Nicht selten fasse ich mir an den Kopf und frage mich: Sind manche Menschen wirklich so naiv wie sie sich zeigen, oder wandeln sie nur schlafend durchs Leben? Diese Frage habe ich mir gestern mal wieder gestellt, als ich im Hamburger Abendblatt von einem offenen Brief einer Bürgerinitiative aus Wandsbek an den Hamburger Bürgermeister Tschentscher gelesen hatte, bei dem es um den Ausbau für die S4 geht, von der ja auch Ahrensburg betroffen ist.
Der Witz, über den ich allerdings nicht lachen kann: Der Bürger von der „Bürgerinitiative Lärmschutz Wandsbek“ erklärt allen Ernstes, dass es „kaum erwähnt und diskutiert werde, dass der Ausbau der Strecke vor allem der Abwicklung des Güterverkehrs diene“ – wenn Sie bitte mal auf die nebenstehende Abbildung klicken wollen!
Darüber kann man in der Tat viele Tränen vergießen – ob Tränen des Weinens oder Lachtränen, das überlassen ich jedem Einzelnen von Ihnen, meine lieben Mitbürger.
Seit Jahren weise ich gebetsmühlenartig darauf hin, dass die S4 dem Bürger nur als Überraschungsei hingehalten wird, um damit abzulenken, was dadurch erst möglich gemacht wird, nämlich der Lärm von XXL-Donnerzügen, die dann bis zu 120 x bei Tag und Nacht durch unser heute noch ruhiges Ahrensburg rasen werden, und für die es keine Möglichkeit des Lärmschutzes gibt. Nur für eine S-Bahn, die keinen Lärm verursacht, ist Lärmschutz möglich, weshalb die Gauner immer wieder darauf hinweisen: „Ohne S-Bahn kein Lärmschutz für die Donnerzüge!“ – ha! ha! ha!
Hierzu zwischen den Absätzen ein passendes Zitat von Max Liebermann und also lautend: “Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.”
Zum Thema Lärmschutz gab es in Ahrensburg auch eine Einwohnerversammlung im Alfred-Rust-Saal, zu der Bürgervorsteher Roland Wilde uns eingeladen hatte. Das war am 26. September 2017, also vor über drei Jahren. Meinen Bericht darüber habe ich damals überschrieben mit dem Wort: “Viele Worte, wenig Inhalt” – wenn Sie das bitte noch einmal nachlesen wollen! Und heute kann ich noch hinzufügen: keine Taten.
Wissen Sie, was das Problem in Ahrensburg ist, liebe Mitbürger? Das Problem ist: Ahrensburg ist eine Schlafstadt. Was meint: Viele Bürger übernachten nur in der Stadt und arbeiten in Hamburg, wo sie auch ihr soziales Umfeld haben mit Einkauf, Kultur und Sport. Und die meisten der Bürger von Ahrensburg, die in der Stadt wohnen und auch arbeiten, die schlafen nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage.
Außerdem: Sowohl der Bürgermeister wie auch der Bürgervorsteher sind genauso wie die Hauptakteure in der Stadtverordneten-Versammlung in einem Alter, wo sie sich sagen: “Wenn die Donnerzüge eines Jahres kommen, dann schalte ich mein Hörgerät einfach ab!” Und in die Innenstadt, wo der Lärm am intensivsten sein wird, dorthin gehen die Bürger dann ohnehin nicht mehr. Zum einen, weil es dort keine Parkplätze mehr gibt. Und zum anderen, weil es dafür keinen Grund mehr geben wird, wenn in der City mehr Ruhebänke sind als Läden. Und Ruhe auf den Bänken wird es dort wegen der Donnerzüge dann ohnehin nicht mehr geben.
Postskriptum: Diesen Blog-Eintrag auf Szene Ahrensburg werden Sie hier auch im Jahre 2030 noch lesen können!