Im Alter lässt das Gedächtnis des Menschen häufig nach. Aber je älter der Homo sapiens wird, desto besser funktioniert sein Langzeitgedächtnis. Während der alte Mensch kurzzeitig nicht mehr so genau in Erinnerung hat, was er am Tag zuvor zu Mittag gegessen hat, so weiß er noch ganz genau, in welche Mitschülerin in der Grundschule er damals heimlich verliebt war.
Umso zufriedener ist der Blogger, dass sein Gedächtnis noch auf dem laufenden ist. Aber: Ich kann mich partout nicht mehr daran erinnern, dass ich Julia Schäper und Eckart Boege irgendwann einmal das Du angeboten habe, zumal ich vermutlich der Älteste im Trio bin.
Und so verwundert es mich, wenn ich von den Stadtwerken eine E-Mail bekomme, wo “Deine Stadtwerke” mich mit “du” und “dich” anschreiben, wobei ich anmerke, dass hier zumindest ein großes D respektvoller gewesen wäre.
Natürlich könnte ich das Du akzeptieren und bei der nächsten Begegnung den Bürgermeister mit einem freundliches “Hallo Eckart!” begrüßen und die Geschäftsführerin der Stadtwerke ein “Grüß Dich, Jule!” zurufen. Aber warum?!
Eine Unart, die immer weiter um sich greift. Die Etikette sah mal vor, dass man vorher gefragt wird, ob man geduzt werden möchte, aber das wird wohl von einigen Mitmenschen vergessen oder ist diesen nicht bekannt.
Dieser respektlosen Duzerei kann man nur entgegentreten, indem man bei dem entsprechenden Absender Protest einlegt – oder Schreiben zurückweist mit dem Hinweis, dass man gern wie ein Erwachsener und nicht wie ein Kind angesprochen zu werden wünscht – und dann aber gern auf alle Anfragen und Mitteilungen reagieren würde.
Viel zu viele Leute lassen sich das bieten, was Gymnasiasten sich bestimmt nicht von ihrem Lehrer gefallen lassen würden.
Da ist m.W. nach wie vor das beidseitige Siezen überwiegend der Fall.
Ich glaube, die Duzerei hätte zumindest in deinem Fall -Harald – ein Ende, wenn du zum Rathaus eilst und alle Leute duzt – von der Empfangsdame bis zum Bürgermeister.
Entweder die Leute denken dann nach – oder du wirst schlimmer als eine Putzfrau behandelt.
Und wie wohl die REWE- und ALDI-Chefs reagieren würden, wenn ein Angestellter sie duzt?
Da hilft dann wohl auch das Wedeln mit der Regenbogenflagge nicht mehr!
Bi uns heit datt: wenn wie tohopen Schwien heud heppt, dann künnt wi uns ook duzen….
Und liebe Stadtwerke: wenn schon, dann konsequent. Übrigens, vom klein geschriebenen Du, Dein, Euch, Euer, Ihr, Ihrer tut einem richtig die Augen weh.
Gruß aus Ahrensfelde
Vor ca. 4 Jahren bei Aldi (Innenstadt) erlebt: Der junge Mann an der Kasse – er hätte fast mein Enkel sein können – duzte mich doch tatsächlich – wie alle anderen – auch ältere und alte Kunden vor mir – die sich das gefallen ließen.
Ich teilte ihm höflich, aber sehr bestimmt mit, dass ich mir das verbitte – und wie er überhaupt dazu käme, mich zu duzen. (Auf den bekannten Spruch mit der Kellertreppe habe ich verzichtet)
Er sagte nichts, von anderen Kunden, die das mitbekommen hatten, bekam ich lobende Worte.
Besser wäre es, wenn sich viel mehr Leute trauen würden, so ein unangemessenes Verhalten – nicht nur in Fällen wie diesen – nicht einfach stumm hinzunehmen.
Wie sonst soll eine Verhaltensänderung erzielt werden?