Wenn ein Wellensittich entflogen, eine Katze verschwunden oder ein Hund entlaufen ist, dann sieht man mitunter Zettel, die an Bäumen oder Laternenpfählen angebracht sind. Das sind verzweifelte Bemühungen der Tierhalter, um ihre Lieblinge wieder zu finden. Und dieses Tun ist verständlich.
Aber es gibt auch Zettel, die an Baumen und Laternenpfählen angebracht, sind, obwohl sie dort unangebracht sind. Zum Beispiel Hinweise auf einen privaten Flohmarkt. Oder die Suche nach Wohnungen, Häusern und Grundstücken. Wer die sucht, der soll gefälligst eine Anzeige aufgeben oder zu einem Makler gehen. Oder er kann sein Suchplakat auch bei verschiedenen Supermäkten ans “Schwarze Brett” heften, und zwar kostenlos.
Wenn alle Leute, die eine Wohnung suchen oder ihr Auto verkaufen wollen, ihre Zettel an Bäume und Laternenpfähle heften, dann wäre die Stadt ein einziger Zettelwald.
Nun sah ich gerade einen Anschlag an einer Fußgängerampel (!), und zwar direkt am Kindergarten. Dort sucht eine Familie ein Grundstück. Ob sie das bezahlen können, bezweifle ich, denn sonst könnte sie ja wohl auch eine Anzeige im MARKT bezahlen können. Immerhin erfährt der Leser des Zettels, dass beide Ehepartner “ein geregeltes Einkommen und … eine zweijährige Tochter” haben.
Bemerkenswert: Mutter und Vater sind Lehrer. Also Menschen, die eine gewisse Vorbildfunktion haben sollten und wissen müssten, dass ihr Tun eine Ordnungswidrigkeit darstellt.
O je, wie peinlich!
Hoffentlich lesen auch Kollegen des Paares Ihren Blog, lieber Herr Dzubilla, und machen die beiden darauf aufmerksam, dass so etwas überhaupt nicht geht – schon gar nicht von Leuten, die eine gewisse Vorbildfunktion haben (sollten)!
Sollte mich nicht wundern, wenn meine Einstellung von manchen als verkrustet abgewertet wird.
Sei’s drum!
S.H., Lehrerin a.D.
Da sieht man einmal, wie schlecht unsere Lehrer bezahlt werden. Deshalb beklagen sich Ausbildungsfirmen und Universitäten über den Bildungsstand unserer Jugend und müssen nachschulen.
Wolfgang König
Och, Herr König,
das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun! Da verquirlen Sie die unglückliche, unsensible Grundstückssuche sowohl mit feiner (???) Ironie als auch mit dem Bildungsstand mancher Schüler, für die Sie – so habe ich es verstanden – die Lehrer verantwortlich machen.
Wir Pädagogen können nichts für den realitätsfernen Unsinn, der seit Jahrzehnten aus Kiel kommt und der Bevölkerung noch als Fortschritt verkauft wird – und den wir durchsetzen sollen.
Dass es reine Sparmaßnahmen auf Kosten vieler Schüler und Lehrer sind, wird leider nur zu selten laut geäußert.
Aber das ist wieder ein Thema für sich.
Mit besonders der alten Rechtschreibung verbundenen Grüßen!
Sabine Heinrich