Szene Ahrensburg

 

Gedankenspiel ums Bauvorhaben

 

Ich habe zweimal in meinem Leben gebaut und beide Male in Ahrensburg. Und jedes Mal kam der Architekt aus Hamburg. Nicht, weil diese Architekten besser oder preiswerter waren als ihre Ahrensburger Kollegen, sondern weil sie mir von Freunden empfohlen worden waren. Und darauf habe ich mich verlassen und bin dabei nicht schlecht gefahren.


Meine Hamburger Architekten holten die Angebote für mein Bauvorhaben in Hamburg ein, wo sie ihren Dunstkreis hatten. Ich forderte sie auf, Gegenangebote aus Ahrensburg und Umgebung einzuholen. Gesagt, getan. Und die eine oder andere Firma aus Ahrensburg erwies sich als teurer, aber es gab auch Ahrensburger Unternehmen, die günstiger waren als die Hamburger Wettbewerber.


Das Billigste ist nicht immer das Beste


Nun ist es so, dass man als Bauherr immer erst hinterher weiß, ob das billigste Angebot tatsächlich das beste ist. Ich habe festgestellt, dass die billige Heizungsbaufirma am Ende die teuerste gewesen ist. Weil die Arbeit einfach miserabel gewesen ist. Was dieser Firma, die aus Harburg kam, schnurzpiepegal gewesen ist; die hatte ihr Geld, war weit weg und vor Ende der Gewährleistungszeit sogar pleite.


Meine Erfahrung hat mir gezeigt: Wenn ich eine Firma vor Ort nehme, dann ist die mitunter etwas teurer, aber der Firmeninhaber ist auch darauf bedacht, sich hier in der Stadt keinen schlechten Ruf zu erwerben. Mehr noch: Wenn mal etwas nachzubessern ist oder ein Wartungsvertrag besteht: Die Ahrensburger Firma ist schneller an meiner ausgefallenen Heizung als die aus Harburg. Und meine Heizung, die eine Ahrensburger Firma in mein Haus eingebaut hat, die wartet sie mit anderen Augen als eine Firma aus Norderstedt, die das billiger machen würde.


Bauvorhaben Stormarnschule (Ahrensburg)


Nach dieser langen Einleitung das eigentliche Thema: Stormarnschule. Dort sah ich ein großes Schild, auf dem zu lesen steht, dass hier eine „Energetische Sanierung Gebäudehülle Rundbogentrakt“ vorgenommen wird. Bauherr ist die Stadt Ahrensburg, und zwar der Bürgermeister.


Bemerkenswert: Der Architekt kommt aus Bad Oldesloe. Die Firma für thermische Bauphysik kommt aus Eckernförde. Die Dacharbeiten erledigt eine Firma aus Hamburg, die Fassadenarbeiten ein Betrieb aus Rotemburg (Wümme). Rohbauarbeiten macht eine Firma aus Neustadt-Glewe. Wärmedämmverbundfasse kommt aus Norderstedt. Und die Erdbarbeiter kommen aus der Ahrensböker Straße in Glasau.


So weit, so gut. Oder schlecht, wie man’s nimmt. Denn eine Ahrensburger Firma ist an diesem Bauvorhaben nicht im Einsatz.


Nun weiß sogar ich, dass bei solchen öffentlichen Bauvorhaben eine Ausschreibung erfolgen muss, die über die eigenen Stadtgrenzen hinausgeht. (Merke: Die Bundesregierung baut mit!) Aber ich weiß auch, dass Ahrensburger Betriebe ihre Steuern in Ahrensburg zahlen, was bedeutet: Von dem, was die Stadt so einem Betrieb in 22926 zahlt, davon kommt ein Teil via Gewerbesteuer wieder zurück. Insofern können Ahrensburger Firmen durch diese „Rückvergütung“ am Ende günstiger sein für die Stadt. Was nicht gilt für Firmen gilt, die in Hamburg, Eckernförde, Norderstedt oder Rotenburg an der Wümme ansässig sind. Die zahlen nicht einmal an das Finanzamt Stormarn.


Aber wie gesagt: Die Bundesregierung („Wir bauen Zukunft“) baut an der Stormarnschule mit. Und die sieht das Ganze natürlich nicht mit Ahrensburger Augen, sondern mit dem Blick über die Stadtgrenze hinaus. Und im Hinblick auf lange Wege ist das nicht anders als der Joghurt, der aus Bayern nach Ahrensburg kommt, und der Joghurt, der aus Schleswig-Holstein nach Bayern gebracht wird. Unverständlich, aber so isses nu‘ mal.


Persönliche Gedanken an früher


Meine Eltern, die ein Schuhgeschäft hatten, machten uns Kindern regelmäßig klar: Wir kaufen nicht in den Läden ein, die am bequemsten zu erreichen sind, sondern in denen, deren Inhaber auch bei uns ihre Schuhe kaufen. Das hat uns Kindern eingeleuchtet, auch wenn wir lieber zu den Läden geradelt sind, wo wir Bonbons oder Margarine-Sammelbilder geschenkt bekamen.


Nun denn. Vermutlich gibt es in Ahrensburg auch nicht alle Betriebe, die für das Bauvorhaben der Stormarnschule nötig sind. Oder sie haben eben zu hoch kalkuliert. Und noch was: Zu meiner Schulzeit auf der Stormarnschule, da wurden Spendengelder von den Eltern gesammelt für den Bau einer neuen Turnhalle. (Früher gab es nur die alte Turnhalle, wo heute mitunter der Bauausschuss der Stadt tagt.) Insofern gehört mir noch ein klitzekleines Stückchen Turnhalle am Waldweg.

 

Samstag, 18. Juni 2011

 
 
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