In Schilda geht der Sandmann rum: Fake News im Abendblatt Stormarn

Der Sandmann, so kennen wir die Mär aus alter Zeit, der streut den Menschen seinen Sand in die Augen, damit sie gut einschlafen. Auch in Ahrensburg geht ein Sandmann herum, nämlich Filip Schwen, Reporter vom Abendblatt-Stormarn. Der hat heute einen Beitrag ins Blatt gebracht mit der Überschrift: “Ahrensburg steckt im Parkplatz-Dilemma”. Diese Überschrift ist zwar von heute, aber der Inhalt nicht. Denn Ahrensburg steckt schon seit etlichen Jahren im Parkplatz-Dilemma, das begonnen hatte, als die Stadt den Parkplatz Lindenhof verscherbelt hat, damit dort ein Kolosseum gebaut werden konnte. Und für einen Ersatzparkplatz hat die Verwaltung bis heute nicht gesorgt; und der Bürgermeister jammert nun über die eigene Unfähigkeit.

Aus dem Abendblatt-Bericht habe ich nur mal drei Passagen herausgenommen, die inhaltlich auf Sand gebaut sind. Die Erläuterungen füge ich bei:

Der Grandparkplatz vor dem Bruno-Bröker-Haus soll aufgelöst werden, wenn der neue Edeka.Markt mit Tiefgarage auf der Alten Reitbahn fertiggestellt wird. Das ist absoluter Quatsch. Denn während der bisherige Parkplatz Alte Reitbahn ein öffentlicher Parkplatz der Stadt Ahrensburg gewesen ist, so ist die zukünftige Tiefgarage in privater Hand. Hier wird Edeka seine Kundenparkplätze bekommen, die heute noch genauso wie der Markt in der Bahnhofstraße liegen. Und den Rest der Plätze in der Tiefgarage werden die Mieter des Gebäudes besetzen. Kurz gesagt: Hier entstehen keine öffentlichen Parkplätze.

Die “Grundsatzfrage”, welche Bedeutung die Zahl der Parkplätze für die Attraktivität eines Stadtzentrums hat, wird laut Filip Sandmann beantwortet durch “die Bauabteilung im Rathaus” und nicht etwa von den Geschäftsleuten und deren Kunden, vor allen von jenen, die von auswärts nach Ahrensburg kommen. Und überhaupt: Wer ist denn eigentlich “die Bauabteilung im Rathaus”? Vielleicht Bauamtsdirektor Peter Kania (64), der im nächsten Jahr seinen Hut nehmen und Ahrensburg den Rücken zukehren wird…?

Der Sandmann verweist auf eine alte Untersuchung des Ingenieurbüros SBI. wonach es ausreichend Parkplätze im Zentrum gäbe. Das ist absoluter Bullshit. Zum einen war die Untersuchung nicht mal halbwegs repräsentativ. Und zum anderen war sie so dilettantisch angelegt, dass man beim Verkauf des Datenmaterials an die Stadt fast schon von Betrug sprechen könnte.

Auffallend häufig lesen wir im Abendblatt Stormarn den gezielten Hinweis, dass der Bürgerentscheid eine “denkbar knappe Mehrheit von 51,6 Prozent”  der abgegebenen Stimmen erzielt hat. Dazu im Vergleich: Eckart Boege hat die Wahl zum Bürgermeister von Ahrensburg gewonnen mit 51,7 Prozent der abgegebenen Stimmen. Und? Ist das etwa keine denkbar knappe Mehrheit…?

POSTSKRIPTUM

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 19. September 2024

4 Gedanken zu „In Schilda geht der Sandmann rum: Fake News im Abendblatt Stormarn

  1. Hauke Wendt

    Ich finde schon die Einleitung irreführend: “Votum blockiert seit Jahren beschlossene Projekte zur Aufwertung der City”:

    Mit dem Bürgerentscheid gibt es eine Mehrheitsentscheidung der wahlberechtigen Bürger:innen. Was müsste jetzt geändert werden: der Bürgerwille oder nicht doch möglicherweise politische Beschlüsse? Die tendenziöse Berichterstattung gerade im Abendblatt sieht vor allem die “bösen Kaufleute” auf dem Holzweg. Selbst, wenn man dem Versuch von Kaufleuten, Geld zu verdienen, kritisch gegenübersteht, fühle ich mich als Mitinitiator etwas übergangen: ich betreibe kein Einzelhandelgeschäft in der Ahrensburger Innenstadt, sondern habe mich hier als Bürger engagiert.

    Die/wir können ja aber allein garnichts entscheiden – das haben in diesem Fall die Bürgerinnen und Bürger Ahrensburg – auch wenn das Ergebnis verständlicherweise einigen Menschen und Rdaktionen nicht gefällt.

    Eine Transferleistung, dass deswegen politische Beschlüsse zumindest überdacht werden müssten, scheint keine Option. Besser sind “die Kaufleute” und die Wählerinnen und Wähler lästig und störend.

  2. Harald Dzubilla

    Online suggeriert das HA bei seinen Lesern sogar, dass der Bürgerentscheid schuld am Parkplatz-Dilemma ist. Richtig ist: Das Parkplatz-Dilemma hat zum Bürgerentscheid geführt.

  3. Hauke Wendt

    “Es geht um eine Grundsatzfrage”. Genau. Das Volk hat entschieden. Damit wäre die Frage eigentlich beantwortet.

    Offernbar aber nicht in Ahrensburg.

  4. P. Kögeböhn

    Ist Herr Schwen vielleicht der Pressesprecher der Stadt? Oder warum spricht er dem Bürgermeister zum Munde und hinterfragt die Aussagen aus dem Rathaus nicht? So ein großer Artikel und völlig unkritisch gegenüber der Verwaltung, die letztendlich für das ganze Dilemma verantwortlich ist

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