounter wie Lidl oder Aldi im Wohngebiet sollte man aus planerischer Sicht vermeiden, bzw. sich die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte ansehen, was das für die Wohnqualität bedeutet.


Vielleicht schaffen Sie es mit Szene-Ahrensburg ja herauszufinden, wie das Vergabeverfahren gelaufen ist. Das interessiert mit Sicherheit viele Ahrensburger und Agenturen und Fachleute gibt es in unser Stadt ja viele.


Es grüßt herzlich zum 1. April,


„Harry Hirsch“, Ahrensburg


PS: Bin gespannt auf die weitere Diskussion in Ihrem Blog zu diesem, wie auch allen anderen Themen in der Schloss- und Geisterstadt Ahrensburg.




 

Samstag, 31. März 2012

 
 
Erstellt auf einem Mac

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