Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Die Linke ist auf ihrem linken Auge blind (und auf dem rechten sowieso)
Im MARKT, dem Anzeigenblatt, gibt es eine regelmäßige Kolumne, wo Politiker und Parteien das Wort haben. Heute schreibt dort Joachim Land von Die Linke, Ahrensburg. Diese Partei stellt in Ahrensburg keinen Stadtverordneten, und das ist auch gut so.
Joachim Land richtet sein Wort gegen Ahrensburgs Ehrenbürger Alfred Rust und kritisiert dessen Rolle im Dritten Reich. Richtig ist: In der Zeit des Nationalsozialismus war Alfred Rust Mitglied in der SS-Unterorganisation Ahnenerbe und vom Wehrdienst befreit. Richtig ist aber auch, dass es für Wissenschaftler genauso wie für Künstler und Schriftsteller im Nazi-Deutschland nur zwei Wege gab, wollte man unbeschadet seinem Beruf nachgehen: Entweder man emigrierte ins Ausland. Oder man gab sich dem Regime hin. Viele Deutsche gingen ins Ausland, weil sie dort ungestört weiterarbeiten konnten. Andere – wie zum Beispiel Alfred Rust – hätten im Ausland nicht weiter an ihren Forschungen arbeiten können und blieben deshalb.
Es gibt auch Personen, die sich der braunen Kacke mehr hingegeben haben als nötig. Andere taten das Nötigste, um sich ein Alibi zu schaffen. Ich denke, Alfred Rust gehörte eher zu der zweiten Reihe von Menschen, die weiterhin voll Leidenschaft ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgehen wollten und sich dafür einen Freiraum geschaffen haben. (Bei der späteren Entnazifizierung wurden solche Menschen als „Mitläufer“ eingestuft.) Das kritisieren kann nur jemand, der zu dieser Zeit in Deutschland gelebt hat und die Probleme hautnah miterlebt hat. Und: Es kommt weniger darauf an, welcher Organisation Alfred Rust angehört hat als vielmehr, was er dort wirklich und tatsächlich getan hat. (Wissen Sie hierzu vielleicht Näheres, Herr Land...?)
So, und nun komme ich zu Joachim Land, bzw. seiner Partei Die Linke. Diese Partei hat sich dazu bekannt, Rechtsnachfolgerin der SED zu sein. Zur SED lesen wir bei Wikipedia: „Die SED war im Nachkriegsdeutschland die erste Partei, die sich ehemaligen Nationalsozialisten öffnete. Bereits 1946 hob das SED-Zentralsekretariat einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss auf. Somit konnten schon in den ersten Nachkriegsjahren massenhaft frühere Mitglieder der NSDAP, soweit sie in der Entnazifizierung als „Mitläufer“ eingestuft wurden, in die SED aufgenommen werden. Am 15. Juni 1946 fasste nach einer entsprechenden Einführung von Wilhelm Pieck das SED-Zentralsekretariat den neuen grundlegenden Beschluss zur Aufnahme der ehemaligen Mitglieder der NSDAP in die SED.“
Wenn Joachim Land von der braunen Vergangenheit des Alfred Rust spricht, dann muss er auch von der brauen Vergangenheit der SED = Die Linke sprechen. Und: Was ist das, was Alfred Rust getan hat, gegen das, was die SED getrieben hat, die Millionen Menschen hinter Mauer und Stacheldraht eingesperrt hat und alle, die in die Freiheit fliehen wollten, rücksichtslos abgeknallt hat.
Ich hoffe, dass Die Linke niemals einen Sitz in der Ahrensburger Stadtverordneten-Versammlung bekommt. Und auch keinen Platz mehr in der Kolumne im MARKT.
Leserkommentar
Uwe John per E-Mail am 6. Mai 2010:
Ich dachte, das Thema Rust ist durch. Und was gibt's Neues in Ahrensburg? Das Alte wird wieder aufgewärmt.
Seien Sie großzügig Herr Dzubilla. Fragen Sie doch Herrn Land, was er zu G. Grass meint.
Nur eine kurze Bemerkung: Wer im Dritten Reich keiner Organisation (z. Bsp. Musiker der Reichsmusikkammer) angeschlossen war - der nagte am Hungertuch. Und das tat weh.
Uwe John, Ahrensburg
Mittwoch, 5. Mai 2010