Stormarn-Beilage: Mutmaßung als Tatsachenbehauptung

Auch heute wieder liegen die Praktikanten  der Stormarn-Beilage mit ihrer Berichterstattung neben den Tatsachen. Die Überschrift “Hort zieht ins Gemeindezentrum” bzw, “Awo-Hort zieht ins Gemeindehaus der St. Johanneskirche” ist vielleicht ein Wunschdenken der Redaktion, entspricht aber nicht dem Stand aktueller Tatsachen. Was man im Kleingedruckten auch kleinlaut eingesteht.

Bildschirmfoto 2014-04-10 um 08.21.24Richtig ist, dass sich vorgestern im Sozialausschuss der Stadt eine Mehrheit von 7 : 2 Stimmen für den Erwerb des Hauses entschieden hat, um das Immobiliengeschäft der Kirche zu unterstützen. Und die würde sich darüber kaputt lachen: Die Stadt gibt ihren Anteil am weitaus wertvolleren Grundstück am Wulfsdorfer Weg ab und bekommt dafür eine Immobilie, die das Geld nicht wert ist. Und die Kirche würde auch deshalb lachen, weil das Grundstück in der Rudolf-Kinau-Straße möglicherweise unverkäuflich ist, denn wer will direkt neben einem Kirchengebäude mit Glockengeläut und Publikumsverkehr (nicht nur an Sonntagen!) in teuren Wohnungsbau investieren?! Außerdem sind die Toiletten im Gemeindehaus für den Förderverein vertraglich nutzbar, sodass es später, wenn die Stadt das sanierungsbedürftige Gebäude nicht mehr benötigt, nicht einfach für sozialen Wohnungsbau abgerissen werden kann, ohne dass dort neuer Toilettenraum für die Kirchenbesucher entsteht.

Bildschirmfoto 2014-04-10 um 08.19.01In meinen Augen ist die Entscheidung über den Erwerb der Immobilie weniger eine politische als vielmehr eine moralische. Denn zwecks Verkauf der Immobilie durch die Kirche wurden alte und junge Menschen inklusive der Kindergartenkinder und Jugendlichen kurzerhand aus dem Gebäude rausgeschmissen. Ein Gerücht von “Pilzbefall” machte die Runde. Aber Kirche und Moral sind ja nicht immer vereinbar, genauso wenig wie Moral und Politik.

In diesem Zusammenhand: Der Vorsitzende vom Seniorenbeirat, der sich so gern mit Grinsegesicht vor der geschlossenen Tiefgarage unterm Rathausmarkt fotografieren lässt, der stand bis heute nicht vor der geschlossenen Tür des Gemeindehauses, um dagegen zu protestieren, dass die Senioren hier ihre lieb gewordene Begegnungsstätte verloren haben. Aber vermutlich hat der grinsende Herr Schneider davon noch gar nichts vernommen im Untergrund der Tiefgarage, die ihm so wichtig ist für die Senioren, obwohl der Zugang dort gar nicht seniorengerecht gebaut ist.

Aber zurück zur Falschmeldung der Stormarn-Beilage. Richtig ist, dass bis jetzt noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist. Denn die Stadtverordneten haben das letzte Wort. Und die tagen am kommenden Montag. Ob dann aber schon das letzte Wort gesprochen wird, ist auch nicht sicher, denn es muss noch abgewartet werden, was der Finanzausschuss sagt. Und der tagt erst am Dienstag nächster Woche.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 10. April 2014

7 Gedanken zu „Stormarn-Beilage: Mutmaßung als Tatsachenbehauptung

  1. Vanessa B. aus Abg.

    Hallo! Es sollte sich inzwischen ja wohl herumgesprochen haben, dass man mit der Kirche keine Verträge schließt. Weil man dabei über den Tisch gezogen wird. Denn die Kirche hält sich nicht an irdische Gesetze, sondern hat ihre eigenen, die Kirchengesetze geschaffen. Im übrigen: Die Gestaltung des Gartens hinter dem Gemeindehaus wurde von den Eltern der JoKids in vielen Freitzeitstunden ehrenamtlich besorgt. Auch die Spielgeräte haben die Eltern angeschafft. Durch Kündigung der Räume wurden die Kinder samt ihren Eltern aus dem Gemeindehaus geworfen und mussten über die Stadt verteilt werden. Die Erzieherinnen waren plötzlich arbeitslos. Die Stadt müsste sich schämen, wenn sie dort jetzt andere Kinder unterbringt.

  2. Observator

    Bemerkenswert ist auch, dass die Stormarnbeilage beim Gemeindehaus von einem “Gemeindezentrum” schreibt. Und weil das Zentrum der Gemeinde vom Gemeinderat aufgegeben wurde, hat die Evangelische Kirche demzufolge kein Zentrum mehr in Ahrensburg.

  3. Hermann Jochen Lange

    Wo bleibt die gesamtgesellschaftliche Verantwortung
    von Kirche und Stadtverordneten – samt der Partei mit dem großen „C“ im Namen ?

