Szene Ahrensburg
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S4? Bis jetzt verstand ich nur Bahnhof (+3K)
Jubel herrscht, nachdem es so scheint, dass die Signale für die S4 schon auf hellgrün gestellt sind. Aber es gibt auch kritische Stimmen, die für den Bau einer S4 mehr Nach- als Vorteile sehen. Und viele Bürger verstehen nur Bahnhof. Zum Beispiel ich.
Ich selber fahre gern und häufig mit der Regionalbahn nach Hamburg, speziell mit den Zügen, die ohne Halt zwischen Ahrensburg und Hamburg-Hauptbahnhof verkehren. Zum einen ist das eine kurze Fahrzeit, zum anderen sind es Luxus-Züge. Allerdings fahren diese leider nicht im 20-Minuten-Takt...! :–( Aber im Hinblick auf die wunderschönen doppelstöckigen Züge: Nie zuvor konnte man komfortabler von A nach H fahren! Und diese Komfort-Züge sollen uns Ahrensburgern total verlorengehen.
Diese Nachricht erfuhr ich aus einem Leserkommentar zum Für und Wider der geplanten S4, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, weil er auch „die andere Seite“ beleuchtet, die den Lesern der Stormarn-Beilage verschwiegen wird. Hier der ungekürzte Wortlaut von René Schwartz aus Ahrensburg:
„Sehr geehrter Herr Dzubilla, in der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vom 02. 03. 2011 wurde voller Begeisterung über den erzielten Meilenstein zur Einführung der S4 nach Ahrensburg berichtet. Was ich in diesem Zusammenhang vermisst habe, ist die Tatsache, dass die geplante S4 nicht nur Vorteile mit sich bringt. Diese einseitige Berichterstattung stellt sich als Fortsetzung der letzten Einwohnerversammlung im Marstall dar, auf der ebenfalls kritiklos über das Vorhaben berichtet wurde.
Zum Hintergrund: Die Bahnlinie zwischen Hamburg und Lübeck ist eine der meist befahrenen Strecken in Deutschland. Infolge des Baus der festen Fehmarnbeltquerung wird mit einem erheblichen Anstieg des Güterverkehrs gerechnet. Heute sind es ca. 30 Züge am Tag, später sollen es ca. 110 sein. Dieser zusätzliche Bedarf kann (nach Angaben der DB) nicht auf den vorhandenen Gleisen bewältigt werden. Gleichzeitig gibt es nahezu täglich Engpässe am Hamburger Hauptbahnhof, bezüglich der Ein- und Ausfahrten der Regional- und Fernzüge.
Nun die (scheinbar) geniale Idee: Mit dem Bau einer auf separaten Gleisen fahrenden S-Bahn könnten beide Probleme gelöst werden. Da es sich um ein Personennahverkehrsprojekt handelt, ist der Bund (d. h. jeder Steuerzahler) bereit, einen Großteil der Kosten (genannt werden Zahlen zwischen 250 Mio. und 400 Mio. Euro) zu übernehmen. Den Rest bezahlen die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein (d. h. ebenfalls der Steuerzahler) sowie die Hochbahn Hamburg (im Eigentum der Stadt Hamburg – d .h. hier zahlt der Steuerzahler über die Fahrpreise).
Unterstützung findet dieses Projekt bei Landespolitikern in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie beim Kreis Stormarn und der Stadt Ahrensburg. Auch die Medien sind freudig davon angetan.
Nunmehr meine Frage: Was haben die Bürger von Ahrensburg (und auch Bargteheide) konkret von der Einführung der S4?
Als erstes wird leider bei der Berichterstattung zumeist unterschlagen, dass es sich bei der geplanten S4 nicht um ein zusätzliches Angebot handelt, sondern dass bei der Einführung gleichzeitig die Regionalbahn der R10 eingestellt wird. Daher heißt die Frage besser: Welche Verbesserung bezüglich der Verkehrsanbindung von und nach Hamburg erhält der Bürger für sein (vieles) Geld?
Um sich ein eigenes Bild machen zu können, hier ein paar Argumente die m. E. für und gegen eine S4 im Gegensatz zur R10 sprechen. Achtung: Es handelt sich (wahrscheinlich) um eine nicht erschöpfende Aufzählung.
