Ich hatte in meinem Leben zwei Deutschlehrer, denen ich sehr guten Unterricht verdanke. Der eine war Hans Reimann (1889–1969), der zugleich mein Mentor gewesen ist. Und der zweite, der sehr viel später dazu kam, war Wolf Schneider (1925–2022). Und dieser Journalist und brillante Sprachkritiker ist heute verstorben. Mein Blog-Eintrag ist kein Nachruf auf den großen Publizisten, der auch Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule gewesen ist, sondern ich berichte nur über meine Begegnungen, die ich mit Wolf Schneider gehabt habe.
Meinen ersten persönlichen Kontakt mit dem Autor des Buches “Deutsch für Profis” hatte ich am 15. Mai 2005. Damals trat ich mit Wolf Schneider zusammen in einer Talkshow in der Berliner McCann-Akademie auf, wo ich auf dem Podium neben ihm gesessen habe und in der Diskussion heftig mit ihm aneinandergeraten bin.
Es war damals Wahlkampf zur Bundesregierung. Und der Journalist Schneider erklärte vor dem Auditorium in Berlin, eine Angela Merkel würde schon wegen ihrer optischen Erscheinung niemals Bundeskanzlerin werden. Ich bin Schneider damals gehörig in die Parade gefahren wegen seiner diskriminierenden Aussage und habe ihm erklärt, dass er sich sehr irren würde. Und ich habe Recht gehabt. (Trotzdem hat Wolf Schneider mir am Ende der Veranstaltung gern sein Buch “Deutsch für Profis” signiert. 🙂 )
Jahre später waren wir dann zusammen für eine Vortragsveranstaltung einer Firma gebucht. Und ich erinnere mich heute noch mit Grinsen daran. Denn bei der Honorarabrechnung am Ende des Meetings bemerkte Schneider, dass mein Honorar deutlich höher war als das seinige, woraufhin sich sein Gesicht etwas verzog. (Sorry posthum, lieber Wolf Schneider, aber jeder kassiert nun mal so gut wie er kann. 😉 )
Mein erster Kontakt, den ich mit Wolf Schneider hatte, war allerdings ein indirekter, und zwar zu der Zeit, als er bei Axel Springer als Chefredakteur von “Welt am Sonntag” abgelöst worden war und danach im Verlag auf der Reservebank gesessen hat. Und als man beim Verbandsorgan der Verlegerverbände, das den Titel “ZV+ZV” trug, personelle Probleme in der Redaktion hatte, da wurde Wolf Schneider für kurze Zeit abkommandiert nach Bonn-Bad Godesberg. Und das war für mich ein Glücksfall! Denn:
Ich war damals als freier Autor regelmäßiger Kolumnist bei “ZV+ZV”, wo ich Glossen und Satiren über Werbung und Presse geschrieben habe. Mein Honorar wurde damals nach Zeilen abgerechnet und war äußerst bescheiden. Als Schneider das bemerkt und von meinem Unmut erfahren hatte, erklärte er im Verlag, dass für Glossen andere Honorare gelten und woraufhin er mir meines erhöht hat. 🙂
Ruhe in Frieden, lieber Wolf Schneider! Mit Ihren Werken sind Sie auf Erden noch für lange Zeit unsterblich geblieben.