Eine Erklärung zum besseren Verständnis vorab: Vor langer Zeit, als ich meine berufliche Karriere in der Werbung begonnen hatte, da gab es noch keinen Computer für Werbegestaltung in den Agenturen und Werbeabteilungen. Damals wurde alles „per Hand“ und aus dem Kopf gemacht. Will meinen: Nachdem der Grafiker der Werbeagentur eine Anzeige als grobes Scribble auf seinen Layoutblock gebracht hatte, wurde hernach für den Auftraggeber ein Reinlayout angefertigt. Dort baute man den Text als Blindtext ein und das Foto als Visual, was meint: Der Gestalter zeichnete das Bild mit farbigen Filzstiften in mehr oder weniger abstrakten Strichen, um dem Kunden eine ungefähre Vorstellung zu geben, wie die Darstellung im später entstehenden Foto ausschauen sollte.
Auch um die Entwürfe für TV-Spots beim Kunden zu präsentieren wurden Storyboards in wenigen Bildern gezeichnet als Visuals, wo die Geschichte eben visualisiert wurde. Später fertigte man, um Zeit und Kosten zu sparen, häufig nur noch ein Bild, das sogenannte Key-Visual.
Es gab damals Grafiker, die konnten so gute Visuals machen, dass manch ein Werbeleiter gesagt hat: „Warum drucken wir das in der Anzeige nicht so als Zeichnung?“ Und wie gesagt, so wurde es nicht selten getan. Was die immensen Kosten für ein Foto – Fotograf, Modelle, Studio, Visagist, Friseur etc. – gespart hat.
Nun gibt es in Ahrensburg die Ausstellung einer Grafikerin, die in Werbeagenturen gearbeitet hat. Sie stellt in der Stadtbücherei einige Bilder aus, die an die alten Visuals aus alter Reklamezeit erinnern. Üblicherweise wurden solche Visuals in den Agenturen nach Gebrauch entsorgt, denn sie hatten keinen weiteren Wert. Was man auch aus dem hier gezeigten Bild erkennt: Wenn man sich den Unterkiefer des Mannes und den linken Arm der Frau, der fast wie ein verdrehtes Bein ausschaut, betrachtet, dann weiß man, dass es bei solchen Zeichnungen nicht um Perfektion für dauerhaften Wandschmuck ging, sondern eben um “schnelle” Gebrauchsgrafik. Das gezeigte Bild schaut ein bisschen so aus, als hätte ein Schüler hier ein Foto abgemalt.
Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat die Ausstellerin vor vier Jahren schon einmal ihre Werke in der Stadtbücherei aufgehängt. Offenbar gibt es dort viele Fans für solche Visuals.
Die Grafikerin heißt Angelika Breyne, über die Ausstellung informiert die Stadt Ahrensburg.
Das sind doch teils schöne Bilder auf der Homepage. Intensiver möchte ich eigentlich nicht näher auf das Schaffenswerk eingehen, da man über Kunst trefflich streiten kann. “Ich glaube: Kunst kommt nicht von können, sondern von Müssen.” (Arnold Schönberg)
Nachdem die Bilder in der Stadtbücherei zu sehen gewesen sein werden, können sie ab Mitte 2017 in der dann neu eröffneten Ahrensburger Erlebnisgastronomie, ähm der Hausbrauerei mit noch zu findenden Gastronomiebetreiber und ebenfalls noch zu findenden Investoren ausgestellt werden, oder. Zumindest die etwas freizügigen Bilder und nicht die Grafiken mit dem angeblichen Charme der 70er des letzten Jahrhunderts bzw. die fast im Stil der Naiven Malerei gemalten Werke.