    Was von der unglaubwürdigen Pastorenschaft „meiner“ ev.- luth. Kirchengemeinde Ahrensburg sonst noch zu halten ist muss nicht wiederholt werden. Samt Propst Buhl steht sie dem geheimen Kirchengemeinderat vor. Sie alle konstruieren unbeeindruckt weiter am kirchlichen Immobilienskandal Ahrensburg.
    Und die Frau Bischöfin Fehrs schaut weiterhin scheinbar unbeeindruckt zu.

    Nun kommen neue Dimensionen hinzu:
    Die Stadtverordneten als gewählte Vertreter aller Bürger, egal ob gläubig oder nicht, haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu tragen und damit nicht nur rein finanzielle Interessen.
    Denn bekanntlich können Kirche und Staat nur Entscheidungen treffen, weil ihnen dafür zwangsweise eingezogene Steuermittel anvertraut worden sind – für welchen kirchlichen oder gesamtgesellschaftlichen Zweck ? Tatsächlich schieben sie nun die Steuergelder hin und her.

    Die nicht demokratisch legitimierte Kirche und die demokratisch gewählte Politik stimmen in der Causa St. Johannes bislang nach dem Motto ab, lieber Immobilien zu horten – statt ein Kirchengebäude oder/und ein kirchliches Gemeindezentrum zu erhalten – oder optimal eine sog. wohnortnahe Begegnungsstätte unter dem Turm der St. Johanneskirche neu zu initiieren.
    Stattdessen werden die Einen rausgejagt, heimatlos gemacht – um die Anderen mit viel Geld wieder hinein zu schicken ?
    Ist das die Schöne Neue bigotte Welt oder schon die gottlose Welt ?

    Langsam wird deutlicher, warum um die Jahreswende den vielen interessierten Mitgliedern der Kirchengemeinde eine Haushalts-Attrappe vorgelegt wurde:
    1.
    Seit Herbst verhandelt die Kirche über den Millionen-Deal neben der St. Johanneskirche mit der Stadt. Das Ergebnis konnte also noch nicht in den Haushalt 2014 eingestellt werden. Es muss ein Nachtragshaushalt – erneut öffentlich ausgelegt werden.
    2.
    In diesem Frühjahr wurde ein Vertrag mit dem Förderverein St. Johannes vereinbart, der haushaltsrelevant ist (und ebenfalls von struktureller Wichtigkeit – aber ebenfalls ohne Befragung der Gesamtgemeinde). Es muss somit ein Nachtragshaushalt 2014 öffentlich ausgelegt werden.
    3.
    Erst in einem Nachtragshaushalt 2014 wird deutlich werden, dass die St. Johanneskirche ohne altes – oder neu errichtetes Gemeindezentrum
    in und an dem Kirchengebäude nur sehr bedingt lebensfähig ist – die kirchliche Immobilienkasse aber lauter denn je klingelt.

    Warum nur habe ich der Haushaltsattrappe genau deshalb fristgerecht widersprochen ? Eine Reaktion gab es bislang nicht.
    Wem oder was soll ich noch glauben ?

    Hermann Jochen Lange, Ammersbek

  4. Sabine Heinrich

    Lieber Herr Lange,
    ich erlebe fassungslos, wie der 2. Ahrensburger Kirchenskandal in die nächste Runde geht!
    Am Montag tagt ab 19.30 Uhr die Stadtverordnetenversammlung in der Reithalle des Marstalls, am Dienstag der Finanzausschuss zur gleichen Zeit im Rathaus.
    Sehen Sie eine Möglichkeit, “auf die Schnelle” jeweils eine Demonstration auf die Beine zu stellen?
    Ich habe darin keinerlei Übung und bin auch nicht Mitglied der Gemeinde, fühle mich ihr jedoch sehr verbunden und finde das, was in Sachen St. Johannes abläuft, unerträglich!
    Einer Demonstration müssten sich ja zumindest (!) alle, die aus dem Gemeindehaus rausgeworfen wurden, anschließen!
    Es ist wichtig, Aufmerksamkeit zu erregen und nicht stillschweigend Kirche und Politiker über alle Köpfe hinweg Entscheidungen treffen zu lassen, die langfristig Hunderte (Tausende?) Gemeindemitglieder und Bürger der Stadt Ahrensburg im negativen Sinne betreffen!
    Auch eine kritische (!) Berichterstattung durch die – überörtliche – Presse wäre sicher hilfreich.
    Haben Sie eine Idee?

    Mit empörten Grüßen
    S.H.

  5. Hermann Jochen Lange

    Liebe Frau Heinrich,
    die konstruktiven Ideen sind da, aber es will sie niemand hören.

    Die Ideen für die Verbreitung von Ideen sind auch da. Aber die Bürger haben es aus schlechter Erfahrung aufgegeben, sich zu artikulieren.
    Wo sollten sie es auch tun ?
    Die von den Bürgern gewählten Volksvertreter haben ja sogar beschlossen, den traditionellen „Versammlungsplatz der Demokraten“ in einen ordinären, aber gebührenpflichtigen Parkplatz umzufunktionieren – den Rathausplatz.
    Es bestätigt sich immer neu: Bürger und bestimmte Kinder stören nur.

