Keine Ausgabe (gefühlt) von MARKT, Stormarn-Beilage oder ahrensburg24, ohne dass uns dort der Herr Bürgermeister entgegenlächelt. Das tut er vermutlich im Rahmen seiner Public-Relations-Kampagne zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl, womit er sich bei den Bürgern in ein gutes Licht setzen will.
Die Stormarn-Beilage berichtet heute über die Großherzigkeit des Bürgermeisters und lässt ihn als Spender in Erscheinung treten. In Wort und Bild. Und während Sie sich vielleicht noch fragen, wieviel Geld Michael Sarach denn wohl aus seiner Brieftasche gespendet hat, muss ich Sie eines Schlechteren belehren: Dorothea Benedikt berichtet, dass der Bürgermeister alte Jacken und Hosen der Freiwilligen Feuerwehr gespendet hat. An eine private Firma. Und die lässt mit Hilfe der Behindertenwerkstätten daraus Handytaschen u. a. fertigen und verkauft die Produkte für viel Geld.
So eine Handytasche kostet laut Angaben der Redaktion = 29,95 Euro. Und eine Tablet-Tasche “beginnt bei 39,95 Euro”. Und: “Umhängetaschen gibt es ab 69,95 Euro”. Und: “Alle Artikel gibt es auch in Dunkelblau oder in Beige. Letzteres ist aus englischen Feuerwehrjacken hergestellt.”
Da stellt sich natürlich die Frage: Hat der Bürgermeister auch die englischen Feuerwehrjacken gespendet?
Und noch ein Passus ist bemerkenswert. Der Produktionsleiter der Stormarner Werkstätten erklärt: “Die Nachfrage war so groß, dass wir auch die Werkstätten in Rendsburg um Hilfe bitten mussten.” Und der Leser erfährt: “Wir haben im vergangenen Jahr allein 1.200 Handytaschen genäht und verkauft.”
Dass ein Unternehmen seine Produkte in den Werkstätten von Behinderten fertigen lässt, ist eine gute Sache. Wenn man aber bedenkt, dass die Firma das Material gratis bekommt (warum eigentlich?) und die Produkte hauptsächlich direkt über das Internet verkauft werden, dann lässt sich ausrechnen, dass dort ein beachtlicher Profit entstehen muss. Oder sind die Löhne der Behinderten-Werkstätten so hoch, dass der Gewinn deshalb kleiner ausfällt…?
Die Frage ist durchaus angebracht: Was hat der Bürgermeister hier zu suchen? Und: Der gleiche Bericht ist auch bei ahrensburg24 zu lesen. Also hat da offenbar eine offizielle Presseveranstaltung stattgefunden. Und alles schön mit Produkten, Preisen und Bezugsquellen. So richtig nachvollziehbar ist das nicht. Und das “Deckmäntelchen” ist ziemlich durchsichtig.
Demnächst wird sich Herr Sarach auch beim Befüllen der Tüten-Halbautomaten mit schwarzen Hundekottüten abbbilden lassen und sich bei den Hundehaltern für deren Hundesteuer bedanken.
Der Unternehmer, der sich beschenken läßt und über Behindertenwerkstätten weit unter Mindestlohn teure Taschen produzieren lässt, wird anschließend sicherlich den gesamten Netto-Gewinn an die Behindertenwerkstätten spenden. Die Anwesenheit unseres Bürgermeisters und der Presse sprechen eindeutig für diese Vermutung. Oder lassen sich unser Bürgermeister und die Presse vor den Karren von Sozialbetrügern spannen?
Heute hatte ich einen Anruf: Für nur 99,90 Euro könne ich mich deutschlandweit aus den Karteien von über 200 Callcentern löschen lassen. Mindestens 10 Mal habe ich dies versucht.Die Polizei ist wenig verfolgungsbereit, obwohl ich zumindestens die Rufnummer habe. Aber vielleicht ist diese nach Istanbul weitergeschaltet worden.
Ich jedenfalls kaufe keine teuren Täschchen, die mithilfe sozial Schwacher für teures Geld für Höchstgewinne verschachert werden, was dann auch noch Presse und Bürgermeister lobpreisen, ohne zu versichern, dass diese enormen Gewinne wieder an die Behindertenwerkstätten zurückfließen.
Warum verkaufen die Behindertenwerkstätten dieses Produkt nicht selber zu diesen Gewinnen? Sehen die nicht, wie sie über`s Ohr gehauen werden?
Mit sozialen Grüßen
Wolfgang König
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