Die meiste Zeit in meinem Berufsleben habe ich mit Marketing & Werbung verbracht. Aber erst heute habe ich vom Inhaber eines Ahrensburger Handwerksbetriebs erfahren, wie Marketing & Werbung funktionieren, und zwar so: Die Firma schaltet eine Anzeige und bietet darin ihren handwerklichen Notdienst an. Und wenn ein potentieller Kunde in Not ist, die „Notrufnummer“ wählt, dann hört er von einem Mitarbeiter am Telefon die Auskunft: „Tut uns leid, aber wir können gar keine neuen Kunden mehr annehmen!“
Viele Handwerksfirmen haben heute das Problem, dass sie mehr Kunden haben möchten, aber nicht mehr bedienen können, weil sie nicht genügend Mitarbeiter haben. Daraufhin habe ich den Inhaber der Handwerksfirma gefragt, warum er dann regelmäßig Werbung schaltet. Antwort: „Das ist Marketing – wir wollen durch die Werbung unsere Firmenmarke in ständiger Erinnerung halten.“
Nach den Erinnerungen aus meiner vergangenen Marketingzeit war es noch so: Wer in seiner Werbung ständig ein Versprechen abgibt, das er gar nicht halten kann, der macht damit Anti-Werbung und schädigt seine Marke.
Das Handwerk, das goldenen Boden hat, finden keine Goldgräber – sprich: Mitarbeiter – mehr. Ausbildungsplätze werden überall und überreichlich angeboten, aber Nachfragen sind mehr als spärlich. Der Grund: Rund die Hälfte aller Schulabgänger lernt keinen Beruf, sondern die jungen Menschen gehen ins Studium an Hochschule und Uni und sind damit fürs Handwerk so gut wie verloren. Und dann gibt es Handwerksberufe, wo eine Ausbildung für Mädchen genauso wenig geeignet ist, wie auch der Beruf einer Hebamme für Jungen nicht sonderlich passend ist.
Mein Fazit: Was das Handwerk braucht, das sind Marketing & Werbung. Und zwar in Form einer Kampagne, mit der Jugendliche gezielt angesprochen werden und erfahren: Ein Handwerksberuf hält den Kopf frei, weil man sich keine Gedanken und Sorgen machen muss um die Zukunft. Und wenn die Löhne dann auch noch stimmen, dann wären Handwerker die glücklichsten Arbeitnehmer und -geber im ganzen Land. Und im Gegensatz zu Journalisten und Polizisten bekommen Handwerker vom Kunden sogar noch Trinkgelder und werden in aller Regel freundlich begrüßt. 😉
Postskriptum: Heute Abend habe ich einen Freund eingeladen. Zuerst fahren wir zu Toom und danach wird er mir meinen Wasserhahn reparieren und die Klospülung wieder in Betrieb setzen. Nein, der Mann ist kein Klempner, sondern er ist einfach ein guter Freund, der das Handwerk versteht, obwohl er es nie gelernt hat. Und solche Freunde sind echt Gold wert! 🙂