Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Das Geld liegt hinterm Rathaus (+4K)
Wohnraum in Ahrensburg ist gesucht, knapp und teuer. Die jüngste Statistik bescheinigt Ahrensburg die höchsten Quadratmeterpreise am Rande von Hamburg. Womit unsere Stadt auf einen Schlag reicher geworden ist, denn die Statistik ist wie Börse: Nachfragen bestimmen die Kurse.
Aktiengewinnen machen Anleger erst, wenn sie die Papiere mit Gewinn verkaufen. Ähnlich ist es bei Haus- und Wohnungseigentümern. Und natürlich auch bei Großgrundstücksbesitzern wie die Stadt Ahrensburg.
Ahrensburg ist eine reiche Stadt mit Schulden, die kurzfristig nicht abbaubar sind. Aber die klamme Stadt Ahrensburg leistet sich höchsten Luxus. Und dieser Luxus besteht darin, dass es mitten in der Innenstadt ein riesengroßes Areal gibt, das so gut wie unbenutzt ist. An manchen Tagen ist ein Teil davon für 90 Minuten plus Verlängerung belegt, wenn dort ein paar Männer einem Fußball hinterherlaufen, um ein Tor zu schießen.
Das Areal liegt hinter dem Rathaus. Und direkt am Rathaus ist nur eine grüne Rasenfläche. Die dient zu nichts, muss aber ständig bearbeitet, sprich gemäht werden, was Kosten verursacht. Kosten für nichts. Warum und wozu diese Rasenfläche? Damit die Stadtbediensteten während ihrer Arbeitszeit ins Grüne gucken können und das Gras wachsen hören?
Liebe Mitbürger, ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum die Sportplätze des ATSV, die inmitten der Stadt liegen, nicht an den Stadtrand verlegt werden können, wo Platz genug ist. Auch für ausreichend Parkplätze, die an den jetzigen Sportplätzen gebührenpflichtig sind. Und das riesige Gelände hinter dem Rathaus könnte wunderschön bebaut werden. Zum Beispiel mit Häusern, die Wohnungen und Geschäfte haben. Dazwischen könnte sogar ein kleiner Park mit stehendem Gewässer und Springbrunnen entstehen. Und mit einem attraktiven Kinderspielplatz. Dazu Parkplätze! Und der Verkauf des Geländes könnte die leere Stadtkasse mit einem Schlag füllen. Denn im Gegensatz zum kleinen Lindenhof-Parkplatz ist das ein riesiges Filetstück in der Innenstadt.
Aber nein, das alles geht natürlich nicht. Die Sportplätze müssen Sportplätze bleiben. Warum? Ganz einfach: Weil das schon immer so gewesen ist, wie ich mich erinnere, der ich dort als Kind selber hinter einem Fußball hinterhergelaufen bin. Außerdem wurde dort vor gar nicht langer Zeit ein teurer Kunstrasen verlegt, der nicht anderswo neu verlegt werden kann, basta! Lieber sollen unsere Kinder und Kindeskinder die Schulden der Stadt, die wir gestern gemacht haben, in Zukunft tilgen. Und wenn denen das nicht passt, dann sollen sie einfach ihre Sachen packen und wegziehen aus Ahrensburg! Wohnungen in der Schlossstadt sind ohnehin gesucht, knapp und teuer.
Frage am Ausgang: Könnte es sein, dass der ATSV eine verdammt gute Lobby hat in unserer Stadt...?
Leserkommentare
am 26. April 2012 per E-Mail:
Sehr geehrter Herr Dzubilla,
vor vielen Jahren haben sich SPD und CDU darauf verständigt, die Sportplätze in den Randbereich der Stadt zu verlegen, im Übrigen auch, weil die sanitären Anlagen für die Sportlerinnen und Sportler am Stormarnplatz noch auf dem Stand der 50er Jahre des vorherigen Jahrhunderts sind.
Wenige Jahre später (und mittlerweile hatten sich die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordneten-Versammlung geändert) fühlte sich die CDU nicht mehr an diese Vereinbarung gebunden und hat die Errichtung der Kunstrasenplätze durchgesetzt.
