Es gibt Angebote in der Werbung, die sind so unglaublich, dass dem Konsumenten der Atem stockt. Zum Beispiel von Optiker Fielmann! Wahrheit oder Werbetrick?
Was haben wir unter einem „Nulltarif“ zu verstehen? Ein Nulltarif, liebe Leser, ist ein Tarif, für den niemand von uns gern arbeiten würde. Denn ein Nulltarif ist die kostenlose Gewährung bestimmter Leistungen, die üblicherweise nicht unentgeltlich sind. Wer zum Beispiel zum Nulltarif mit der Bahn fahren darf, der muss nichts bezahlen. Wenn er allerdings eine Monatskarte hat, dann fährt er nicht zum Nulltarif, sondern im voraus bezahlten Abonnement.
Ein Einkauf zum Nulltarif bedeutet, dass der Händler seine Ware verschenkt – vom Ladendiebstahl mal nicht zu reden. Doch welcher Händler gibt seine Ware zum Nulltarif ab, es sei denn, das Haltbarkeitsdatum ist abgelaufen.
Und dann ist da Fielmann, der bekannte Optiker, der am Ahrensburger Rondeel zu finden ist und zur Zeit von Umbauarbeiten ein Notquartier bezogen hat: Fielmann wirbt: „Brille zum Nulltarif“, was meint: Brille kostenlos. Wer das glaubt, erfährt im Kleingedruckten, dass sein Glaube zu Recht besteht, denn: „Die Nulltarif-Versicherung von Fielmann und der HanseMerkur“ bedeutet tatsächlich: „Für 10,– € Prämie pro Jahr sofort eine Brille aus der neuen Collection. Mit Einstärkengläsern von Carl Zeiss Vision. Drei Jahre Garantie.“ Und der Oberhammer: „Alle zwei Jahre eine neue Brille, kostenlos.“
Donni, donni aber auch – das ist sensationell, auch wenn die 10 Euro kein Nulltarif sind! Und wenn man weiß, was so eine Brille aus der neuen „Collection“ kostet und dazu noch die Gläser von Carl Zeiss – dann ist man sprachlos und fragt: Wie können Fielmann und HanseMerkur für 10 Euro Jahresprämie so ein tolles Angebot machen!? Und warum machen die das überhaupt?
Einen doppelten Boden kann es in diesem Angebot nicht geben, denn sonst hätte am Ende der Schlagzeile ein Sternchen stehen müssen und am Fuße ein Hinweis erfolgen, der den „Nulltarif“ erläutert. Zum Beispiel: „Der Nulltarif gilt nur am 31. Juni 2014!“
Was also hat die Firma Fielmann davon, wenn sie ihre neuen Brillengestelle inklusive der Gläsern verschenkt? Ist das auf Dauer nicht ziemlich kurzsichtig gehandelt…?
Natürlich nicht! Denn auf diese Weise wird der Optiker Fielmann schon nach kurzer Zeit seinen Marktanteil auf 100 % erhöht haben. Was bedeutet, dass alle anderen Brillenverkäufer weg sind vom Fenster und Kielmann in Ahrensburg der einzige Brillenladen sein wird. Und danach kann Fielmann dann seine Verkaufspreise wieder den Einkaufspreisen anpassen.
Was natürlich Unfug ist, den ich mir selber ausgedacht habe. In Wahrheit ist es vermutlich so, dass HanseMerkur hier die Strippen der Werbung zieht: Die Versicherung bezahlt für jede Nulltarif-Brille an Fielmann einen Obolus, der kostendeckend ist für Gestell und Gläser. Dafür bekommt HanseMerkur auf diese Weise neue Kunden, denen man nach der Brillen-Police auch noch weitere Produkte aus dem Versicherungssortiment verkaufen kann.
Falls auch dieser Gedanke nicht zutreffen sollte, liebe Mitbürger, dann können Sie sich gern selber eine Begründung ausdenken, warum Fielmann seine Brillen zum Nulltarif abgibt!
Hallo, Herr Dzubilla,
wahrscheinlich handelt es sich um Ausschuss-Ware, also um 0-Euro-Brillen für Ausschüsse mit dann besserem Durchblick.
Aber vielen Dank, dass Sie mich erinnert haben. Schon seit vielen Jahren zahle ich die 10 Euro. Ich muss meinen Sohn einmal anstoßen, seine Brille zu tauschen.
Erstaunlich ist, dass Tochter und Sohn auch schon Brille tragen. Sie sind also schon Werbeträger.
Es gibt auch ein Gerücht, dass die Fielmann-Angestellten Brillen tragen müssen – auch, wenn diese nur aus Fenterglas sind. Und wie bei Jahres-Wagen können die dann als gebraucht nach einem Jahr kostenfrei weitergegeben werden. Das erinnert mich nun an den Gauklerplatz in Fez, wo Brillen und Gläser sowie Gebisse und einzelne, auch echte Zähne sehr, sehr preiswert auf dem Grabbeltisch angeboten werden.
Meine Brillen kaufe ich im 1-Euro-Shop für 2 Euro, weil Fielmann diese zu dieser Qualität nicht führt.
Mit glasigen Grüßen
Wolfgang König
Bei der Nulltarif-Collection handelt es sich weder um Ausschussware noch um Brillen-Recycling, auch darf die Hanse Merkur kein direktes Marketing an den Versicherten ausüben. Die Nulltarif-Brillen sind wahrscheinlich lediglich durch den Skaleneffekt und die eigene Herstellung so günstig anzubieten.