Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Neugestaltung Rathausplatz? Bitte! (+2K)
Viele Dinge in Ahrensburg, die im Großen angekündigt worden sind, die wurden dann im Kleinen erledigt. Stillschweigend. Zum Bespiel unser Rathausplatz. Der wurde total erledigt.
Sie erinnern sich? Da war der große Wettbewerb: „Wie soll unser Rathausplatz neu gestaltet werden?“ Eine Je-ka-mi-Aktion, bei der jeder Bürger seine Vorstellungen einbringen konnte, Architekten genauso wie Hausfrauen und Kinder, Landwirte und Möbelpacker ebenso wie Transvestiten und Zahnärzte.
Es gab dazu Ausstellungen von Entwürfen im Rathaus und Vortragsabende. Also ein riesiger behördlicher Aufwand! Denn es war eine Aktion der Verwaltung, die für viel Gesprächsstoff in der Stadt gesorgt hatte. Anzeigenblätter und die Stormarn-Beilage stiegen groß in das Thema ein – wochenlang. Danach wurde es dann sehr still um diese Aktion. Und deshalb ist es wohl endlich an der Zeit, dass SZENE AHRENSBURG einmal über den aktuellen Stand informiert.
Ich war gestern Abend vor Ort, nämlich auf dem Rathausplatz. Und siehe hier: Die Neugestaltung hat bereits begonnen! Wie aus dem Bild (oben!) zu entnehmen ist, wurde dabei auch einiges unter den berühmten Teppich gekehrt, was meint: Der Eingang zur privaten Tiefgarage unter dem Rathausplatz sieht heute schlimmer aus als jemals zuvor. Und früher war der Treppenaufgang schon häufig vollgemüllt, und ein ekliger Uringestank stieg uns in die Nase. (Dass dieses direkt vor der Haustür der Redaktion der Stormarn-Beilage zu finden ist, sollte schon nachdenklich machen. Aber genau darum mache ich ja SZENE AHRENSBURG, nämlich weil es mir stinkt.)
Nun wurde ein neuer Eingang zur privaten Tiefgarage gebaut. Vom Feinsten, wie Sie rechts sehen können:
Hierzu hätte ich gern gewusst, wer der Firma Luserke diesen Platz auf unserem Rathausmarkt verkauft hat, und was die 36 qm in bester City-Lage gekostet haben. Leider haben wir Bürger von dieser schönen Garage gar nichts, denn sie ist, wie gesagt, in privater Hand und vermietet. Und wir müssen einen Bogen um das riesige Konstrukt machen, wenn wir über den Rathausplatz gehen wollen.
Im Rahmen der Neugestaltung des Platzes sind auch die Rabatten um die Bäume sehr kreativ angelegt worden, wenn ich Ihnen das mal vorstellen darf – siehe 3. Bild!
Dieser zauberhafte Entwurf heißt „We always remember Christmas“. Das ist deutlich zu erkennen an dem Weihnachtsbaum aus Dezember 2011 (oder vielleicht 2010?), der dort dekorativ ins Beet drapiert worden ist und gerade zu dieser Zeit daran erinnert, dass gleich nach Ostern die Zeit für Weihnachtseinkäufe in Ahrensburger Geschäften beginnen kann.
Und dann ist hier noch dieses Beet, das den Titel trägt: „Süßer die Glocken nie klingen als zu der Osterzeit“:
Unschwer erkennbar ist dort die kleine Osterglocke, die rechtzeitig vor dem Fest aufgeblüht ist und die Bürger erfreuen wird wie auch das natürliche Moos auf dem Beet, in das der Osterhase seine Eier verstecken kann.
Ein weiteres Beet trägt den Titel: „vergessen“. Wir sehen dort ein Relikt aus der Kosumwelt, das am Beetrand steht und uns mahnt, gelbe Säcke zu besorgen und diese rechtzeitig an den Straßenrand zu stellen:
Aber nicht nur Müll, sondern auch ein attraktives Kunstwerk steht auf unserem Rathausplatz, und zwar das hier – siehe rechts!
Dieses Denkmal befindet sich auf einem Beet, das den Titel trägt: „Sparta ist überall“. Und nicht wenigen Bürgern gefällt das Mahnmal auf dem spartanisch angelegten Beet sehr viel besser als der schwule Blaumann auf dem Rondeel.
Ja, liebe Mitbürger, das ist das Resultat der großen Aktion: Ahrensburger gestalten ihren Rathausplatz. Es sind – das muss ich leider zugeben – keine spektakulären Entwürfe, die dort umgesetzt worden sind. Aber Sie wissen ja: Ahrensburg hat kein Geld. Und die Mitarbeiter vom Bauhof haben ja schließlich Wichtigeres zu tun, als sich um solch läppische Sachen zu kümmern. Und die Geschäftsleute am Rathausplatz? Ich denke mal, die nehmen lieber Geld ein anstatt dass sie es ausgeben für ein paar Blümchen und Pflanzen, die dann auch noch begossen werden müssen. Und die Marktbeschicker...? Aber lassen wir solch törichte Frage, denn diese fliegenden Händler wollen in Ahrensburg nur Geld verdienen und dann schnell wieder verduften.!
