Häufig denke ich zurück an die Zeit, da ich in der Redaktion der BILD-Zeitung in Berlin gearbeitet habe. Das war in den Jahren, als die Stadt noch zweigeteilt war und wir aus den Fenstern der Redaktionsbüros in der Kochstraße in Kreuzberg direkt auf den Todesstreifen hinter Mauer, Stacheldraht blicken konnten, wo die Vopos mit ihren scharfen Hunden patrouillierten. Und ich war damals der meistgesuchte Mann im westlichen Teil der Stadt, denn ich war der stadtbekannte “Glücksreporter Helle” von BILD. Und viele Berliner haben damals die BILD-Zeitung gekauft, weil sie an den beliebten Aktionen von Helle mitspielen wollten.
Das ging so: Jeden Tag gab es im Blatt ein Rätsel. Aus diesem Rätsel ergab sich ein „Geheimwort“. Und wer den Glücksreporter in der Stadt getroffen und ihm als erster das Wort genannt hatte, der bekam bar 500 DM „auf die Kralle“, wie der Berliner damals gesagt hat. Oder es gab Schlemmerkörbe für die Leser zu gewinnen und andere Gewinne bei vielen Preisausschreiben und Aktionen auf den Straßen der Stadt.
Und der Glücksreporter Helle konnte zu jeder Tageszeit in jedem Stadtteil auftauchen. Zu erkennen war der Mann an seiner karierten Schiebermütze, seiner Fliege und Pfeife. Und natürlich auch an seinem markanten Gesicht 😉 .
Memories aus meinem Leben in der Welt der Presse. Warum erzähle ich Ihnen davon? Ganz einfach: Schon vor dem “Glücksreporter Helle” gab es eine ähnliche Aktion in Hamburg vom Hamburger Abendblatt. Hier war es der „Herr Lombard“, der durch die Stadt gegangen war, um von Lesern entdeckt zu werden. Und der Herr Lombard versteckte zum Beispiel am Nikolaustag in der Stadt kleine Pantoffeln. Wer einen davon fand, der konnte den in der damaligen Abendblatt-Geschäftsstelle am Gänsemarkt eintauschen gegen zwei Geschenkpakate. Das eine durfte er behalten, das andere bekam eine soziale Einrichtung.
Und heute? Heute gibt es weder Herrn Lombard noch den Glücksreporter Helle. Mehr noch bzw. weniger: Es gibt auch keine ähnliche Aktionen vom Hamburger Abendblatt, um mit Spiel und Spaß die Leser zu unterhalten und neue dazu zu gewinnen. Warum, so frage ich mich, macht die Stormarn-Redaktion vom Abendblatt keine Leseraktionen in Ahrensburg bzw. Stormarn, bei denen die Leser etwas gewinnen können?!
Postskriptum: Viele Jahre später, nachdem ich bei Burda in Offnburg und Bauer in Hamburg und München gearbeitet hatte, kam ich dann wieder zurück zum Axel-Springer-Verlag, und zwar als Werbeleiter der BILD-Zeitung. In dieser Zeit entstand nicht nur das Zahlen-Glücksspiel Bingo, sondern es war auch die Geburt der BILD-Aktion “Ein Herz für Kinder”. Und die BILD-Zeitung hatte zu dieser Zeit eine Auflage von über 5 Millionen Exemplaren. Nein, nicht wöchentlich, sondern täglich.