Im 3. Buch Abendblatt gibt es eine Rubrik, die den Namen trägt: „Geschäftliches aus der Region – Neues von unseren Kunden“. Bei den Kunden handelt es sich aber nicht um die Kunden der werbenden Firmen, sondern gemeint sind die Anzeigenkunden der Zeitung, die in dieser Rubrik werben. Werbung, die redaktionell gestaltet ist jedoch mit dem Kennwort „Anzeige“ überschrieben wird. So weit, so gut.
Gestern las ich in der Rubrik etwas höchst Sonderbares. Überschrift: „90-jähriges Jubiläum – Totalabverkauf von Pelzen“. Und die Anzeige stammt von der Rudolf von Schachtmeyer GmbH in Bad Oldesloe. Und im Bilde sehen wir drei Herren von der besagten Firma „bei der Durchsicht von Fellen“.
Was denken Sie bei dieser Anzeige auf den ersten Blick? Für mich bedeutet „Totalabverkauf von Pelzen“, dass hier ein ganzer Bestand restlos verkauft werden soll. Und mein zweiter Gedanke war: Weil es heute stark verpönt ist, Pelzbekleidung zu tragen, trennt sich die Firma zum 90-jährigen Jubiläum endlich von seinen Fellen und wird fortan nur noch Kunstpelze verarbeiten.
Was mich stört, das ist die Aussage: „Dort gibt es einen Totalabverkauf von Pelzen mit bis zu 70 Prozent.“ Womit einerseits gesagt wird, dass nur bis zu 70 Prozent der Ware abverkauft werden soll. Nicht gesagt wird dagegen, dass es sich bei den 70 Prozent um einen Nachlass handelt, sondern nur, dass es sich beim Totalabverkauf um Pelze mit bis zu 70 Prozent handelt, was natürlich auch ein Zuschlag sein könnte. 😉
Und außerdem: Was bedeutet de facto „bis zu“? Es kann bedeuten, dass möglicherweise von 100 Teilen im Laden ganze 3 Stück um 70 Prozent des Ursprungspreises – den der Verkäufer selber festgelegt hat – reduziert worden sind. Die Nachlässe für den Restbestand im Laden könnten 30, 10 oder 5 Prozent betragen. Und eventuell sind die 70-Prozent-Angebote schon nach drei Tagen ausverkauft.
Diese Gedanken von mir sind natürlich rein hypothetisch. Aber ich mag diese „Bis-zu-70-Prozent”-Lockvögel, nun mal nicht. Denn genauso hätte der Laden werben: “Totalabverkauf von Pelzen mit bis zu 100 Prozent” und an seine Kunden ein paar Fuchsschwänze verschenken können, damit alle Pelzfans die Dinger als sichtbares Zeichen von Ignoranz an ihren Autoschlüssel hängen können. Wie früher mal viele Dumpfbacken Manta-Fahrer einen Fuchsschwanz an der Autoantenne befestig haben.
Und allen Frauen sei versichert: Pelzmäntel lassen ihre Trägerinnen alt aussehen, denn es sind Relikte aus dem vorigen Jahrhundert.