Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Tatjana I., Königin auf Schloss Ahrensburg
Ob Sie es glauben oder nicht, liebe Bürger von Ahrensburg, es ist wirklich wahr: Ahrensburg hat eine Königin!
Nein, nicht die derzeit amtierende Bürgermeisterin ist gemeint! Die sitzt schließlich im Rathaus, während die Königin von Ahrensburg im Schloss residiert. Jawohl, im Ahrensburger Schloss! Dort hält sie Hof: Tatjana I., Herrscherin über das Herrenhaus derer von Rantzau und Schimmelmann.
Und weil es wie ein Märchen klingt, erzähle ich Ihnen hier das Märchen von Königin Tatjana I., das wie alle Märchen beginnt, nämlich: Es war einmal...
Es war einmal wunderschönes Schloss in einer kleinen Stadt vor den Toren Hamburgs, die den Namen Ahrensburg trug. Eigentlich war dieses alte Bauwerk ja nur ein Herrenhaus, aber weil das so märchenhaft gebaut war, bezeichneten die Bürger es eben als ihr Schloss. Klingt ja auch hübscher.
In diesem Schloss wohnt natürlich auch ein Schlossgespenst. Es trägt den Namen Schubiduu...uh und wurde vor rund 30 Jahren von mir für die Kinder des Landes entdeckt. Seither gibt es die Geschichten von Schubiduu...uh auf vielen Kassetten und CDs und DVDs, die fast eine Million mal im ganzen Lande verbreitet wurden und damit mehr Werbung für das alte Schloss gemacht haben, als alle Museumsverwalter es jemals tun werden. Und von überall kamen Kinder mit ihren Eltern nach Ahrensburg ins Schloss, um zu sehen, wo Schubiduu...uh lebt.
In einer Geschichte von Schubiduu...uh soll das Gespenst ausziehen aus dem Schloss. Weil die Putzfrauen sich beschwert haben, dass die Kinder soviel Popcorn für Schubiduu...uh mit in die heiligen Schlosshallen gebracht haben, so dass die poppige Nascherei überall auf dem Boden herumlag. Daraufhin erklärte das Schlossgespenst: „Ein Schloss ohne Schlossgespenst – das ist doch langweilig! Immer nur die alten Möbel angucken, das poppt doch gar nicht!“
Diese märchenhafte Folge schrieb ich vor rund 30 Jahren. Nun zur Realität:
In der vergangenen Woche rief das NDR-Fernsehen bei mir an. Man wollte mit mir einen Beitrag drehen im Ahrensburger Schloss. Live, und zwar 20 Minuten lang. Und dabei sollte das Schlossgespenst Schubiduu...uh die Hauptrolle spielen. Man fragte mich, ob ich Lust und Zeit hätte zu so einem Dreh im Schloss. Natürlich habe ich zugesagt. Und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass es dazu wohl einer Drehgenehmigung von der Schlossverwaltung bedarf.
Tags darauf teilte mir der Redakteur vom NDR mit, er habe beim Schloss „auf Granit gebissen“. Offenbar hätten die Schlossleiterin und ich ganz unterschiedliche Lebensansichten. Zum Beispiel, weil ich den Blaumann Muschelläufer nicht mag und mich dazu doch tatsächlich öffentlich geäußert habe. Und Schubiduu...uh, so die Museumsleiterin, habe das Schloss runter gemacht und als „langweilig“ bezeichnet. Darum wolle sie mich, den Autor von Schubiduu...uh, nicht ins Schloss lassen für gespenstische Fernsehaufnahmen, die von einem öffentlich-rechtlichen Sender produziert werden sollten.
So eine Entscheidung kann natürlich nur eine Königin fällen, der das Schloss von Ahrensburg gehört. Und das ist scheinbar Tatjana I., die von mir fortan auch Die Grausame genannt wird.
Ich habe Schubiduu...uh von dieser geistlosen Geschichte erzählt. Das Schlossgespenst kommentierte den Vorfall mit seinen Worten: „Die hat wohl einen in der Krone! Die sollte sich lieber nützlich machen und die alten Möbel im Schloss abstauben, statt Kindern den Spaß zu versauen!“
Dem möchte ich nichts mehr hinzufügen.
Leserkommentare:
Habe heute mal "Szene Ahrensburg" angeklickt. Das ist ja wirklich eine verschlafene Stadt!! Haben die vielleicht Angst, dass in ihrer Stadt zu viel los ist und alle mal Ahrensburg besuchen wollen?? Die Geschichte mit dem Drehverbot im Schloss kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Kann man sich da nicht mal an höherer Stelle erkundigen??? Die "Dame" scheint doch fehl an diesem Platz zu sein. Was sagt der Landrat von Stormarn?? Was sagt "Kiel" dazu. Habt Ihr vielleicht auch die Stasi in der Verwaltung??? Schöne Grüße –
Karl-Heinz Schoenfeld
D-14469 Potsdam
Antwort: Das mit der „Stasi“ in der Verwaltung ist so ganz abwegig nicht: Meine Beschwerde im Gästebuch auf der Homepage der Stadt wurde nicht veröffentlicht. Meine Nachfrage blieb unbeantwortet. Zum Glück hat der verantwortliche Mitarbeiter inzwischen gekündigt. Gut für Ahrensburg, weniger gut für seinen neuen Arbeitgeber.
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Tatjana die Grausame? Ich denke, dass auch Die Arrogante passen würde. Es ist kaum zu glauben, was man hier lesen muss! Gibt es für die Dame keinen anderen Arbeitsplatz in der Stadt? Vielleicht auf dem Bauhof oder so...?
Freundliche Grüße
Koch, Ahrensburg
Donnerstag, 22. Oktober 2009