Wir kennen die Symbolbilder, mit denen die Redaktion der Stormarn-Beilage ihre Beiträge im Internet garniert. Heute geht die Redaktion den umgekehrten Weg, sprich: Janina Heinemann bringt einen Symbol-Text. Was meint: Der heutige Aufmacher des Blattes, betitelt: “Die Meerschweinchen-Flüchtlinge kommen”, ist ein Symbolbeitrag zum derzeitigen Flüchtlingsdrama.
Wir kennen sie alle, die klassischen Tierfabeln von Aesop, Jean de La Fontaine und anderen Dichtern, wo in kurzen Geschichten die Tiere mit menschlichen Eigenschaften dargestellt werden. Hinter diesen Fabeln steckt die Absicht der Belehrung des Menschen.
Und genau so eine Fabel hat Janina Heinemann verfasst. Sie berichtet von einer jungen Frau, die Meerschweinchen rettet und darüber sehr viel Kummerspeck angesammelt hat. Sie startet eine große Rettungsaktion für Meerschweinchen, die in Rumänien leben und dort genauso überflüssig sind wie in Deutschland. Und die junge Frau hat einen Tick: Sie züchtet sogar noch selber Meerschweinchen, weil es offenbar nicht genug davon gibt! Und sie bezahlt angeblich rund 20 bis 30 Euro für Futter – täglich! Und der Höhepunkt der Fabel: Janina Heinemann nennt eine Kontonummer, mit der die Leser der Stormarn-Beilage das Hobby der jungen Frau finanzieren sollen.
Lesen Sie bitte die die ganze Fabel in der heutigen Ausgabe! Bevor Sie darüber den Kopf schütteln, sollten Sie daran denken, dass die Meerschweinchen (im Bericht ist auch von Ratten und Mäusen die Rede) an Stelle von Menschen stehen, und zwar Flüchtlingen und Hungerleidern überall in der Welt. In diesem Sinne verdeutlicht die Überschrift “Die Meerschweinchen-Flüchtlinge kommen” eigentlich schon alles. Und wer auf das angeführte Konto spendet, hat die Fabel einfach nicht verstanden.
Die Alternative: Wer die Zeile “Die Meerschweinchen-Flüchtlinge kommen” gedichtet hat, muss einen an der Waffel haben, anders kann ich mir das nicht erklären.
Wenn ich das richtig erkenne, dann trifft die von Ihnen genannte Alternative zu. Denn der gleiche Bericht wurde online überschrieben mit dem Text: “‘NOT-FELLE’ Schönbergerin rettet rumänischen Meerschweinchen Janina Heinemann”.
Ich fand ja schon den anders getitelten Online- Artikel – gelinde gesagt – seltsam.
Aber was nun in gedruckter Form unter unsäglich geschmackloser Überschrift erschienen ist, kann nicht mehr hingenommen werden.
Solche Artikel (in der Form) und derartige Überschriften hätte ich nicht einmal als Verbindungslehrerin und damit Verantwortliche für eine Schülerzeitung durchgehen lassen – und die Redakteure hätten das auch – nach einem Gespräch – verstanden!
Schlimm finde ich auch, dass hier Menschen, die es gut meinen, mit ihrer Naivität bloßgestellt werden und dass hier noch Werbung für eine unsinnige Sache gemacht wird.
Wie tief will die Stormarnbeilage noch sinken?
Kein Wunder, dass die “gestandenen” Redakteure und Redakteurinnen sehr ernst auf Fotos aussehen, die Lehrlinge hingegen nur freundlich- hübsch – da ist nirgendwo mehr ein Blitzen in den Augen, ein Gesicht, das auf Wachsamkeit, Intelligenz, Humor schließen lässt – und die von ihnen verfassten Beiträge sprechen ja für sich.
War ich jetzt zu direkt?
Und hier noch mehr symbolische Bilder und Fragen – heute in der Stormarnbeilage:
Auf Seite drei werden zwei blutjunge Leute vorgestellt, die “beim Bundeswettbewerb “Jugend musiziert” jeweils einen ersten Platz” geholt haben. Beide sind 15 Jahre jung. Beide wohnen im schönen Stormarn. Und Im Text verrät Frau Tabel, aus der Redaktion, noch viel viel mehr tolle Gemeinsamkeiten von Maximilian und Pauline.
Dann aber trennt Frau Tabel brutal:
Pauline darf sich auf einem 25 cm hohen Foto präsentieren.
Maximilian wird auf fünf cm niedrig gehalten.
Frage: Was symbolisiert das ?
Möglichkeit 1: Pauline ist überdeutlich gemeinsamer als Maximilian.
Möglichkeit 2: Pauline hat deutlich längere Haare als Maximilian.
Möglichkeit 3: Pauline darf Werbung für einen bekannten Brillenhändler machen.
Möglichkeit 4: Paulines Klavier ist deutlich schwerer als Maximilians Cello.
Allerletzte Möglichkeit 5:
Frau Tabel steht ihrer Geschlechtsgenossin Pauline von Natur aus näher.
Und Frau Fricke hat alles mit dem Prädikat “eindeutig gleichgestellt” abgesegnet.
