Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Warum ich mich schäme, in der
Schimmelmannstraße zu wohnen
Mein Haus steht in der Schimmelmannstraße. Diese Straße in Ahrensburg wurde benannt nach dem aus Mecklenburg stammenden Kaufmann Heinrich Carl von Schimmelmann (1724 – 1782). Und seit ich in Ahrensburg wohne, stellt sich mir die Frage: Warum eigentlich gibt es hier eine Schimmelmannstraße...?
Es hat zu tun mit dem Immobilienmarkt von Ahrensburg, der damals genauso wie heute in der Hand von ein paar reichen Familien gewesen ist. Und es hat auch zu tun mit einem Ahrensburger Herrenhaus, das heute bekannt ist als Schloss Ahrensburg. Dieses Gebäude wurde zwischen den Jahren 1570 bis 1585 errichtet im Auftrag von Peter Rantzau, dem Bruder von Daniel Rantzau. Letzterer hatte im Dienste des dänischen Königs gestanden und von diesem das heutige Ahrensburg bekommen, weil der Herr König bei seinem Feldherrn beträchtliche Schulden gehabt hat, die er auf diese Weise getilgt hat.
Die Rantzaustraße in Ahrensburg
Auch nach Peter Rantzau ist eine Straße in Ahrensburg benannt worden, und zwar die Rantzaustraße. (Klar, welche denn sonst?!) Das geschah nicht nur, weil wir dem Grafen unser geliebtes Schloss verdanken, sondern auch, weil Peter Rantzau quasi der Ahnherr unserer Stadt ist.
Aber was ist mit dem Herrn Schimmelmann und der nach ihm benannten Straße...?
Heinrich Carl von Schimmelmann, der erst später zum Grafen berufen wurde, hatte im 18. Jahrhundert das Gut der Rantzaus erworben, weil diese Familie inzwischen stark verschuldet war. Und woher hatte der Herr Schimmelmann soviel Kohle? Es ist schon lange allgemein bekannt: Der Mann war ein ganz übler Patron. Er kassierte sein Vermögen mit dem Handel von Alkohol und Waffen. Das tun viele Menschen auch heute noch, aber Schimmelmann war vor allem tätig im Sklavenhandel.
Im Vorwort des Buches „Die Schimmelmanns“ von Christian Degn (Karl Wachholtz Verlag) heißt es: „Die Schimmelmanns besaßen die wertvollsten Plantagen in Dänisch-Westindien mit tausend Sklaven; damit rangierten sie als Sklavenhalter in der internationalen Spitzenklasse. Sie besaßen die größte Zuckerfabrik und die einzige Gewehrfabrik im dänischen Gesamtstaat, ferner eigene Schiffe und in Massen Aktien der großen Handelskompanien; sie hatten riesige Güter mit Hunderten von Leibeigenen, mit Schnapsbrennereien und Kattunfabriken.“
Und nach so einem bösen Typ, der sein Geld mit Schnaps, Waffen und Menschenhandel gemacht hat, nach so einem grausamen Burschen wurde in Ahrensburg eine Straße benannt (in Hamburg übrigens auch), bloß weil der Namensgeber es sich leisten konnte, mit unsauberem Geld das besagte Herrenhaus, unser heutiges Schloss, zu kaufen...?
Ich schäme mich, in der Schimmelmannstraße zu wohnen.
Überlegung zum Namenswechsel
Was spräche dagegen, die Schimmelmannstraße umzutaufen, ihr einen neuen Namen zu geben? Vielleicht nach einer Persönlichkeit, die mit dem Namen der Stadt Ahrensburg verbunden ist? Wie zum Beispiel: Benedikt-Pliquett...?
Waaas - ihr kennt Benedikt Pliquett nicht?! Dann solltet ihr aber mal ganz schnell googeln und „Ahrensburg“ eingeben! Und bei Wikipedia ist die Rubrik „Persönlichkeiten, die mit der Stadt verbunden sind“, wo die Namensliste von Dagmar Berghoff angeführt wird und bis Axel Zwingenberger reicht. Und dazwischen: Benedikt Pliquett.
Benedikt-Pliquett-Straße
Bevor ihr lange sucht: Diese Persönlichkeit, die mit unserer Stadt verbunden ist, ist ein Torwart. Nein, nicht in der Fußball-Bundesliga, sondern beim Kiez-Kicker-Club St. Pauli.
Weil Straßen aber nur nach Personen benannt werden, wenn diese nicht mehr auf dem Rasen stehen, sondern darunter liegen, hat Benedikt (Jahrgang 1984) noch viel Zeit, um vorher in die Bundesliga aufzusteigen und dann in der deutschen Fußball-National-Elf zu spielen.
Und eines Tages ist dann Schluss mit Schimmelmann, dann kommt der Bene ran, der sein Geld sauber verdient hat!
Samstag, 21. März 2009