Wie die Bahn den Streit ums Tunneltal lösen kann

Je größer das Bauvorhaben eines Investors in Ahrensburg ist, desto kleiner werden die Probleme mit der Stadtverwaltung. Beispiel: Alte Reitbahn, wo ein Riesengebäude mit EDEKA-Supermarkt entstehen soll und wo die ökologische Funktion des dortige Knicks beeinträchtigt wird.

Der Investor führt einen Ahrensburger Beamten auf den Weg zum EinKNICKen

Neun Meter Knick sollen dort wegfallen, berichtet heute das 3. Buch Abendblatt und informiert: „Ersatz soll im Süden der Stadt im ‚Ausgleichsflächenkomplex westlich Dänenteich’ (am Ginsterweg) geschaffen werden. Dort ist anknüpfend an eine bestehende Knickstruktur eine 90 Meter lange Neuanlage vorgesehen. Zusätzlich soll ein weiterer rund 30 Meter langer Knick entstehen.“

 Die Zeitung berichtet weiter:  „’Dies entspricht einem Kompensationsfaktor von 1:1 und legt den Worst Case an möglichen Beeinträchtigungen zugrunde’, heißt es im Abstimmungsvorschlag.“

 Und dazu liefere ich folgendes Gleichnis: Die Bahn, die ihre Gleise durch das Ahrensburger Tunneltal legen will, die verpflichtet sich gegenüber der Stadt, einen „Ausgleichsflächenkomplex“ zu schaffen. Was bedeutet, das Stück Tunneltal, das durch die Bahn vernichtet wird, das wird an anderer Stelle kompostiert kompensiert. Was meint: Alle Bäume, Pflanzen, Tiere, Insekten, Würmer und auch Reliquien im Boden des Tunneltals werden 1: 1 an eine andere Stelle in der Stadt gebracht, und zwar unter Aufsicht der Unteren Naturschutzbehörde (UNB).

Mehr noch: Jeder Bürger in Ahrensburg, der einen störenden Baum auf seinem Grundstück hat, den er nicht fällen darf, der darf das nun, wenn er dafür einen Ausgleich schafft und drei Bäumchen an anderer Stelle pflanzt. Zum Beispiel in der Hamburger Straße, wo die Stadt schon vor längerer Zeit eine Reihe von gesunden Bäumen mit der Kettensäge umgelegt hat ohne Rücksicht auf Menschen, Vögel und Insekten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 7. April 2022

4 Gedanken zu „Wie die Bahn den Streit ums Tunneltal lösen kann

  1. Michael Kukulenz

    Ein sehr schöner Kommentar, Herr Dzubilla!
    Es ist traurig, dass die vielen Menschen, die das System Ausgleichsflächen so auf die Spitze treiben, unglaublich wenig von Biologie verstehen. Eigentlich fehlt nur noch die Anmerkung, dass die Ausgleichsflächen der Natur helfen. So sieht es wohl auch die DB.

    1. Peter Körner

      Genau wie die Ausgleichsmaßnahme für die geplante Asphaltierung des verlängerten Starwegs – man nehme seit Jahren extensiv genutztes Grünland und wandele es in extensiv genutztes Grünland um. Das haben nicht einmal die im alten Schilda gebracht.

  2. Ahrensburger_Buergerin

    das ist doch wieder mal eine echte Finte, um nicht das derbe Substantiv Verar….. zu verwenden.
    Aber so denken inzwischen leider immer mehr Menschen, da sie durch ihre teilweise sinnentleerten Tätigkeiten jeglichen Bezug zur Realität verloren haben. Und auch den Bezug zu ihrer Mitwelt, zur Natur, zum Menschlichen und Menschsein.
    Gedacht wird immer mehr binär 0 oder 1, schwarz oder weiß. Dazwischen gibt es offensichtlich für viele kaum noch etwas.
    Gebildet verblödet.
    Statt immer “höhere” theoretische Bildungsabschlüsse anzustreben, sollten wir uns wieder befähigen, die einfachsten Dinge (wieder) zu erlernen: einen Knopf anzunähen, eine Hose zu flicken, ein warmes Essen zuzubereiten, mehr als nur 3 Baumarten unterscheiden zu können, eine Strecke von 5 km zu gehen (statt zu glauben, dass man dafür ein Auto benutzen muss) und dabei die Augen und Ohren zu öffnen, statt verstöpselt und aufs smartphone schauend Verkehrsunfälle zu verursachen und viele Dinge mehr.

  3. Jan Furken

    Herr Blüm, ehemaliger Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, beklagte in einer Talkshow “die Verwirtschaftlichung von Allem”.
    Er hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass auch Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft gemäß Ökokonto-Verordnung des Landes Schleswig-Holstein auf Heller und Pfennig errechnet und umgesetzt werden.
    In diesem besonderen Fall könnte es sogar ein Vorteil sein, dass an anderer Stelle ein neues Biotop geschaffen wird.
    Nur wird kaum ein (möglicherweise noch vorhandenes) Lebewesen den langen Weg vom Knick an der alten Reitbahn zum neuen Knick am Ginsterweg finden.
    Das Aussterben der einen Gesellschaft wird wissentlich in Kauf genommen, hat man doch an anderer Stelle buchhalterisch einen Ausgleich geschaffen.
    Und zum möglichen bzw. bereits erfolgten Rückgang der Kammmolchpopulation hat die Bahn bereits sinngemäß geäußert:” Es ist nicht Aufgabe der Bahn, die Ursachen für bereits erfolgte Bestandsrückgänge zu untersuchen. Sollte die Kammmolchpopulation abnehmen, baggern wir eben schnell einen neuen Teich an anderer Stelle.”
    Ein Beispiel zur Verdeutlichung: An einem Amphibienschutzzaun im Süden von Ahrensburg ist seit dem absoluten Maximum 2002 ein stetiger und eigentlich dramatischer Bestandsrückgang insbesondere des Kammmolches zu verzeichnen.
    Ob dieser dramatische Rückgang an irgendeiner zuständigen Stelle irgendwelche Betroffenheit bzw. Aktivität auslösen wird, bleibt abzuwarten.
    P.S. Vielleicht sollte man formal einen Antrag auf Entwidmung des NSG bzw. FFH-Gebietes wegen nachweislicher Nichterfüllung der Schutzziele des FFH-Managementplanes stellen. Dann könnte das Gebiet endlich offiziell als das genutzt werden, was es bereits ist, als eine große Freizeitfläche.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Bl%C3%BCm
    https://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/portal/t/fj4/page/bsshoprod.psml/screen/JWPDFScreen/filename/%C3%96kokontoV_SH_2017.pdf;jsessionid=B70F009A844FCF91EA74D769D170B1BE.jp25
    https://www.umweltdaten.landsh.de/public/natura/pdf/mplan_inet/2327-301/tgstellmoor/2327-301Mplan_TGStellmoor_Text.pdf

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