Wenn ein Verlag im Zeitalter des Internets eine neue Zeitschrift auf den Markt bringen will, dann muss dahinter schon ein sehr hoffnungsvolles Konzept stecken. Im Gegensatz zu früher, wo man Papier nur bunt bedrucken und heften musste, um es schon als Magazin an den Kiosk zu karren, bedarf es heute reichlicher Überlegung, ob das Konzept sich trägt. Was meint: Der Verlag muss Geld damit verdienen, um sein Printprodukt längerfristig zu planen. Und dazu gehört natürlich auch das Anzeigengeschäft, mit dem Kostendeckungsbeiträge für den Herausgeber erwirtschaftet werden.
Ganz anders ist es da mit Kundenzeitschriften: Die müssen nicht verkauft werden, und der Herausgeber muss auch keine Anzeigengeschäfte machen. Weil die Kosten für eine Kundenzeitschrift als Werbekosten betrachtet und verbucht werden, also genauso wie Anzeigen, Plakate, Online- und TV-Werbung.
Die Stadtwerke Ahrensburg haben Ende Juni 2018 ihr „Stadtwerkemagazin“ mit dem Titel „Der Bringer“ herausgebracht. Ich kann zum Inhalt nichts sagen, da ich es in meinem Briefkasten damals nicht gefunden hatte. Das aber soll nun anders werden: Die Stadtwerke informieren aktuell, dass Ende November eine neue Ausgabe von „Der Bringer“ erscheint. Und: Das Heft wird „an alle Haushalte in Ahrensburg geliefert“. Dass dann noch weitere Exemplare gedruckt werden und im Kundenzentrum und im CCA stapelweise ausliegen sollen, ist wundersam, denn wenn „Der Bringer“ schon in jedem Haushalt in Ahrensburg gelandet ist, warum dann noch weitere Exemplare auslegen?
So ein Magazin ist nicht billig zu produzieren. Und nicht weniger kostspielig ist die Verbreitung an alle Haushalte. Es zeigt mir, dass die Stadtwerke Ahrensburg sehr viel Geld verdienen müssen. Dass sie ihre Überschüsse (die sie wegen hoher Inbestments aber gar nicht haben 😉 ) nicht in die Stadtkasse einzahlen sondern sich den Luxus eines Kundenmagazins leisten, ist für mich bedenklich. Denn kostengünstiger, schneller und gezielter erreicht man seine Kunden heutzutage auf einem Online-Portal. Und genauso, wie die Stadtwerke bereits jetzt ihre Botschaften verbreiten, nämlich mit elektronischem Newsletter.
Aber: Sowohl Geschäftsführer Horst Kienel als auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats, nämlich Michael Sarach, haben ja schon zweimal in Vergangenheit gezeigt, dass sie ein Faible haben für Magazine – siehe: „Rathaus-Journal“, siehe: „Ahrensburg Magazin“! Beide Zeitschriften, die von den Stadtwerken kräftig finanziert wurden, sind in die Pleite der damaligen Herausgeberin Daniea N. Barth geschliddert. Die hat zwar ihren Anzeigenkunden verkündet, dass ihre Heftchen in jeden Haushalt kommen, aber sie lagen stattdessen stapelweise als Altpapier in der Stadt herum, weil kaum jemand sie haben wollte.
Ich bin sicher, dass auch „Der Bringer“ nicht viel bringt, sondern häufig ungelesen in die blaue Tonne wandert.
Und noch etwas höchst Bemerkenswertes:
Ich wollte wissen, wer eigentlich von politischer Seite her im Aufsichtsrat der Stadtwerke sitzt und Kienel & Co kontrolliert. Also auf die Homepage der Stadt geklickt und nachgeguckt. Und Sie werden es mir nicht glauben: Allein Brigitte Krogmann sitzt dort im Plural als bürgerliches Mitglied neben dem Bürgermeister, der die Verwaltung vertritt. Und alle früheren Mitglieder werden dort in memoriam namentlich aufgeführt. Und dass Brigitte Krogmann der WAB angehört, das erfährt der gemeine Bürger auf der Homepage nicht, genauso wenig wie auch die Parteienzugehörigkeit der vorherigen Mitglieder.
Sollte uns das zu denken geben, Herr Bürgervorsteher…?