Für die S4 spricht:
- Regelmäßiger 10 Min. bzw. 20 Min. Fahrttakt
- Direkte Durchfahrt bis zum Jungfernstieg (und bei Bedarf auch darüber hinaus)
- Entkopplung von den Regional- und Fernbahn-Engpässen am Hamburger Hauptbahnhof
Gegen die S4 spricht:
- Immense Investitionskosten (deren genaue Höhe heute noch nicht feststeht – s. a. Elbphilharmonie)
- Längere Fahrtzeit zum Hauptbahnhof
- Niedrigerer Fahrkomfort (im Vergleich zu den Doppelstockwagen ist die S-Bahn lauter, die Sitze enger und unbequemer, es gibt keine Klimatisierung, keine Gepäckablage, kein Fahrradabteil, keine 1. Klasse)
- Geringeres Sitzplatzangebot pro Zuglauf
- Zahlreiche Fahrtunterbrechungen (9 Stationen bis zum Hauptbahnhof)
Fazit für mich ist, dass die bisherige Information zum S4-Projekt nahezu unkritisch (sowohl seitens der Politik als auch der Medien) verläuft. Mein Vorschlag bzw. Bitte an Sie ist es daher: Widmen Sie sich in Ihrem Blog dem Thema „S4 kontra R10“.
Mit freundlichen Grüßen
René Schwartz, Ahrensburg
P.S.: Abgesehen von den immensen Investitionskosten für die S4 und dem zusätzlichen erheblichen Güterzug-Verkehrslärm wäre eine Lösung des Problems dahingehend möglich, dass zukünftig alle – und nicht wie bisher nur jeder zweite Regionalexpress – in Ahrensburg halten. Idealerweise in einem 20 Min.-Takt.“
Ende des Kommentars. Nun ist es so, dass immer, wenn etwas Neues passieren soll, auch Stimmen kommen, die dagegen sind. (Das war schon so bei der ersten Eisenbahnlinie damals im Wilden Westen, was nicht nur die Postkutschen-Betreiber zu Protesten trieb.) Und Kosten entstehen immer dann, wenn man etwas haben möchte, ob es ein neues Auto ist oder eine neue S-Bahn, die alle 10 Minuten fährt. Und alles, was die Stadt Ahrensburg für Bürger und Besucher positiver macht und sich auch in der Stadtkasse auszahlt, wird von mir unterschrieben.
Aber ich höre mir auch die Meinungen anders Denkender an. So wie das, was René Schwartz zum Thema S4 geäußert hat. Und ich veröffentliche den Kommentar mit der Bitte an alle Szene-Ahrensburg-Leser: Sagen Sie Ihre Meinung dazu! Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Name veröffentlicht wird, verwenden Sie ein Pseudonym. Allerdings benötige ich Ihren richtigen Namen, weil ich für mich anonyme Kommentare leider nicht veröffentlichen kann.
Leserkommentar
am 5. März 2011 per E-Mail:
„So ganz kann ich den Sinn einer 10minütigen Essbahn nicht verstehen: In den beruflichen Stoßzeiten ist das angebracht. Aber am Tage fahren die Züge doch heute schon nahezu leer von Ahrensburg in Richtung Hamburg. Was wäre das für ein Humbug, wenn die S4 mehr leere Sitze spazieren fährt als Fahrgäste befördert!
MfG, Eggers“
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„Heute lese ich im MARKT: ,Per Bahn ist Rahlstedt aus Ahrensburg noch nicht zu erreichen.‘ Ich fahre seit Jahren mit der Bahn von Ahrensburg nach Rahlstedt. Weiß die Redaktion vom MARKT wirklich nicht, dass das möglich ist???
Schöne Grüße
„Bahnkunde“, Ahrensburg
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Am 6. März 2011 per E-Mail:
„Habe ich das richtig verstanden: 110 Züge sollen durch Ahrensburg donnern, ohne zu halten? Und wenn wir nach Lübeck fahren wollen, dann erst mit der S-Bahn von Ahrensburg nach Hamburg fahren, dort in die Bahn umsteigen und dann wieder zurück durch Ahrensburg???
D.B., Ahrensburg“
Samstag, 5. März 2011