Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Die unendliche Geschichte vom
so genannten „Muschelläufer“
Freitag, 6. März 2009
Vor knapp zwei Jahren habe ich das realsatirische Hörbuch „Der Blaumann von Ahrensburg“ auf einer CD veröffentlicht, die den Untertitel trägt: „Posse in einer Kleinstadt“. (Wer die Geschichte noch nicht kennt, der kann sich die CD hier anhören - siehe unten! Sie benötigen dazu allerdings Quicktime.) Und vor fast genau einem Jahr, nämlich am 19. März 2008, konnte man auf der Titelseite der damaligen „Ahrensburger Zeitung“ die frohe Botschaft lesen:
„Entschieden: CDU und WAB stimmen für Versetzung der Skulptur – Muschelläufer: Umzug perfekt“ – siehe oben!
In diesem Zusammenhang möchte ich nicht den Ahrensburger Stadtverordneten Steffen Rotermundt (CDU) unerwähnt lassen, der seiner eigenen Partei bei der Abstimmung in den Rücken gefallen ist. Er hat allen, die den Blaumann vom Rondeel entfernt haben möchten, „Kleingeist“ bescheinigt. Und Rotermundt stimmte gegen die Versetzung des blauen Monsters mit der Begründung, es gäbe am Rondeel sowieso schon so viel „hässliches Zeug“ und eine „elende Nachkriegsbebauung“.
Mit anderen Worten: Wo es nach Meinung des Stadtverordneten Rotermundt ohnehin schon hässlich ist, dort soll auch eine hässliche Skulptur stehen bleiben. Und Steffen Rotermundt ist außerdem der Meinung: Politik und Verwaltung könnten sich doch nicht von den Bürgern vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen hätten. Klar, Herr Rotermundt, Sie möchten es in Ahrensburg lieber umgekehrt beibehalten und die Köpfe der Bürger zu barocken Quadraten formen.
Und was ist seit der Abstimmung passiert? Um es kurz zu fassen: gar nichts. Der Blaumann steht heute noch genauso dort, wo er gestern gestanden hat. Die Stadtverordneten wollten sich vom Plastiker Martin Wolke nicht nötigen lassen, ihm bis in alle Ewigkeit das Recht einzuräumen, bei einer Umgestaltung des Rondeels künstlerisch mitzubestimmen, bzw. finanziell beteiligt zu sein. Daraufhin schmollte Wolke, zog sich beleidigt zurück und pocht auf seinen Vertrag, den die Stadt mit ihm geschlossen hat. Und sein Plastikmonster steht deshalb weiterhin mitten in unserer Stadt und erinnert die Bürger täglich daran, dass nicht alles Kunst ist, bloß, weil es aus Kunststoff ist.
Die Bürgermeisterin liebt ihren Blaumann
Warum ist in unserer Stadt niemand dazu bereit, den Beschluss der Politiker in die Tat um- und sich mit dem arroganten Blaumann-Schöpfer ernsthaft auseinanderzusetzen? Vielleicht, weil eine Frau die Verhandlungen mit Plastiker Wolke geführt hat, die den Blaumann liebt: Ursula Pepper. Sie ist zwar keine regierende Bürgermeisterin, aber immerhin Chefin der Ahrensburger Stadtverwaltung. Und Frau Pepper macht aus ihrer persönlichen Zuneigung zum Blaumann kein Hehl.
Zur Erinnerung: Der so genannte „Muschelläufer“ wurde der Stadt vom Rotary Club geschenkt mit der Bedingung, ihn aufs Rondeel zu stellen. Und im Vorstand des besagten Clubs saß damals Ursula Pepper, die dort zuständig war für „Gemeindienst“. Und in der Tat: Der Dienst, den sie der Stadt geleistet hat, ist wirklich gemein.
Bürgermeisterin Ursula Pepper ist also Schenkende und Beschenkte in einer Person, könnte demzufolge für „befangen“ erklärt werden. Trotzdem führte sie die Verhandlungen mit Martin Wolke, dem Vertragspartner der Stadt. Und von diesem Vertragspartner nahm die Bürgermeisterin auch noch ein Geschenk entgegen: eine wertvolle Miniaturausgabe des Muschelläufers aus Gießharz. Ein Unikat, wie man hört. Und diese Skulptur steht angeblich auf dem Schreibtisch von Frau Pepper und erfreut die Bürgermeistern täglich.
Böse Zungen (wie zum Beispiel meine) könnten jetzt den berühmten Bock erwähnen, der zum Gärtner gemacht wurde. Und ich vermute: Die Ahrensburger Verwaltungschefin, die noch bis zum Herbst im Amt und Rathaus sitzen wird, will ihren geliebten Blaumann einfach aussitzen. Schließlich hat sie sich damit in unserer Stadt ihr eigenes Denkmal geschaffen.
Die Jury war weder fach- noch sachkundig
Schon im Dezember 2005 habe ich die Bürgermeisterin darauf aufmerksam gemacht, dass der Ahrensburger „Muschelläufer“ ein plattes Plagiat ist von der „Frau auf einer Schnecke“ des spanischen Malers und Bildhauers Salvador Dalí – siehe auch den Auszug aus der „Ahrensburger Zeitung“ vom 5. Dezember 2005! Und ich verwies die Bürgermeisterin auf die Kriterien für die Auswahl des Werkes hin, wo klar zu lesen ist:
„Das Preisgericht soll besonders qualifiziert für zeitgenössische Kunst sein, Dies gilt besonders für die Fachpreisrichterinnen und –richter. Sie müssen befähigt sein, Plagiate zu erkennen und auch ungewohnte Lösungen sicher zu beurteilen.“
Tatsache ist: Die Juroren haben zwar eine ungewohnte Lösung sicher beurteilt, aber sie haben eben nicht erkannt, dass der „Muschelläufer“ ein Plagiat ist. Damit waren sie nicht besonders qualifiziert für zeitgenössische Kunst. Denn Dalí ist nicht irgendjemand, sondern einer der größten zeitgenössischen Künstler. Und wer über Kunst im öffentlichen Raum entscheidet, der sollte Dalí und seine Werke kennen. Und erkennen, dass Wolke nach einer fremden Idee gestaltet hat.
Die Ahrensburger Bürgermeisterin nahm damals bei einer Einwohnerfragestunde meinen Hinweis auf das Plagiat zur Kenntnis und sagte, sie würde mir umgehend eine schriftliche Antwort zukommen lassen. Darauf warte ich nun schon seit über 4 (vier) Jahren...
„Blaumann auf Muscheln“ von Ron Simon