So ist es, wenn man mit Herrn Koch und seinen Freunden Vereinbarungen trifft. Es kommt dann gerne alles anders.
Viele Grüße
Jochen Proske
Am 26. April 2012 per E-Mail:
Guten Tag Herr Dzubilla,
es gibt Äußerungen, da platzt mir der Kragen. Es ist populär zu schreiben, dass die zukünftigen Generationen die Schuldenlast tragen müssen. Nein, schon wir müssen heute für das Prassen unserer Politiker zahlen.
Viele Grüße
Uwe John
Unsere Stiftung "www.Förderung-der-Jugendmusik.de" unterstützt sozial benachteiligte Kinder. Auch sie sollen ein Instrument erlernen.
Harald Dzubilla antwortet: Sie übersehen dabei aber das Entscheidende, verehrter Herr John: Wir haben unsere Politiker gewählt, müssen demzufolge auch zahlen, was sie uns kosten.
Herr Dzubilla,
da es keinen Unterschied gibt bei den Politikern, alle gleich denken und ich also keine (Aus)Wahl habe, gehe ich nicht mehr zur Wahl.
Viele Grüße
Uwe John
Harald Dzubilla antwortet: Damit, Herr John, begeben Sie sich auf die gleiche Stufe mit unseren Ahrensburger Stadtverordneten, die sich bei Abstimmungen ihrer Stimme enthalten.
Am 29. April 2012 per E-Mail:
Hallo, Herr Dzubilla,
der Stormarnplatz mag vielen Bürgern wie ein Filetstück gleich dem Lindenhof erscheinen, er ist aber wahrscheinlich eher ein teurer Pferdefuß.
Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, ist der Stormarnplatz ein von dem damaligen Eigentümer an der Manhagener Allee vor über mindestens sieben Jahrzehnten an das Dorf Ahrensburg geschenkter Acker (alte Knicks sind an der Reitbahn noch vorhanden). Die Vorgabe soll gewesen sein, dass die Nutzung dieser Fläche ausschließlich dem Gemeinwohl der kleinen Gemeinde gewidmet werden sollte. Damit muss der Schenker die Nutzung dieser Fläche und nicht den Verkauf oder die städtische Bebauung gemeint haben.
Als ich Anfang der 50er Jahre den Kindergarten hinter dem Gemeindehaus an der Großen Straße besuchte, erschien mir dieser Platz bei den Ausflügen mit unseren Tanten wesentlich größer als heute. Die Fläche hatte bis an unseren lehmigen Marktplatz mit den Bretterbuden herangereicht. Wahrscheinlich hat der Zahn des Gemeinwohles stark an der Fläche genagt. Das Rathaus, das Peter-Rantzau-Haus, Nr. 42 und die Sportanlagen könnten sich noch unter „Gemeinwohl“ wegschreiben lassen. Aus diesem Grund ist wohl auch ein Stadtpark für die Rest-Fläche und keine Wohnblock-Kolonie geplant worden. Ein Stadtpark hätte auch erhebliche Kosten produziert aber Bauland hätte die Stadt saniert. Also dürfte eine sehr teure Parkplatzbebauung westlich des Rathauses eigentlich nicht kommerziell genutzt werden. Und andere Randflächen?
Ich frage mich, ob die Reitbahn auch zu der ehemaligen Schenkung mit Vorgabe gehört.
Sicher ist, dass von allen Beteiligten und Interessierten die Sportflächen in der Innenstadt wegen Erreichbarkeit und Sicherheit lieber erhalten werden als für unsere Stadt teure neue Sportanlagen jenseits der Ostumgehung im absoluten Abseits.
Übrigens: Nach dem „Aus“ am Forsthof Hagen fand das Ahrensburger „Volks- und Schützenfest“ jährlich mit Feuerwerk auf dem Stormarnplatz statt. Heute beschränkt sich diese Fest im Sinne des Wortes nur noch auf ein „Kater“- Frühstück. So wird Historie gepflegt. Das ist eine Frage der Bürgermentalität, der so entstehenden Kosten und der Organisation.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang König
Donnerstag, 26. April 2012