Mein Fazit: Es hat schon einen Anstrich von Realsatire, wenn unser verehrter Herr Bürgermeister sich für eine groß angelegte Landesgartenschau einsetzt, von Skulpturen im Schlosspark spricht und immer wieder mit dem Wort „Kultur“ auf den Lippen durch die Gegend rennt in der Absicht, möglichst viele Touristen in die Stadt zu locken...
...und die kommen dann nach Ahrensburg und sehen den Dreck direkt vor der Tür des Rathauses, wo seit Wochen die Farbe abblättert. Und daneben die Beete auf dem Rathausplatz, die vor sich hin gammeln. Überall sind Dreckecken, und es stinkt nach Pisse, ohne dass sich daran in letzter Zeit etwas geändert hat. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Touristin Autistin Bauamtsleiterin gar nicht in Ahrensburg wohnt...?
Kultur hat auch etwas mit Sauberkeit zu tun, liebe Mitbürger. Nicht zuletzt deshalb spricht man vom Kulturbeutel. Ein Drecksack ist was anderes.
By the way: Jörg Hansen, Sie kandidieren doch für den Landtag, oder? Da sollten Sie als Grüner nun allmählich mal ein bisschen Wahlwerbung machen! Mein Tipp: Sie gehen zu einem der örtlichen Garten-Center und unterbreiten dort den Vorschlag, die Beete auf dem Rathausplatz gratis aber werbewirksam zu bepflanzen. Dazu laden Sie den MARKT, die Stormarn-Beilage und SZENE AHRENSBURG ein und können sicher sein: Das wird den Bürgern von Ahrensburg gefallen, so dass Sie dafür Sympathie ernten werden. Oder wollen Sie – wie Ihr Wettbewerber Tobias Koch (CDU) – womöglich auch Brötchen (natürlich Bio!) an die Haustüren der Bürger hängen...?
Update am 31. 3. 2012:
Gerade komme ich aus der Innenstadt zurück und habe erfahren: Die Firma Luserke musste für ihren neuen Garageneingang gar nichts an die Stadt bezahlen. Denn: Der Teil des Marktplatzes, wo der Eingang gebaut wurde, gehört gar nicht der Stadt, sondern...
...der Firma Luserke! Dieses Unternehmen besitzt nicht nur die Häuser an dieser Seite, sondern auch den halben Marktplatz! Womit sich schon wieder ein neuer Brüller ergibt:
Wie kann die Stadtverwaltung einen Ideenwettbewerb für eine Neugestaltung des ganzen Marktplatzes ins Leben rufen, wenn der Stadt doch nur über den halben Platz frei verfügen kann...?!
Leserkommentar
am 31. März 2012 per E-Mail:
Lieber Herr Dzubilla,
Ihr Artikel hat mir die Augen geöffnet. Zeigt er doch, wie vielfältig unsere Stadt gerade im Zentrum ist, wo die Besucher hinkommen - wenn sie kommen.
Viele kulturelle Grüße
Uwe John
Am 31. März 2012 per E-Mail:
Lieber Herr Dzubilla,
zunächst einmal Dank für den schonungslosen Bericht von „Szene Ahrensburg“ über den beklagenswerten Zustand unseres Rathausplatzes, der jedem vor Augen führt, wie gleichgültig oder möglicherweise resigniert die zuständigen Stellen aber offenbar auch die Anlieger auf die Situation reagieren.
Als ich heute jedoch die neue Ausgabe vom „Rathaus Journal“ in den Händen hielt und das bunte Foto auf Seite 28 sah, keimte doch wieder Hoffnung in mir auf, dass es dem städtischen Betriebshof vielleicht noch vor Ostern 2012 gelingen könnte, diese bunte Pracht (wo auch immer dieses Foto in Ahrensburg entstand) in die kargen Grünanlagen des öffentlichen Platzes zu zaubern.
Zur Finanzierung ließen sich die Einnahmen aus der städtischen Parkraumbewirtschaftung auf dem privaten Luserke-Gelände heranziehen. Es sei denn, diese müssten an den Grundstückseigentümer abgeführt werden oder für diesen Teil von der Stadt sogar ein Pachtzins entrichtet werden.
Bei allem, was bisher dazu bekannt ist, handelt es sich um eine scheinbar recht komplexe Konstruktion und es stellt sich dem unbefangenen Bürger die Frage, wer denn letztendlich für die Sauberkeit und Ordnung auf diesem Gelände verantwortlich ist.
Mit freundliche Grüßen
Wolfgang Schrimpff
Harald Dzubilla kommentiert: Die Zeit, wo der Bauhof für den Beitrag im „Rathaus Journal“ zur Verfügung gestanden hat, hätte man besser nutzen können, um die Beete auf dem Rathausplatz so zu gestalten wie im Bilde ersichtlich ist!
Samstag, 31. März 2012