    Eine gute Idee ist, die Versammlungen der Stadtverordneten zu besuchen und wenigstens zu beobachten, wer für und wer gegen eine Beschlussvorlage der Verwaltung stimmt.
    Die nächste Gelegenheit bietet sich am kommenden Montag um 19.30 in der sog. Reithalle des Marstalls. Unter TOP 10. wird angekündigt: „Nutzung des Grundstücks Rudolf-Kinau-Str.13 bis 17 für die Hortbetreuung“. So verschleiert der Finanzfachmann Bürgermeister M. Sarach die gesellschaftliche Bedeutung des vielschichtigen Themas.

    Die Belange der eigentlichen Eigentümer dieser Immobilie, die 13.500 Gemeindemitglieder – samt Kinder – hat der derzeitig noch amtierende Verwaltungschef aus dem fernen Schwerin mit keinem Wort in die Beschlussvorlage geschrieben.

    Die darüber abstimmenden Stadtverordneten kennen jedoch mit Sicherheit die hinter dem TOP 10 brodelnde gesamtgesellschaftliche Brisanz – und sie würden deshalb mit vollem Bewusstsein das kirchliche Leben unter dem Turm der St. Johanneskirche auf nicht absehbare Zeit verhindern, wenn sie dem Vertrag mit „meiner“ Kirchengemeinde zustimmen.

    Die Stadtverordneten stimmen über das weitere Schicksal der ev.- luth. Kirchengemeinde im gesamten Ahrensburger Westan ab.

    Die Stadtverordneten müssen sich darüber klar werden, wie sie den von ihnen bevorzugten Hortkindern erklären wollen, dass vor ihnen andere Kinder dort gespielt und betreut worden sind, die aber nach dem Willen des Kirchengemeinderates dort plötzlich nicht mehr spielen durften, weil sie irgendwie Igitt-Kinder gewesen sind – sie waren es nicht wert ?
    Kann es sein, dass es in Ahrensburg verschiedene Kinder-Kasten gibt ?

    Die Stadtverordneten würden mindestens einem Drittel der Ahrensburger Einwohner, und damit den 13.500 Mitgliedern der Kirchengemeinde als tatsächliche Eigentümer dieser Immobilie zeigen, dass sie ihnen weder als Wähler, noch als Christen eine „lebendige Gemeindearbeit“ gönnen.

    Hermann Jochen Lange, Ammersbek

    1. Sabine Heinrich

      Lieber Herr Lange,
      vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
      Ich werde am 14. vor Ort sein.
      Nur kurz: Ich finde es anders herum noch viel schlimmer, dass – im Fall des Falles – die rausgeworfenen “Jokids” und ihre Eltern erleben müssen, dass andere Kinder nun in ihrer ehemaligen geliebten und von den Eltern mitgestalteten Umgebung spielen dürfen.
      Wie soll man das den Kindern erklären? Wie sich wohl die Eltern fühlen würden?
      Was ist aus den engagierten Erzieherinnen geworden?
      Haben sie von der Kirche nach ihrer Kündigung Unterstützung und Hilfe erhalten?
      Ich würde mich freuen, wenn sich jemand von den Betroffenen (unter Pseudonym) hier äußern würde.
      Ich hoffe , dass es bei der Stadtverordnetenversammlung am Montag (öffentlich) und der Sitzung des Finanzausschusses am Dienstag (öffentlich?) * in erster Linie nicht um Geld, sondern um die betroffenen Menschen – immerhin ca. 13 000 geht!
      Denn Geld – das ist immer wieder zu vernehmen – ist in der Ahrensburger Kirche reichlich (in Form von Immobilien) vorhanden.

      *Lieber Herr Dzubilla,
      wenn sie öffentlich sein sollte,nehmen Sie bitte die entsprechende Änderung vor.

      Anmerkung Harald Dzubilla: Ja, sie ist öffentlich.

  6. wolfgang könig

    Hallo, Herr Dzubilla,
    ist damals der Pastor nicht Hals über Kopf ausgezogen und wurde der Auszug nicht später mit Durchfeuchtungen begründet? Wenn zwischenzeitlich keine Grundsanierung erfolgt ist, sondern nur sparsam beheizt und kaum gelüftet worden ist, sollte man annehmen, dass die Schimmelpilz-Sporen bis tief in das Mauerwerk eingedrungen sind. Und nun will die Stadt für einige Zeit Kinder in diesen maroden Bau unterbringen? Und süäter dieses Gebäude auch mit Menschen füllen? Wer zahlt die Sanierungskosten? Wer ist für künftige Erkrankunge zuständig?
    Wenn die Stadt das Grundstück für 99 Jahre erbpacht, muss man den Pachtzins in Relation zur Grundstückgröße und dem Wert sehen. Auch andere vertragsgegenstände müssen abgewogen werden.
    55.600 Euro ist nur die Anfangspacht. Diese wird nach Vertrag kontinuierlich erhöht.
    Aber bei Erbpacht kann die Stadt dort kostengünstig bauen und ohne Mietgewinne vermieten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang König

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