Szene Ahrensburg
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Goldjungs suchen Goldesel in Ahrensburg
Im MARKT sah ich zu Beginn des Monats eine Anzeige von einer Firma „Goldjungs“. Diese Firma ist eine Kette und hat sich neu am Rathausplatz angesiedelt, wo sie Edelmetall ankaufen will, um sich daran eine goldene Nase zu verdienen. Was ja auch ihr gutes Recht ist.
Bemerkenswert: Die Goldjungs werben damit, ein IHK-Ausbildungsbetrieb zu sein. Das hat zwar mit dem Goldpreis, den sie zahlen, absolut nichts zu tun, soll aber offenkundig Vertrauenswürdigkeit suggerieren. Im Reklametext heißt es wörtlich: „,Wir als IHK-Ausbildungsbetrieb, setzen einen hohen Qualitätsstandard bei der Bewertung und dem Ankauf von Schmuck, Gold- und Silberwaren, den unsere Mitbewerber nur schwer halten können‘, so der Geschäftsführer Markus Zielke.“
Und noch dicker kommt es an einer anderen Stelle im Text der Annonce: „Egal, wie viel Ihnen ein anderer Goldankäufer für Ihr Altgold geboten hat, wir überbieten diesen Preis“, so der Geschäftsführer der Goldjungs Goldankaufskette.“
Da ich ein neugieriger Mensch bin, machte ich gestern die Probe aufs Exempel. Hierzu habe ich keinen alten Schmuck hervorgekramt oder gar ausgebrochenes Zahngold genommen, dessen Preis ich ja nicht beurteilen kann, sondern ich habe eine feste Währung eingepackt: Zwei 20-US-Dollar-Münzen in Gold. Für die bekommt man überall, wo Gold ehrlich gehandelt wird, zur Zeit – je nach Tageskurs – um die 1.200 Euro pro Stück, wie man auch problemlos aus vielen Angeboten von seriösen Firmen im Internet ablesen kann.
Ich betrat den Goldladen am Rathausplatz, wo eine Goldfrau hinter einem Tisch gerade zwei alte Damen bediente. Ich konnte zuhören. Die Worte der goldigen Frau erinnerten mich an die Worte einer Verkäuferin, die ich im Urlaub in einem türkischen Schmuckladen gehört hatte. So scherzte sie mit den Kundinnen, denen sie gerade etwas abgekauft hatte, erklärte, dass sie den Beleg dafür für ihre Buchhaltung benötige, händigte Geldscheine aus und beschenkte beide Damen am Ende mit je einer Piccoloflasche Sekt und einem 20-Cent-Plastik-Kugelschreiber, um ihre Dankbarkeit für das Geschäft noch einmal sichtbar zum Ausdruck zu bringen. Und am Ende vom Business stellte sie fest: „Sie haben ja immer noch genauso schöne rote Bäckchen wie Sie von draußen hereingebracht haben!“
Nachdem die beiden Rotbäckchen sich mittels ihrer Gehhilfen aus dem Laden begeben hatten, war ich an der Reihe. Die Goldfrau nahm meine Münzen, ergriff einen Katalog und blätterte darinnen, um festzustellen, dass es 20-US-Dollar-Goldmünzen sind, die ich auf den Tisch gelegt hatte. Danach griff sie dann zu einem Taschenrechner, tippte und tippte und nannte mir dann einen Preis pro Münze: 975 Euro. (Oder waren es sogar 995 Euro? So genau habe ich es nicht mehr im Ohr.)
Das wäre in der Tat ein gutes Geschäft geworden – für die Goldjungs, versteht sich. Ich erklärte der Lady, dass ich nur nach Hamburg fahren müsste und dort mehr bekommen würde. Wie denn meine Preisvorstellung wäre, wollte die Dame wissen. Ich ließ die Katze aus dem Sack und sagte unmissverständlich: 1.200 Euro pro Münze.
Die Dame schluckte, und ein Ausdruck der Enttäuschung ließ ihre Gesichtszüge für einen kurzen Moment einfrieren. Dann tippte sie wieder in Ihren Taschenrechner und äußerte daraufhin: Mehr als 2.200 Euro könne sie mir für beide Münzen nicht bieten. „Dann eben nicht“, erklärte ich ihr freundlich und wollte mein Gold wieder einpacken. „50 Euro kann ich noch dazugeben, mehr nicht!“, warf die Goldmarie noch schnell ein, aber sie wurde zur Pechmarie: Ich hatte doch schon erkannt, dass der Kunde in diesem Laden übers Ohr gehauen werden keinen angemessenen Preis für sein Gold bekommen soll.
Daraufhin habe ich noch kurz überlegt, zu einem seriösen Händler zu gehen, mir dort ein schriftliches Angebot geben zu lassen, um danach bei den Goldjungs die versprochene „Überbietung des Preises“ zu bekommen. Aber dann hätte die Gold-Tussi („Ich bin eigentlich hier, um Verkäufer auszubilden!“) vermutlich mit grimmigem Gesicht 1.201 Euro herausgerückt und dann immer noch ein Geschäft gemacht. Was mir die Sache nicht wert gewesen wäre.
So empfehle ich Ihnen, einen großen Bogen um den Laden der Goldjungs in Ahrensburg zu machen!
Und morgen berichte ich Ihnen, wo ich mein Gold anschließend erfolgreich verkauft habe und warum ich dabei ein schlechtes Gewissen bekommen habe.
Freitag, 18. Januar 2013