Stadtverordneten-Versammlung im Marstall. Zwei Themen standen heute im Mittelpunkt des Interesses, als dieses sind: Soll Ahrensburg den modernden Alten Speicher am Kulturplatz kaufen oder nicht? Und Thema Nr. 2: Der Rechenschaftsbericht der Gleichstellungsbeauftragten. Zwei heiße Themen also, weshalb der Marstall heute Abend rappeldickevoll war. Alle Platze waren besetzt, einige Bürger mussten sogar stehen, nicht wenige vor der Tür. Außerdem musste die Einwohnerfragestunde verlängert werden, weil sich ungezählte Bürger zu Wort gemeldet hatten, denen besonders der Alte Speicher am jungen Herzen lag.
Vor der politischen Diskussion um den Alten Speicher hatte Bürgervorsteher Roland Wilde jedem Stadtverordneten ein Paar Ohrhörer fürs Handy überreicht. So konnten jeweils die Parteien, die keinen Vertreter am Mikrophon hatten, ihre Lieblingsmusik hören, während der politische Gegner das Wort im Munde führte.
Übrigens: Was Sie bis zu dieser Stelle gelesen haben, ist natürlich absoluter Quatsch. Richtig ist, dass ganze 16 (sechzehn) Bürger gekommen waren, die Hälfte davon waren die obligatorischen Besucher wie ich. So sehr also liegt den Ahrensburgern ihr Speicher am Herzen. Nicht ein einziger Redebeitrag dazu wurde in der Einwohnerfragestunde geliefert. Und was die Diskussionsbeiträge betraf, so hätten alle Redner sich ihre Worte tatsächlich sparen können, denn sie stießen bei den anderen Fraktionen auf taube Ohren, sodass die Idee mit den Ohrhörern fürs Handy durchaus zweckmäßig gewesen wäre.
Bemerkenswert war ein Wort von Peter Egan (WAB), der für den Kauf gestimmt hatte, und zwar mit seiner Empfehlung, beim Einsatz von 4 Millionen fehlender Euro nicht nur an die Risiken zu denken, sondern auch an die Chancen!
Herr Egan: Mit dieser Einstellung sollten Sie als Mitglied vom Finanzausschuss einen Kredit aufnehmen von 4 Millionen Euro und damit an die Börse gehen! Oder einfach Lottoscheine ausfüllen! Wer Sie davor warnt, dem erklären Sie einfach: “Nicht nur an die Risiken denken, sondern auch an die Chancen!”
Ja, mit fremden Geld sieht man immer mehr Chancen als Risiken, die man eher bei der eigenen Kohle vor Augen hat. Die Abstimmung war denn auch entsprechend sensationell: Sie entsprach dem, was die Politiker bereits zuvor der Stormarn-Beilage mitgeteilt hatten. So musste bei der Versammlung bloß kein Mitglied aus den fünf Fraktionen versehentlich gegen das stimmen, was schon als Fraktionsresultat in der Zeitung gestanden hatte, da man sonst ja ziemlich unglaubwürdig gewesen wäre.
Um sicherzugehen, dass alle Damen und Herren, die lauthals “ja!” gerufen haben, in ein paar Jahren (wenigstens moralisch) zur Verantwortung gezogen werden können, wenn wir eine vierte Kulturstätte in der Stadt haben, die nicht kostendeckend arbeitet, sondern mit Steuergeldern abgesichert werden muss, darum hatte Thomas Bellizzi (FDP), der sein Votum gegen den Rückkauf abgegeben hatte, eine namentliche Abstimmung verlangt und bekommen. Ich werde in ein paar Jahren darauf zurückkommen, meine Damen und Herren von der SPD, von den Grünen und der WAB, die Sie den Kauf legalisiert haben. Aus allen Diskussionsbeiträgen habe ich mir Notizen gemacht.
Ach ja, der Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten: Er lag allen Stadtverordneten in gedruckter Form vor. Und Gabriele Fricke zog es vor, nicht zu erscheinen, nachdem sie auf meinen diesbezüglichen Blog-Eintrag hingewiesen worden war. (Okay, vielleicht war sie auch wirklich krank.) Und so konnten die Verordneten den Bericht abnicken und ihren Dank bekunden. (Na bitte, es geht also auch ohne persönliches Brimborium! 😉 )
Ausgangs der Versammlung wünschte Bürgervorsteher Roland Wilde uns allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Und sich selber wünschte er für 2016 mehr Interesse der Bürger am politischen Geschehen in unserer Stadt, speziell an den Stadtverordneten-Versammlungen im Marstall.
Vor der Bürgermeisterwahl war Herr Egan noch strikt gegen den Kauf des alten Speichers. Wenn die WAB heute “Hütt” sagt, kann sie morgen genauso gut “Hott” sagen. Und Herr Egan, der einer der schärfsten Kritiker der Verwaltung war, hat sich jetzt vor den Karren des Bürgermeisters spannen lassen. Wahrlich enttäuschend!
Britta S.
Warum wurde der Speicher zurückgekauft? Weil er sonst abgerissen worden wäre? Von wem? Vom Landeskulturamt vielleicht, das das Gebäude unter Denkmalschutz stellen will? Ich glaube kaum. Und wenn der Speicher unter Denkmalschutz gestellt wird, kann der Eigentümer dann nicht gezwungen werden, die bauliche Substanz zu erhalten? Ist das vielleicht auch der Grund, warum das Parkhotel von der Immobilie abspringen will? Wenn es sich finanziell lohnen würde, in den Speicher zu investieren, dann hätte das Parkhotel das ja wohl in den vergangenen zehn Jahren getan. Aber dort sitzen clevere Kaufleute im Gegensatz zu den Amateuren in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung.
Das Gebäude steht nicht unter Denkmalsschutz. Könnte dann – so sagt es mir meine blühende Phantasie – damit nicht das Gleiche geschehen wie mit der alten Klinik?
Kulturzentrum? Begegnungszentrum etc.? – I wo!
Teure Eigentumswohnungen hinter für evtl. eine halbe Million oder mehr € aufrecht erhaltene Fassaden für Leute mit goldenen Brieftaschen – wetten, dass?
Kein Mensch mit ein bisschen klarem Verstand würde sonst der Sanierung dieser Fast-Ruine, die mit unberechenbaren Risiken und immensen Kosten verbunden ist, die Ahrensburg gar nicht stemmen kann, zustimmen!
Was mich noch interessiert: Haben alle Stadtverordneten an einer Führung – geleitet durch einen unabhängigen (!) Sachverständigen – teilgenommen?
Zu den Kita-Eltern: Haben sie beim Bm, bei den Politikern vorgesprochen? Haben sie – bevor sie sich an die Presse gewandt haben – andere Ansprechpartner gesucht? Das Problem, fehlende Hortplätze betreffend, gibt es ja schon seit geraumer Zeit.