Eine Seite, die so sinnvoll ist wie ein Blinddarm

Eine Tageszeitung – wie zum Beispiel das Hamburger Abendblatt – besteht aus dem redaktionellen und dem Anzeigenteil. Beide Teile sind für den Leser von Interesse. Er kauft das Blatt, um den redaktionellen Teil zu lesen, und er freut sich, wenn er auf ein interessantes Angebot in einer Anzeige stößt. Und die Anzeigeneinnahmen sind für den Verlag auch von Bedeutung, sonst müsste er den Verkaufspreis der Zeitung erhöhen. So weit, so gut.

aus: Hamburger Abendblatt

aus: Hamburger Abendblatt

Nun fand ich im Abendblatt mehrfach eine Anzeige, die so sinnvoll ist wie ein Blinddarm. Eine ganze Seite, und zwar die linke auf der nebenstehenden Abbildung. Dort zeigt uns ein Mann die Zähne, und wir lesen dazu, dass dieser Mensch ein Hamburger ist, und dass  er sich für die Stadt und das Abendblatt begeistert. Und…? Interessiert Sie das als Ahrensburger Abendblatt-Leser…?

Frage: Was habe ich als Leser davon, wenn eine ganze Seite, auf der stattdessen auch redaktionelle Themen stehen könnten, dafür verwendet wird, mir mitzuteilen, dass ein Hamburger, den ich überhaupt nicht kenne, von seiner Stadt und dem Abendblatt begeistert ist…? Und wenn man das unbedingt veröffentlichen will, dann hätte ein sehr viel kleineres Format auch genügt, statt dass man eine ganze Seite dafür verschwendet.

Und wen erreicht der Verlag mit dieser Anzeige? Klar: die Leser vom Hamburger Abendblatt. Die aber lesen die Zeitung doch schon, Und sie sind, auch wenn sie in Hamburg geboren sind, zu einem Großteil gar keine Hamburger, wie der Verlag kürzlich mitgeteilt hat, denn allein 40 Prozent der Leser wohnen um Hamburg herum, sind also Ahrensburger, Pinneberger, Großhansdorfer und Oststeinbeker. Und in Ahrensburg zum Beispiel finden wir Hamburger in der Hamburger Straße, nämlich bei McDonald’s. Und die könnte man zum Mitnehmen und Warmhalten natürlich ins Hamburger Abendblatt einwickeln. 😉

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 7. Juni 2016

4 Gedanken zu „Eine Seite, die so sinnvoll ist wie ein Blinddarm

  1. Wolfgang König

    Durch jahrzehntelange Fluktuation (Zugereiste) und Flüchtling aus Polen und Flüchtlinge aus dem Orient gibt es doch kaum noch echte Hamburger.
    Mein Vater hat das Hamburger Abendblatt schon seit 1947 bezogen. Damals wohnte er noch in Priesdorf in einem Ley-Haus. Als ich mich anmeldete, musste er sich auf die Suche nach einer vernünftigen Bleibe machen.
    Er fand sie über das Hamburger Abendblatt in Ahrensburg in Form von 1000 Quadratmetern und gleich zwei Ley-Häusern. Aus dem Hamburger Abendblatt waren in den 50er Jahren zwei Seiten langfristig nutzbar: die Seite mit den Fortsetzungsromanen (EInuk, der Eskimo) und die Seite für Kinder in der Samstagsausgabe. Den Rest der Zeitung hat mein Großvater in handgroße Stücke zerfetzt, übereinandergelegt, einen Nagel durchgeschlagen und neben dem Goldeimer im Schuppen an einen Balken genagelt. Schon damals gab es keine Entzündungen.
    Heute unterliegt die Druckerschwärze dem Reinheitsgebot nach Umweltschutz und das Papier enthält keine groben Splinte. Nun können wir das Hamburger Abendblatt wieder zweifach nutzen.

  2. Narrenhof

    Hallo Herr Dzubilla, ich versteh das nicht:
    Denn der Preis für das Abendblatt wurde doch noch gar nicht erhöht.
    Das ist offensichtlich nur möglich, und nur deshalb kann der Hamburger-mit-Zähnen abgedruckt werden, weil exakt ab heute für das Drucken der kompletten Zeitung offensichtlich Druckerschwärze eingespart wurde. Vergleichen Sie mal die Ausgabe von gestern mit der von heute.
    Es wurde auch deshalb an Druckerschwärze und an Informationen gespart, weil der Zeilenabstand erhöht wurde.

    Die Leser werden heute so informiert: “Viele von Ihnen haben uns seit Langem gebeten, die Lesbarkeit des Hamburger Abendblattes weiter zu verbessern. Das wollen wir von heute an mit einem noch klareren Schriftbild als bisher machen …”.
    Weniger ist also schon heute mehr. Kostet aber erst morgen mehr Geld. Wetten dass ?

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