Kennen Sie das Geheimnis der Schweizer Flagge?

Am vergangenen Wochenende fanden die Leser der Stormarn-Beilage eine Anzeige vom Hamburger Abendblatt. Überschrift: “Finden Sie die Schweizer Flagge!” Und wer das Kleingedruckte gelesen hat, der hat erfahren, dass er € 200 gewinnen kann, wenn er die Schweizer Flagge “mit etwas Glück” gefunden hat.

Bildschirmfoto 2014-07-14 um 10.03.06Das mutet kindisch an. Um die Schweizer Flagge auf dem Bild zu finden, muss man kein Abitur haben. Man muss nicht einmal zur Schule gegangen sein; es genügt, wenn man weiß, wie die Schweizer Flagge ausschaut. Notfalls googeln. Das erinnert an die Preisfragen bei RTL, wo Fragen gestellt werden wie: “Wer sitzt neben Dieter Bohlen in der Jury – Mieze Katz? Oder Kater Karlo?”

Warum macht RTL das? Weil RTL speziell Dumme sucht, die gaaanz oft anrufen. Denn mit jedem Anruf kommt Kohle in die Kasse des Senders. Das ist wie Lotto: Viele zahlen ein, und von den Einzahlungen wird ein bisschen wieder ausgezahlt als Gewinn.

Und wie ist das beim Hamburger Abendblatt? Warum so primitives Preisausschreiben? Hält man die Leser für so primitiv…?

Wenn wir auf die Anschrift gucken, an die wir unsere Lösung schicken sollen, dann steht dort nicht: Redaktion, sondern dort steht: “Marketing & Events”. Und wir sollen nicht nur unseren Namen und die Anschrift, sondern auch Alter und Telefonnummer angeben. Warum wohl? Lassen Sie mich raten: Wer den Coupon “Ja, ich möchte gewinnen!” ausfüllt, der kann weniger mit den € 200 rechnen als vielmehr mit einem Anruf. Und dieser Anruf lautet sinngemäß:

“Sie haben am Gewinnspiel vom Hamburger Abendblatt teilgenommen. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Sie nicht gewonnen haben. Aber wir haben eine gute Nachricht für Sie: Wenn Sie möchten, bekommen Sie das Hamburger Abendblatt mit der Stormarn-Beilage einen ganzen Monat lang kostenlos und unverbindlich in den Briefkasten…” und so weiter und so fort.

Mit anderen Worten: Es handelt sich bei dem Gewinnspiel mit der Schweizer Flagge um Abonnenten-Werbung. Die Teilnehmer dürfen so nämlich vom Verlag angerufen werden, weil sie sich an der Aktion beteiligt haben. Und die Namen und Absender werden mit der Abonnenten-Kartei verglichen, sodass der Verlag in Essen  erkennt, ob der Leser in Stormarn bereits abonniert hat oder Einzelkäufer bzw. Mitleser ist.

Eine Aktion, die dem Ahrensburger Einzelhandel natürlich Umsatzeinbußen bringt, denn wer die Zeitung in den Briefkasten bekommt, ist “weg vom Kiosk”.

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 14. Juli 2014

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