So hat alles seine symbolische Ordnung.
HJL
Wenn ich dazu vielleicht einen hilfreichen Tipp geben darf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cuy_chactado
Mit freundlicher Empfehlung
K.
🙂 Herrlich, Kassandra! Wo können wir uns wann mal zu einem Festmahl treffen – nun ja – ein Salat mit Putenstreifen tut es durchaus auch…
Ja, Flüchtlinge sind doch sooooo niedlich, richtig schnuggelich! Vielleicht könnte man auch 30 dieser kleinen Schweine in der Redaktion der Stormarn-Beilage unterbringen? So ein paar Haustiere sind doch gar nicht so verkehrt, oder? Man könnte ihnen auch Namen geben. Z. B. Hinner. Oder Ralphi. Oder Jani, Jule, Mirabelle – wie auch immer. Und dann hätte man auch jeden Tag aufs Neue wieder einen tollen Aufmacher – aus Stormarn und weltweit exklusiv!
Noch scherzen Sie… Ich bin sicher, dass wir nun regelmäßig durch Mirabelle, Jani und Andere regelmäßig auf der 1. Seite über das Leben der außereuropäischen Delikatessen und ihrer Pflegemutti informiert werden.
Das ist doch eine Bereicherung – und da es sonst hier nichts Berichtenswertes gibt (schade- heute mal kein Unfall ;-( ), freuen wir uns doch über Berichte über diese kleinen Nager.
Sind die Redakteurinnen wirklich nicht im Gespräch mit der jungen Frau auf den Gedanken gekommen, dass es nicht unbedingt (nur) die Hamster sind, die Hilfe brauchen?
Kassandra liegt richtig. In den Anden gelten gegrillte Meerschweinchen als Delikatesse. Ich meine, dass sie sogar besser schmecken als unsere Grillhähnchen. Auch dort werden sie wie unsere Hähnchen mit den Fingern gegessen. Überall in den Dörfern ist der leckere Bratenduft aufzunehmen, wie bei uns der leckere Duft von Brathähnchen. Allerdings ist der Geruch und der Geschmack von Meerschweinchen um mehrere Nuancen leckerer als der von Hähnchen.
Auf Survival-Touren werden die kleinen Nager dick mit Lehm eingerieben und dann, nach dem Entfernen der Lehmschale mit dem Fell, noch einmal mit Gewürzen auf der Haut knusperig gegrillt.
Es ist eine gute Idee, hier Meerschweinchen zu züchten. Das bereichert unsere internationale Speisekarte.
Ich hoffe, das sich anstelle des Chinesen am Reeshoop dort ein Marokkaner oder ein Afghane niederlässt. Ziegen-/ Schafsaugensuppe, rasierte Ziegen-/Schafsbeine, Hoden, Kaldaunen usw. sind Delikatessen.
Mit kullinarischen Grüßen
Wolfgang König
Vor lauter Satire habe ich die Ernsthaftigkeit vergessen. Tierschutz, Pflanzenschutz und Rettung von Tierleben habe auch ich mir auf die Fahne geschrieben. Nicht umsonst bin ich Mitglied solcher Vereine. Aber Tiere auf die Stufe von Flüchlingen zu heben, ist schon etwas makaber in unserer heutigen Zeit. Selbst bei Lemmingen und Heuschrecken denke ich nicht an Flüchtlinge.
Wenn ich jetzt die deutschen Hähnchen vor dem Grill rette oder die Hühner vor der Suppe, komme ich dann auch auf die Titelseite vom Abendblatt bzw. Stormarnseite? Ich meine natürlich mit meiner Kontonummer?!
Die Zeitung schreibt auch bewusst die Unwahrheit, wenn sie behauptet, dass die Frau “Labortiere” retten will. Labortiere sind Tiere, die für Laborzwecke missbraucht werden sollen. Dem Bericht zufolge sind die Tiere gar nicht vorgesehen für Laborversuche. Warum, Frau Heinemann, schreiben Sie solchen Unsinn? Um falsches Mitleid zu erwecken und Geld bei Ihren Lesern locker zu machen? Ich muss mich doch sehr wundern, dass eine Zeitung, die ich bis jetzt immer für seriös gehalten habe, solchen Bullshit vrebreitet. Schämen sollte sich die Redaktion! 🙁
In einer Zeit, wo Flüchtlinge ihr nacktes Leben retten, berichtet die Stormarnredaktion, dass Meerschweinchen-Flüchtlinge einen Urlaub auf einem Bauernhof machen sollen. Gehts noch?
Vielleicht kennt Frau Heinemann Frau Lüdtke persönlich und will ihr aus der finanziellen Klemme helfen.
Dass uns halbwegs intelligenten Lesern so ein unerträglicher Unsinn vorgesetzt wird, ist anders nicht zu erklären – und dass Korrektur der Lehrlingsbeiträge bekanntermaßen nicht stattfindet, wissen die Auszubildenden – die leider offensichtlich niemand ausbildet – natürlich auch.
Ja – die Redaktion sollte sich schämen – und das nicht zum ersten Mal!